Tag 6 Wie kommt das Kind an Informationen?

Die Beschaffung von Informationen ist die Grundlage der kognitiven Entwicklung.
Bei der Informationsbeschaffung wird das Kind immer selbstständiger.
Diese Entwicklung vollzieht sich in Stufen:

1) Sinneseindrücke aus der unmittelbaren Umwelt (bereits im Mutterleib)

2) Sinneseindrücke aus der nächsten Umwelt (als „Liegekind“). Das Kind ist
noch sehr unselbstständig und darauf angewiesen, dass ihm eine interessante Umgebung
nahegebracht wird.

3) Hand-Auge-Koordination erhöht die Selbstständigkeit.

4) Selbstständiges Aufsetzen erweitert vor allem den wichtigen optischen
Horizont.

5) Fortbewegung (Rollen, Kriechen, Krabbeln, Laufen) ermöglichen es dem
Kind, zu interessanten Dingen hinzukommen.

6) Die Lautsprache (passiv und aktiv) ermöglicht dem Kind, das Wissen und
die Erfahrungen anderer Menschen aktiv auszunutzen. Zuhören, Fragen
stellen. Hoch begabte Kinder haben diese Möglichkeit oft schon mit drei
Jahren voll entwickelt.

7) Lesen können bedeutet einen riesigen Sprung, es vervielfältigt die
Möglichkeiten, sich (gezielt) Informationen zu beschaffen. Besonders
wissensdurstige Kinder streben deshalb früh zum Lesen.

8) Gekonnte Internet-Nutzung vervielfältigt die Möglichkeiten zur
Informationsbeschaffung nochmals.

Gute Strategien zur Informationsbeschaffung (zum Beispiel um persönliche oder berufliche Aufgaben oder Probleme zu lösen) integrieren alle diese Möglichkeiten.
Menschen können lernen, das ganze Spektrum zu nutzen:
von In-sich-Hineinhorchen bis zum Surfen im Internet.

Tag 12 Abschluss-Fragebogen

Kurs „Hochbegabtenförderung im Vorschulbereich“  (Zeitraum)

Evaluationsbogen Nr. 3 Datum:________

Teilnehmer/in Nr. _________

Liebe Teilnehmerin, lieber Teilnehmer,

das Ende des Kurses ist erreicht. Bitte gib uns eine Rückmeldung, indem Du die folgenden Fragen beantwortest.

Die Beurteilung erfolgt auf einer Skala von 1 bis 5
1 = trifft nicht zu
2 = trifft weniger zu
3 = trifft teilweise zu
4 = trifft überwiegend zu
5 = trifft voll zu

Falls die Frage für Dich nicht zutrifft: bitte die Frage durchstreichen.

*********************

1) Die inhaltlichen Inputs erschienen mir wesentlich und wurden interessant dargestellt.
1 O 2 O 3 O 4 O 5 O

2) Über organisatorische Fragen des Kurses wurde ich gut informiert.
1 O 2 O 3 O 4 O 5 O

3) Die Atmosphäre während der Seminarphasen war freundlich und kooperativ.
1 O 2 O 3 O 4 O 5 O

4) Die Arbeitsunterlagen (Kopien) waren von der Menge und der Qualität her ausreichend.
1 O 2 O 3 O 4 O 5 O

5) Die zeitliche Strukturierung war angemessen. (Pausen etc.)
1 O 2 O 3 O 4 O 5 O

6) Das Arbeitstempo war überwiegend angemessen.
1 O 2 O 3 O 4 O 5 O

7) Ich hatte genügend Gelegenheit, mich zu beteiligen.
1 O 2 O 3 O 4 O 5 O

8) Die Seminarphasen haben mich motiviert.
1 O 2 O 3 O 4 O 5 O

9) Die Leitung wirkte auf mich gut vorbereitet und kompetent.
1 O 2 O 3 O 4 O 5 O

10) Die Ziele der Seminarphasen waren für mich klar und transparent.
1 O 2 O 3 O 4 O 5 O

11) Die einzelnen Themen wurden ausreichend komplex behandelt.
1 O 2 O 3 O 4 O 5 O

12) Die Inhalte sind verständlich dargestellt worden.
1 O 2 O 3 O 4 O 5 O

13) Es gab ausreichend Gelegenheit nachzufragen.
1 O 2 O 3 O 4 O 5 O

14) Es gab ausreichend Gelegenheit (gemessen an der insgesamt zur Verfügung stehenden Zeit) zum Diskutieren.
1 O 2 O 3 O 4 O 5 O

15) Es gab ausreichend Gelegenheit (gemessen an der insgesamt zur Verfügung stehenden Zeit) zum Erfahrungsaustausch.
1 O 2 O 3 O 4 O 5 O

16) Das vermittelte und erarbeitete Wissen hat mein Verständnis von Hochbegabung verändert bzw. erweitert.
1 O 2 O 3 O 4 O 5 O

17) Das vermittelte und erarbeitete Wissen hat meine pädagogische Kompetenz im Elementarbereich erweitert.
1 O 2 O 3 O 4 O 5 O

18) Das vermittelte und erarbeitete Wissen hat mir geholfen, die über- durchschnittlich begabten Kinder angemessener wahrzunehmen.
1 O 2 O 3 O 4 O 5 O

19) Das Anspruchsniveau der Seminarphasen empfand ich überwiegend als angemessen.
1 O 2 O 3 O 4 O 5 O

20) Die Verknüpfung von Theorie und Praxis empfand ich als gelungen.
1 O 2 O 3 O 4 O 5 O

21) Ich wurde angemessen auf die Praxisaufgaben vorbereitet.
1 O 2 O 3 O 4 O 5 O

22) Ich hatte Gelegenheit, zwischen den Seminarphasen Fragen an die Kursleitung zu stellen, und habe, wenn ich diese Möglichkeit genutzt habe, zufrieden stellende Antworten erhalten.
1 O 2 O 3 O 4 O 5 O
Bitte diese Frage streichen, wenn kein Kontakt gesucht wurde.

23) Ich bin zufrieden mit der Korrektur der Praxisaufgaben.
1 O 2 O 3 O 4 O 5 O

24) Ich bin zufrieden mit der Korrektur der Literaturaufgaben.
1 O 2 O 3 O 4 O 5 O

25) Die Literaturaufgaben waren hilfreich, um Hochbegabung differenzierter zu sehen.
1 O 2 O 3 O 4 O 5 O

26) Die Praxisaufgaben habe ich als wichtigen Teil des Lernprozesses im Kurs erlebt.
1 O 2 O 3 O 4 O 5 O

27) Ich konnte bereits jetzt erreichen, dass ein oder mehrere Kinder in meiner Gruppe / Einrichtung besser in die Gruppe/ Einrichtung integriert sind.
1 O 2 O 3 O 4 O 5 O

28) Ich traue mir nach dem Kurs zu, erfolgreich daraufhin zu wirken, dass hoch begabte und überdurchschnittlich begabte Kinder in meiner Gruppe / Einrichtung gut in die Gruppe/ Einrichtung integriert werden.
1 O 2 O 3 O 4 O 5 O

29) Ich konnte erreichen, dass ein oder mehrere Kinder in meiner Gruppe / Einrichtung jetzt deutlicher gefördert und weniger unterfordert werden.
1 O 2 O 3 O 4 O 5 O

30) Ich traue mir nach dem Kurs zu, hoch begabte und überdurchschnittlich begabte Kinder im Kindergartenalltag so zu fördern (soweit es die
Rahmenbedingungen meiner Arbeit zulassen), dass sie sich verstanden und geistig herausgefordert fühlen.
1 O 2 O 3 O 4 O 5 O

31) Mein Team ist an Fragen der Hochbegabtenförderung jetzt stärker interessiert als vor dem Kurs.
1 O 2 O 3 O 4 O 5 O

32) Von Eltern habe ich während der Kurszeit positive Rückmeldungen erhalten, die sich auf meine Förderung besonders begabter Kinder beziehen.
1 O 2 O 3 O 4 O 5 O

33) Ich traue mir nach dem Kurs zu, mit Eltern über besondere Begabungen ihres Kindes zu sprechen.
1 O 2 O 3 O 4 O 5 O

34) Ich bin an weiterem Erfahrungsaustausch mit den Kurskolleginnen (auch der anderen Kurse) interessiert.
http://www.ihvo.de/wp-content/uploads/2022/05/Bild-27.jpg1 O 2 O 3 O 4 O 5 O

35) Bitte kreuzen Sie an, wie sicher / unsicher Sie sich jetzt in folgenden Bereichen fühlen:

36) Für nachfolgende Kurse möchte ich folgende Anregungen geben:

 

 

 

 

 

 

Danke für die Beantwortung der Fragen!

 

Tag 5 Begriffsentwicklung am Beispiel der Apfelsine

Das unten abgebildete Mind-Map enthält in der Mitte ein A. für Apfelsine. Zunächst stand nur dieses A. in der Mitte eines großen, ansonsten leeren Blattes. In der Kita-Gruppe wurde nun das Wissen der Kinder zum Begriff Apfelsine zusammen getragen. Jede neue Ergänzung, die ein Kind nannte, wurde in das Mind-Map eingefügt. Dabei stellt jeder Zweig, der von der Mitte ausgeht, einen anderen Aspekt des Begriffs Apfelsine dar, zum Beispiel die Herkunft oder die Essbarkeit.

An diesem Beispiel lässt sich erahnen, wie ein Kind aus einem einfachen Begriff allmählich einen ganz komplexen Begriff entwickelt, der wiederum mit anderen ihm schon bekannten Begriffen vernetzt wird.

Natürlich kann man solche Mind-Maps zu allen möglichen Begriffen erstellen.

Wenn man ein solches Mind-Map in einer Kita-Gruppe – am besten mit einer Kleingruppe – erstellt, kann man erkennen, welches Kind bisher nur einfache Vorstellungen zu dem Begriff Apfelsine hat und welches schon über differenziertes, umfangreicheres Wissen verfügt. So gewinnt man Hinweise für die Angebots-Planung.

Zur Vertiefung: Pläne, Zeichnungen, Skizzen, Mind-Maps 

Tag 6 Wie lernen (hoch) begabte Kinder lesen?

Vier Grundsätze

1.
Um lesen zu lernen muss man nicht Buchstaben schreiben können.
Schreiben lernen ist ein eigener Lernprozess, der überhaupt nicht mit dem Lese-Lernprozess verknüpft sein muss.

2.
Hoch begabte Kinder wollen nur in seltenen Fällen Buchstaben kneten, basteln, verzieren oder gar tanzen.
Sie erfassen die abstrakte Form auch ohne solche Hinführungen. Unter Umständen reagieren sie eher verstört oder verstimmt  auf solche unmotivierten Umwege zum Glück (des Lesen-Könnens).

3.
Das Lesen-Lernen passiert in mehreren Schritten. Damit ein Kind zum nächsten Schritt übergehen kann, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein.

4.
Ein motiviertes Kind sollte nicht warten müssen, bis andere Kinder auch so weit sind.

************

Im Online-Handbuch werden 3 Lernschritte für den Lese-Lern-Prozess genannt und erläutert:

Erster Lernschritt:
Einige häufig vorkommende Buchstaben kennen lernen und sicher wiedererkennen.

Zweiter Lernschritt:
Laute zu einem Wort zusammenziehen (Lesen, das Prinzip verstanden haben).

Dritter Lernschritt:
Das selbstständige Üben des Lesens.
Dabei geschieht die Erschließung immer schwierigerer Lautverbindungen und immer längerer Wörter und Sätze.
Stetige Erhöhung des Lesetempos.

⇒ Diese Lernschritte werden näher behandelt im Handbuch-Beitrag:
Früh Lesen lernen, im Abschnitt:
Und wie geht es nun, Kindern beim Lesen lernen zu helfen?

 

 

Tag 5 Fragen zum Denken

 

 

*********
O Wie viel sind meine Gedanken, Fragen und Erkenntnisse Wert?
Wer interessiert sich dafür?
*********
O Ist selbstständiges Denken erwünscht? Oder bin ich lieber still?
*********
O Darf ich mich irren? Darf ich Fehler machen? 
Was passiert dann?
*********
O Was nützt es, wenn ich denke?
Haben meine Gedanken Kraft, kann ich durch Denken etwas bewirken?
*********
O  Wie viele richtige Antworten (Lösungen) gibt es für eine Frage (oder für ein Problem?)
*********
O  Bin ich mit Weiterdenken und mit Querdenken erfolgreich/ beliebt?
*********
O  Kann ich gut denken?
*********
O  Glauben die Anderen, dass ich klug bin, oder glauben sie, dass ich dumm bin?
*********
O  Was nützt es mir (oder den Anderen), wenn ich meine Gedanken und Ideen mit Anderen austausche?
*********
O  Komme ich dadurch weiter in den Dingen, die für mich wichtig sind und für die ich mich interessiere?

 

Solche und ähnliche Fragen gehen älteren hoch begabten Vorschulkindern im Kopf herum.

⇒ Positive Erfahrungen, die das Kind hierzu im Kindergarten macht, sind wichtig.
Sie können positive, stärkende Erfahrungen aus der Familie ergänzen oder auch negative ersetzen.

 

Tag 5 Kognitive Förderung

1 Begriffsdefinition: Was ist Kognition?

Kognition ist die Gesamtheit des erkennenden Denkens:

    • Erkennen von Übereinstimmungen und Unterschieden (sortierendes Denken)
    • Erkennen von Hierarchien (systematisches Denken)
    • Erkennen von offenen Fragen (forschendes Denken)
    • Erkennen von Ursachen (kausales Denken)
    • Erkennen des Werts von Aussagen Anderer (aneignendes Denken)
    • Erkennen von Handlungsmöglichkeiten (planendes Denken)
    • Erkennen von Widersprüchen (kritisches Denken)
    • Erkennen von Zusammenhängen, Finden von Verknüpfungen (vernetztes, systemisches Denken)
    • Erkennen von Problemen und Finden von Lösungsmöglichkeiten (problemlösendes Denken)

Alle diese Denkoperationen können nachahmend und nachvollziehend
und/oder kreativ geschehen.

2 Kognitive Entwicklung

Die kognitive Entwicklung startet spätestens mit der Geburt und hält lebenslang an. Sie ist von physiologischen Bedingungen abhängig.

    • Alle Kinder sind intrinsisch motiviert, sich kognitiv zu entwickeln (Neugier, Kapiertrieb…).
    • Sie haben ein Grundbedürfnis („Hunger“) nach neuen Eindrücken (nach Informationsbeschaffung).
    • Sie haben ein Grundbedürfnis nach effektiver zentraler Verarbeitung der Informationen (nach Denken und Verstehen).

Wie viel geistigen Hunger ein Kind zeigt und wie schnell es „satt“ wird, (wie schnell zum Beispiel seine Aufmerksamkeit erlahmt, wie viele Fragen es stellt, wie intensiv es über eine Frage nachdenkt) ist von seiner intellektuellen Begabung abhängig.
Der „geistige Hunger“ hat physiologische Grundlagen, die sich vermutlich stark unterscheiden können. In welchem Maße dann eine Entwicklung statt findet, hängt aber auch sehr stark von der kognitiven Förderung ab, die das Kind erfährt.

Impulse zu seiner kognitiven Entwicklung erhält das Kind

    • aus seinem eigenen Körper,
    • aus der sächlichen Umwelt,
    • aus der sozialen Umwelt,
    • durch absichtliche, bewusste, gezielte Förderung.

3 Gezielte Förderung

Kognitive Förderung ist alles, was Kinder zum Wissenserwerb, zum eigenständigen Denken und Nachdenken anregt und herausfordert.

    • Denken wird durch Denken geübt.
    • Es geht darum, die vielfältigen Möglichkeiten des Denkens auszuschöpfen.

Bewährte Methoden:

    • Kognitive Förderung durch überlegte Unterstützung des Freispiels.
    • Kognitive Förderung durch gute Fragen.
      Am Anfang eines kreativen (Denk-) Prozesses steht immer eine gute Frage.
      Auf diese Frage kann man alleine kommen; genau so gut ist es aber möglich, dass Jemand anders die gute Frage in den Raum stellt.
    • Kognitive Förderung durch Bilderbücher und andere Medien.
      These: Mit einem guten Bilderbuch kann man sich in der Gruppe ein ganzes Jahr über kreativ beschäftigen.
    • Kognitive Förderung durch Einbeziehung von Experten.
    • Kognitive Förderung durch Projekte und Kleingruppenarbeit.
    • Kognitive Förderung durch Erkundungen in der Umgebung.

Tag 12 Wiederholungsfragen

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Nenne 3 Ängste, die Eltern empfinden können, wenn sie erfahren, dass ihr Kind hoch begabt sein könnte.

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Welche kognitiven Fähigkeiten können uns bei einem dreijährigen, vermutlich hoch begabten Kind in erstaunen versetzen, weil die meisten anderen Gleichaltrigen (noch) nicht über sie verfügen.

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Bring die Begriffe „Spiel- und Lernbedürfnisse“, „Leistung“ und „Grundstimmung“ in einen sinnvollen Zusammenhang.

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Eine Hochbegabung im sozialen Bereich kann nicht getestet werden. Welche Verhaltensweisen könnte ein Kindergartenkind zeigen, das eine Hochbegabung in diesem Bereich hat?

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Was verstehen wir unter dem psychosozialen Dilemma des hoch begabten Kindes?

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Warum sollte Hochbegabtenförderung im Kindergarten integrativ geschehen?

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Wie würdest du methodisch vorgehen, um für ein Kind den besten Einschulungstermin zu finden, den du den Eltern empfehlen kannst?

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Versuche den Begriff „Perfektionismus“ positiv zu wenden.

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Stell dir vor, du willst einer Lehrerin / einem Lehrer vermitteln, dass ein Kind vermutlich hoch begabt ist. Du willst den Begriff „Hochbegabung“ dabei nicht verwenden. Was sagst du?

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Tag 12 Was können wir im Kindergarten für hoch begabte Kinder tun?

    • Die besonderen Interessen und die besonderen Spiel- und Lernbedürfnisse des Kindes wahrnehmen und Ernst nehmen.
    •  

    • Unterforderung wahrnehmen. Verständnis für die Dauerfrustration des Kindes entwickeln und dieses Verständnis dem Kind signalisieren.
    •  

    • Auch die intellektuellen Fähigkeiten und Leistungen des Kindes unbefangen wertschätzen und bestätigen, unter vier Augen / vor der Gruppe.
    •  

    • Die üblichen Altersnormen vergessen, das Kind bei anspruchsvolleren Tätigkeiten und Aufgaben der Älteren mitmachen lassen.
    •  

    • Dem Kind angemessene Extra-Anregungen geben, angemessene Herausforderungen an das Kind stellen.
    •  

    • Bei Projekten und in Kleingruppenarbeit die Ideen und Anregungen des Kindes aufgreifen und für die ganze Gruppe nutzbar machen.
    •  

    • Dem hoch begabten Kind und den anderen Kindern der Gruppe Erklärungsmuster für das Anders-Sein liefern.
    •  

    • Dem Kind nicht vorschnell Defizite im Sozialverhalten zuschreiben, sondern genau beobachten, wie weit die Kommunikation (vor allem in den ersten Tagen und
      Wochen) mit den anderen Kindern gelingt.
      Wenn nötig, Hilfestellung geben, vermitteln und Äußerungen der Kinder „übersetzen“.
    •  

    • Früh-Lesen und frühe Leselernwünsche des Kindes begrüßen und aktiv unterstützen – als Möglichkeit und Werkzeug für das Kind, selbstständig seinen großen Wissensdurst zu stillen.
    •  

    • Spielmaterial, Bücher, Werkzeuge und Geräte, bereit stellen, die dem geistigen Anspruchsniveau des Kindes entsprechen (evtl. unter Mithilfe der Eltern).
    •  

    • Nach adäquaten Spielpartnern für das Kind Ausschau halten (evtl. auch im Hort), so dass das Kind auch Gelegenheit hat, schwierige Spiele und komplexe Spielideen zusammen mit anderen Kindern zu verwirklichen.
    •  

    • Um eine bessere Clusterbildung im Kindergarten zu ermöglichen,
      dem Kindergarten das Profil (Hoch-)Begabtenförderung geben. Gründliche Fortbildung dafür einfordern.
    •  

    • In Elterngesprächen auch die intellektuellen Stärken des Kindes klar benennen und wertschätzen. Problematische Entwicklungen an Hand ganz konkreter Beobachtungen erläutern.
    •  

    • Die Eltern zur Unterstützung adäquater Freundschaften des Kindes ermutigen.
    •  

    • Eine Empfehlung zur Früh-Einschulung gründlich in Erwägung ziehen. Sich dafür einsetzen, dass das Kind die Möglichkeit erhält, wirklich unverbindlich längere Zeit in der Schule zu „schnuppern“, damit alle Beteiligten (Kind, Eltern, Kindergarten,
      Schule) eine begründete Entscheidung treffen können.

Konzepte zur Förderung und viele Praxisbeispiele finden Sie in Kap. 4 des Online-Handbuchs www.ihvo.de/handbuch.

 

Tag 12: Merkmale kreativer Menschen

Kreativität und Komplexität

Nach: Csikszentmihalyi, M. (1997). Kreativität. Stuttgart: Klett-Cotta
Kapitel: Die kreative Persönlichkeit (S. 80-115)

„Ohne eine gute Portion Neugier, Staunen und Interesse für das Wesen und die Funktionsweise der Dinge (und sozialen Prozesse – H.V.) ist es schwierig, ein interessantes Problem zu erkennen. Offenheit für neue Erfahrungen, unvoreingenommene Wahrnehmung und flexible Verarbeitung von äußeren Eindrücken sind von großem Vorteil, wenn man kreative Veränderungsmöglichkeiten erkennen will.“ (S. 82)

„Wenn ich mit einem Wort zusammenfassen sollte, was ihre Persönlichkeit (die Persönlichkeit kreativer Menschen -HV) von anderen unterscheidet, so wäre es Komplexität. Kreative Personen vereinen widersprüchliche Extreme in sich …… normalerweise bilden wir nur einen Pol des Widersprüchlichen aus…“ (S. 88)

„Die Ausbildung einer komplexen Persönlichkeit hat nichts mit Farblosigkeit oder Durchschnittlichkeit zu tun. Es ist keine Mittelstellung zwischen zwei Extremen. Es bedeutet zum Beispiel nicht, daß man sich immer nur wischi-waschi verhält und nie besonders wettbewerbsorientiert oder besonders kooperativ ist, sondern viel eher die Fähigkeit, von einem Extrem ins andere zu wechseln, wenn es die Situation erfordert.“ (S. 89)

Die zehn Dimensionen der Komplexität – Zusammenfassung

Besonders kreative und begabte Menschen vereinen in sich folgende gegensätzliche Merkmale:

1)
Sie verfügen über eine Menge physischer Energie, aber sind auch häufig ruhig und entspannt. Sie haben Kontrolle über ihre Energieressourcen.

2)
Sie sind weltklug und naiv zugleich. (Weisheit und Kindlichkeit.) Sie können sowohl divergentes (flüssiges, flexibles, originelles) Denken, als auch konvergentes Denken (=gute von schlechten Ideen unterscheiden können) gut nutzen.

3)
Sie verbinden Disziplin und Verantwortungsbewusstsein mit Spielerischem und Ungebundenheit. Leichtigkeit, das Experimentieren mit Ideen werden ergänzt durch Hartnäckigkeit, Dickköpfigkeit und Ausdauer.

4)
Sie wechseln zwischen Imagination und Fantasie auf der anderen und bodenständiger Realität auf der anderen Seite. Sie begreifen Wirklichkeit als etwas Relatives und Veränderliches. Sie erkennen Zeichen von Veränderbarkeit.

5)
Sie vereinen Extroversion und Introversion. Sie können interagieren, gesellig sein, Kontakte knüpfen und pflegen – aber sie können sich auch zurückziehen (bis hin zur Unhöflichkeit und sogar Rücksichtslosigkeit), sie können auch Alleinsein und zeitweilig Einsamkeit gut ertragen, wenn es die Verfolgung ihrer Ziele erfordert.

6)
Sie zeigen eine Mischung aus Demut (Scheu und Bescheidenheit vor ihrer Domäne) und Stolz (ein starkes Selbstbewusstsein; sie wissen, dass sie viel können oder erreicht haben).
Dazu kommt der Gegensatz zwischen Ehrgeiz und Wettbewerb auf der einen Seite, sowie Selbstlosigkeit und Kooperation auf der anderen Seite. Aggressivität = Veränderungswille erfordert harten Kampf. Oft werden große Nachteile in Kauf genommen, um eine Veränderung zu erreichen (z.B. eine wissenschaftliche Idee durchzusetzen).

7)
Sie vereinen „männliche“ und „weibliche“ Verhaltensweisen. Sie entfliehen der rigiden Geschlechtsrollenverteilung. Kreative und besonders begabte Mädchen sind dominierender und durchsetzungsfähiger als andere Mädchen. Kreative und besonders begabte Jungen sind sensibler und weniger aggressiv als andere Jungen.

8)
Sie sind rebellisch und unabhängig, stellen Traditionelles in Frage (nur so kann Weiterentwicklung stattfinden), Sie sind auch Traditionalisten, die Bewährtes erkennen können und daran anknüpfen und darauf aufbauen.
Sie haben Mut, Risiken einzugehen. Mangelnder Mut ist häufig die Ursache, wenn Leute scheitern.

9)
Sie bringen sehr viel Leidenschaft für ihre Arbeit auf und können ihr dennoch mit einem großen Maß an Objektivität begegnen. Ohne Leidenschaft verliert man schnell das Interesse an einer schwierigen Aufgabe; aber ohne Objektivität leiden Qualität und Glaubwürdigkeit der Arbeit.

10)
Sie erleben durch ihre Offenheit und Sensibilität oft Leid und Schmerz, sind aber auch intensiver Freude ausgesetzt. „Wahr ist…, daß ein tiefes Interesse oder Engagement für komplizierte Sachverhalte häufig nicht belohnt wird oder gar auf Hohn und Spott stößt. Ein divergierendes Denken wird von der Mehrheit oft als Abweichung von der Norm aufgefaßt, was dazu führen kann, daß die kreative Person sich isoliert und mißverstanden fühlt.“ (S. 112) „Aber sobald die Person in ihrem jeweiligen Spezialgebiet arbeitet, verdrängt Freude alle Ängste und Sorgen. Die vielleicht wichtigste Eigenschaft, die sich bei fast allen kreativen Personen findet, ist die Fähigkeit, den Schaffensprozeß um seiner selbst willen zu genießen.“ (S. 113)

 

Tag 10 Praxisaufgabe 5

 

 

In dieser Hausaufgabe soll (noch einmal) ein Projekt in einer Kleingruppe durchgeführt werden, das an den Interessen und Spiel- und Lernbedürfnissen des Beobachtungskindes anknüpft und ihm echte Herausforderungen bietet.

Bitte beachte dabei die Kopie Fragen zu Projekten.

Es ist anzustreben, dass das hoch begabte Kind im Projekt positive Erfahrungen der Zusammenarbeit mit mindestens einem anderen Kind macht.

Es sollte mit dem hoch begabten Kind (evtl. auch mit den anderen Kindern) zum Abschluss eine Auswertung des Projekts vorgenommen werden, und zwar unter Verwendung solcher oder ähnlicher Fragen:
– Wie ist es gewesen?
– Was hast du/habt ihr gelernt?
– Was konntet ihr selber machen?
– Wie gut konntest du mit den anderen Kindern zusammen arbeiten?
– Wer hatte welche gute Idee?
– Wer konnte was besonders gut?
– Wie wichtig findest du / findet ihr das Ergebnis, das wir erreicht haben?…)

Wichtig ist wieder, dass Du klar Deine Ziele formulierst und ihre Erreichung überprüfst.

Bitte beachte beim Schreiben Deiner Arbeit den Leitfaden zur Bearbeitung von Praxisaufgaben.

Viel Freude bei der Arbeit!

*********************
Bitte schicke Deine Ausarbeitung dazu bis zum Datum an die Kursleitung.