What Can We Do in Kindergarten?

by Hanna Vock

 

While chapter 2 of the manual deals with recognising gifted children as early as possible and chapter 3 illuminates the specific characteristics of these children for a better understanding, chapter 4 is about measures of advancement in practice.
Chapter 4.1 compiles general basics of advancement in kindergarten; the following sub-divisions of the chapter deal with the different areas of education with every article attaching importance to a holistic approach.
You will find the concepts from chapter 2 (recognising) and chapter 3 (understanding) surfacing again in this chapter.
The described activities and projects facilitate a deeper understanding of gifted children – even if this is not always explicitly described; at the same time the potentials of the children are being assessed more accurately.

Oftentimes children who up to that point have not stood out as extraordinarily talented suddenly draw attention and their gift is recognised.

 

… in a nutshell …

The whole of the 4th chapter is dedicated to the question of what is possible in kindergarten to advance gifted children. This article will provide a first overview of what we at the IHVO consider to be important for good advancement.

The order of items in the following list does not represent an order of importance.

1.
It is important to recognise and acknowledge the special playing and learning needs of a child and to take these seriously.
What does that mean? Annotations.

2.
Notice when a child is underchallenged. Develop an understanding for the child’s permanent frustration and show it.
See: Permanent Frustration because of Being Underchallenged and Facing Incomprehension

3.
Acknowledge and appreciate the intellectual abilities and achievements of the child without inhibition – in conversation with the child as well as before the group.
See: Confirm Intellectual Achievements of the Children

4.
Forget about common age norms, let the child participate in the more challenging activities and tasks of older children.
See: Acceleration and Enrichment 

5.
Give the child adequate extra impulses, present adequate – not too small – challenges to the child.
See: Custom-fit Cognitive Advancement

6.
In projects and when working in small groups, do adopt the ideas and contributions provided by the child and incorporate them in the work for the whole group.
See: Advancement through Projects and Advancement in Small Groups – Possibilities and Advantages

7.
Help the gifted child and the group as a whole understand why and how the gifted child is different.

8.
Do not rush to assign deficits in social behaviour to the gifted child, but observe closely how successful the child communicates with the other children (especially during the first days and weeks). If necessary help, mediate or „translate“ statements the child has made.
See:  Children´s Questionnaire on Communication

9.
Do welcome the child’s wish to learn reading and support this endeavour actively – as a means to achieve greater independence in its pursuit of more knowledge.
See: Early Reading

10.
Provide playing materials, books, tools and gadgets that meet the child’s higher level of aspiration (maybe with the assistance of parents).

11.
Be on the lookout for adequate playing companions for the child (in other groups too), so that the child gets a chance to play more difficult games and realise more complex playing ideas with other children.
See: Playfellows and Friends of Gifted Children

12.
In order to facilitate better chances for creating clusters of more talented or even gifted children in kindergarten, proclaim the kindergarten as specialising in advancement of the gifted. Demand in-depth further trainings to that end or thoroughly study this manual.

13.
Acknowledge, mention and appreciate explicitly the intellectual strengths of the child. Explain strengths as well as problematic developments in parent consultations by exemplifying them with concrete observations.

14.
Encourage parents to support adequate friendships for the child.

15.
Give due consideration to a recommendation for early school enrolment. Commit yourself to the child’s chance to spend and try out school for a sufficient amount of time (non-binding) so that all parties involved may come to a well founded decision on the issue.
See: chapter 6 of this manual.

 

Date of publication in German: 08.12.09 / version 2021
Translation: Arno Zucknick
Copyright © Hanna Vock

Projects on Explorations in Physics and Chemistry

 

 

Erlebnistage

Die gruppenübergreifenden Erlebnistage sind in unserer Kita Teil unserer vorschulischen Bildung und werden vorrangig, jedoch nicht ausschließlich, von Vorschulkindern besucht. Die von den Kindern selbst gewählten Themen werden durch die Erzieherinnen so vorbereitet, dass die Anforderungen dem Entwicklungsalter der Vorschulkinder entsprechen.
Petra Cohnen

„Peter und der Wolf“ und die Malerei

von Petra Cohnen

 

Mein „Beobachtungskind“ Ergün ist inzwischen 5;4 Jahre alt. Ich plane nun ein Kleingruppenprojekt, das die Interessen, Spiel- und Lernbedürfnisse von Ergün auf eine herausfordernde Weise anspricht: das Entdecken des sinfonischen Märchens „Peter und der Wolf“ (von S. Prokofjev). Ich möchte die Kinder anregen, das Märchen auch bildnerisch zu gestalten.

Mehr über Ergün erfahren Sie hier:
Ergün, 3;10 Jahre
Experimentieren mit der Kerzenflamme

Ergün und die Musik

So sehe ich Ergün zur Zeit:

Ergün ist sich seiner Rolle als Vorschulkind bewusst, die Anmeldung in der Schule hat er positiv erlebt, er freut sich auf die Schule.

 

… kurz gefasst …

Im Rahmen einer herausfordernden, passgenauen Förderung für den fünfjährigen Ergün initiiert die Autorin ein Kleingruppenprojekt, das Musik und Malerei zusammenbringt. Es zeigt sich, dass alle sechs Kinder, insbesondere aber Ergün, bei diesem Projekt begeistert mitmachen, es eigenständig weiter vorantreiben, dabei gut aufeinander eingehen und viel lernen.

Die Impulse, die die Autorin setzt, sind im besten Sinne fördernd und werden von Ergün und in geringerem Maße auch von anderen Kindern der Kleingruppe mit eigenen Impulsen beantwortet.

Er durchlebt derzeit eine wichtige Phase in seiner sozialen Entwicklung. Er hat häufig Auseinandersetzungen mit anderen Jungen, die ebenfalls Vorschulkinder sind. Er sucht diese Auseinandersetzungen, die sich auch in Rangeleien äußern.
Seine Mutter ist darüber eher unglücklich; Ergün berichtet zu Hause von den Streitereien. Das Bestreben der Mutter ist es, die Konflikte, die Ergün erlebt, zu beenden. Sie rät ihm, mit anderen Kindern zu spielen. Dies tut Ergün aber nicht.
Er will lieber sein selbst gewähltes Lernprojekt verfolgen: Auseinandersetzung mit anderen Kindern. Vermutlich findet er, dass es noch nicht abgeschlossen ist und er da noch was lernen kann.
Ergüns Mutter erhält von uns Unterstützung dahingehend, den positiven Wert der Auseinandersetzungen zu sehen und Ergün darin zu begleiten, diese Situationen zu bewältigen. Dies geschieht im engen Kontakt und Austausch mit uns, sodass alle Beteiligten über die jeweiligen „Vorfälle“ gut informiert sind und sich austauschen können.

Sein kleiner Bruder bedeutet ihm viel, genauso viel Wert legt Ergün aber auch darauf, Zeit alleine mit seiner Mutter zu verbringen.

Im Rahmen der Erlebnistage wird ein Theaterstück erarbeitet. Dabei übernimmt Ergün mit Begeisterung eine Rolle, hat viele Ideen, die Rollen zu gestalten und ebenso gute Ideen zur Gestaltung von Bühnenbild und Kostümen. Auch hier fällt Ergün deutlich „aus dem Rahmen“ der restlichen Vorschulkinder. Seine Kreativität und seine Ausdauer sind bemerkenswert.

Dies ist umso erfreulicher, als er bei „Standardanforderungen“ schon mal eher unkonzentriert und fahrig wirkt. Für die Eltern und uns ist es beruhigend zu wissen, dass es nur die passende Anforderung mit entsprechend freier Aufgabenstellung sein muss, um ihn zu begeistern.

Seit meiner letzten Praxisarbeit (für den Zertifikatskurs) vor drei Monaten ist Ergün stetig an Musik interessiert.
Unser Musikprojekt ist beschrieben in: Ergün und die Musik.

Im Anschluss an unser Musikprojekt meldeten die Eltern ihn auf unseren Rat hin in der Musikschule an.

Oft erzählt er von der Musikschule und den Fortschritten, die er macht. Selbst das häusliche Üben führt er gewissenhaft und mit Ehrgeiz durch, wie seine Mutter berichtet.

Kommentar Kursleitung:
Da hast Du also seine musikalische Begabung (durch eine große provozierende Beobachtung, das Projekt) früh erkannt und etwas Gutes angestoßen.

Mehr zu Ergün lesen Sie hier:

Ergün, 3;10 Jahre alt

Experimentieren mit der Kerzenflamme

Ergün und die Musik

Vorüberlegungen und Ziele

Vorüberlegungen
Die „Musikgruppe“ aus meiner letzten Praxisarbeit trifft sich immer noch und ist in der Zusammensetzung konstant geblieben.

Weiterhin stehen das Experimentieren mit Instrumenten und das Bauen eigener Instrumente im Vordergrund. So bauten die Kinder aus Papier Trichter als Mikrofone und experimentierten über mehrere Tage, wie der Trichter geformt sein muss, so dass er den Klang optimal weiterleitet. Aber auch das Erfinden eigener Musikgeschichten begeistert die Kinder nach wie vor.

Während der gesamten Zeit war und ist große Begeisterung zu spüren, was mich an Kilpatricks Definition gelungener Projektarbeit erinnert: “Eine von Herzen kommende, absichtsvolle Aktivität.“

Ich werde mit dieser Gruppe das sinfonische Märchen „Peter und der Wolf“ entdeckend erarbeiten und den Kindern unterschiedliche Farben, Pinsel, Stifte und Papiere zur kreativen Verarbeitung ihrer Eindrücke anbieten.
Ich entschied mich aus mehreren Gründen für  „Peter und der Wolf“:

    • Anknüpfend an unsere eigenen „Orchesterfahrungen“ werden im ersten Teil der CD Grundlagen der Orchesterarbeit beschrieben. So haben die Kinder die Möglichkeit, eigene Erfahrungen mit der Vorgehensweise eines professionellen Orchesters zu vergleichen.
    • Den Figuren im Märchen sind klar und eindeutig Instrumente zugeordnet. So haben die Kinder eine gute Möglichkeit, Zuordnungen wiederzuerkennen und zu bewerten – was auch das Gehör besonders gut schult.
    • Darüber hinaus erzählt die Geschichte vom Mut und der Klugheit Peters, der es schafft, mit Hilfe des Vogels den Wolf zu überlisten. Auch dies ist ein Aspekt, in dem sich insbesondere Ergün wiederfinden kann, da er häufig derjenige ist, der gute Ideen einbringt, aber auch andere einbezieht, um seine Ideen erfolgreich umzusetzen.

Den neuen Aspekt der bildnerischen Gestaltung wähle ich, da die beteiligten Kinder gerne malen und Ergün vor kurzem begeistert das Buch „Die Königin der Farben“ (siehe Bilderbücher, Sachbücher…) mit mir anschaute. Er war sehr angetan von der Verknüpfung von Gefühlen und Farben. Er verglich diese Verknüpfungen mit seinem Klavierspiel, bei dem er eine Melodie entdeckte, die für ihn „wie Liebe“ klang. Ich denke, das bildnerische Gestalten wird besonders für Ergün eine weitere Möglichkeit sein, seinem inneren Erleben Ausdruck zu verleihen. Außerdem kann er dabei neue Techniken kennenlernen Dinge darzustellen.

Wesentlich hierbei wird sein, dass er Erfahrungen macht, daraus Erkenntnisse zieht und dies im Kontext der Gruppe tut. So entwickelt sich (hoffentlich) ein sozialer Lernprozess.

Sollte die bildnerische Darstellung die Kinder nicht ansprechen, sind folgende Weiterentwicklungen des Themas denkbar, die ich dann aufgreife:
– Entwickeln einer Para-Komposition (Gleiches Musikstück mit anderen Instrumenten)
– Szenische Darstellung des Musikstückes
– Auseinandersetzung mit den Instrumenten
– Weitere Musikstücke hören

Ziele

    • Die Kinder können die Orchestermusik in ihrer gesamten Fülle erleben. So erweitern sie ihr Sachwissen; es erweitern sich aber auch ihre emotionalen Fähigkeiten, Stimmungen, Tempi und Ausdrucksformen wahrzunehmen.
    • Sie erfahren, dass der Gesamtklang durch einzelne Instrumente entsteht und hierfür jedes Instrument seine Bedeutung hat.
    • Die Kinder können entdecken, dass sowohl in ihrem eigenen Orchesterspiel als auch im Musikstück „Peter und der Wolf“ ein „Wohlklang“ nur durch die Zusammenarbeit von Orchester und Dirigent entsteht. Sie erfahren, wie wichtig im Orchester das klare Formulieren von Aussagen und das Einhalten von Absprachen sind.
    • Die unterschiedlichen Instrumente mit ihrem eigenen Klang erleben die Kinder als Ausdrucksform der jeweiligen Figur und sind eingeladen, diese Verknüpfung zu bewerten. So bilden sie ihre Fähigkeit, Gefühle und Empfindungen wahrzunehmen, und sie erleben, dass es hier unterschiedliche Bewertungen geben kann, die nebeneinander stehen können.
    • Eigene Empfindungen zur Musik den Anderen mitzuteilen und deren Beschreibungen zuzuhören, erfordert präzise Ausdrucksweise und genaues Zuhören.

Die Kinder üben sich in diesen Fertigkeiten und erhalten Beispiele und Anregungen, insbesondere durch Ergün, da er sehr sprachgewandt ist.

Ergün ist in der Lage, ein Thema vielschichtig zu betrachten und Ideen zu entwickeln, wie sein Vorgehen beim oben erwähnten Theaterspiel bewiesen hat. Ich gehe davon aus, dass ihn die Vielfältigkeit der klassischen Musik interessieren wird und er eine Fülle von Ausdrucksformen durch das bildnerische Gestalten finden und ausprobieren wird. Somit erweitert er sein Wissen über Ausdrucksmöglichkeiten.
Ergüns Interesse und Freude am Entdecken wird ihn veranlassen, sich intensiv mit verschiedenen Maltechniken auseinanderzusetzen. Er kann sein Wissen über Maltechniken, Farben mischen etc. ebenso erweitern wie seine feinmotorischen Fähigkeiten, wenn er mit Pinsel und Farben agiert.
Ich gehe davon aus, dass Ergün aufgrund seiner Ansprüche an sich selbst und der ihm gebotenen Impulse, Herausforderungen entdeckt, die er erfüllen möchte. Hier kann er lernen, sich mit Anderen über ein Problem auszutauschen und verschiedene Lösungswege kennenlernen.
Jedes der beteiligten Kinder kann seine eigene Form des Ausdrucks finden und in Bilder umsetzen.
Der Austausch über ihre Werke ermöglicht es den Kindern, ihre eigenen Bilder und die der Anderen Wert zu schätzen.
Der Austausch über ihre Bilder schafft den Kindern den Rahmen, sich von Anderen inspirieren zu lassen und Ideen weiter zu entwickeln.
Ihr bereits vorhandenes Grundwissen über Farben, Mischen und Maltechniken können die Kinder durch Ausprobieren, meine Impulse und Austausch mit den anderen Kindern ebenfalls erweitern.

Durchführung

1. Treffen

Bereit stehen der CD-Spieler mit CD und die Figuren des Märchens als Stofftiere. Ergün hat – wie immer – alle Kinder in der Turnhalle versammelt.
Wir sprechen über unsere Treffen, bei denen wir selbst Musikgeschichten erfunden haben und ich erzähle ihnen, dass ich heute eine Musikgeschichte auf einer CD mitgebracht habe.

Ergün möchte wissen, welche Kinder diese Musikgeschichte erfunden haben und wie die Kinder es geschafft haben, davon eine CD aufzunehmen. Er schlussfolgert gleich, dass dann ja wohl jemand mit Mikrofon in die Kita gekommen sein muss.

Ich stelle klar, dass diese Musikgeschichte nicht von Kindern in einer Kita erfunden wurde, sondern von einem Mann. Hier sehe ich den passenden Moment, den Kindern von Sergej Prokofjev zu erzählen. Ich erzähle ihnen, dass Prokofjev vor über hundert Jahren geboren wurde und in Russland lebte. Schon als Kind spielte er Klavier und mit fünf Jahren komponierte er sein erstes Musikstück. „Peter und der Wolf“ schrieb er erst, als er selbst Kinder hatte.

In diesem Stück gibt es viele verschiedene Instrumente, jedes Instrument steht für ein Tier oder eine Person. Kevin fragt nach, was „komponieren“ bedeutet und Ergün erklärt: “Das ist Musik, die in dir ist, also meistens so im Bauch und Kopf, und die du dann aufschreibst, mit den Noten. Weißt du noch, mit den Noten haben wir mal ein Spiel gemacht.“ Kevin genügt diese Information, aber Ergün fragt mich: “Ja, und wie ist die Musik nun auf die CD gekommen? Hundert Jahre ist viel mehr als meine Oma alt ist und die hat gesagt, als sie klein war, gab es noch keine CD.“

Kommentar Kursleitung:
Diese Frage ist doch sehr bemerkenswert für einen Fünfjährigen: Er verknüpft hier mit Leichtigkeit diverses altes und neu aufgenommenes Wissen auf wirklich unglaubliche Art!

Ich erkläre ihm, dass dieses Musikstück auch heute immer noch von vielen Orchestern gespielt wird und diese Aufnahme vor zwei Jahren in einem Tonstudio gemacht wurde. Das Gespräch dreht sich noch eine Weile um Tonstudios und Aufnahmemöglichkeiten.

Yves und Tobias wissen, dass man auch mit dem Kassettenrekorder Stimmen oder Musik aufnehmen kann.

Ergün sagt: „Vor zwei Jahren, da war ich drei.“ Allmählich beginnt Ergün, sich mit dem Thema „Zeit“ intensiver auseinanderzusetzen, was mich sehr freut, da er bis vor kurzem hier noch nicht so weit war.

Als Lisa fragt, warum denn die ganzen Stofftiere da liegen, erzähle ich ihnen die Geschichte von „Peter und der Wolf“ mit Hilfe der Stofftiere. Myra und Lisa kennen die Geschichte. So können wir die Geschichte mit verteilten Rollen erzählen. Myra übernimmt den Vogel und Lisa die Ente.

Es folgt ein reger Austausch über das Gehörte: Tobias erklärt etwas umständlich, dass Peter dem Vogel geholfen hat und der Vogel Peter zum Schluss ebenfalls, als dieser den Wolf gefangen hat. „Ja, die beiden haben sich gegenseitig geholfen“, sagt Ergün, „meinst du das?“ Ich bin erfreut über Ergüns Verhalten und sage ihm das. Er bietet Tobias eine Erklärung freundlich an und fragt darüber hinaus noch nach, ob sie passend ist.

Kommentar Kursleitung:
Hier zeigt sich ein starkes Sozialverhalten – und gleichzeitig zeigt sich hier auch das starke Optimierungsprogramm, das in hoch begabten Kindern offenbar ständig wirkt und sie zu nicht-umständlichen, sogar eleganten Lösungen antreibt.

Tobias ist ganz zufrieden und so kann die Unterhaltung noch eine Weile weitergehen.

Die Kinder spekulieren darüber, welche Instrumente Prokofjev wohl verwendet hat. Yves sagt: „Für den Vogel bestimmt ein Instrument, was leise und hoch ist. So wie die Töne auf meiner Mundharmonika.“
Wir hören nun den ersten Teil der CD und klären im weiteren Verlauf anhand von Bildern die unterschiedlichen Instrumente, die Prokofjev den Figuren zuordnete.

Ergün bemerkt: “Die Streichinstrumente teilen sich die Melodie für Peter, jedes spielt nur einen Teil und erst, wenn alle zusammen spielen, ist die Melodie ganz.“

Auch die anderen Instrumenten-Figurenpaare werden noch besprochen und alle Kinder sind beteiligt. Lisa: “Für den Großvater werden tiefe Töne gespielt, weil der schon alt ist“. Tobias fällt auf, dass die Gewehrschüsse ein eigenes Instrument haben, obwohl sie nicht Tier und nicht Mensch sind. Hier beginnt er zu klassifizieren und sortieren, eine Fertigkeit aus dem mathematischen Bereich, die ich als Ziel so gar nicht in den Blick genommen habe. Ich freue mich über seine Feststellung und sage ihm dies.

Nun sind alle ganz gespannt auf das Musikstück und wir hören den zweiten Teil der CD. Zunächst sitzen alle Kinder und lauschen der Musik und Erzählung. Als der Wolf ins Spiel kommt, setzen sich Yves und Ergün auf die Bank, Lisa läuft um die Bank herum. Mir wird schnell klar, dass die drei Kinder spontan die Geschichte szenisch darstellen wollen. Sie tun dies und sind gleichzeitig intensiv mit Zuhören beschäftigt.

Da Kevin, Myra und Tobias nicht mitmachen, aber sich durch die drei auch offensichtlich nicht gestört fühlen, greife ich nicht ein. Mir scheint, diese Form ist für die drei jetzt die passende Verarbeitungsmethode.

Mit begeisterten Blicken tragen die Kinder ihre Eindrücke des sinfonischen Märchens zusammen. Wir beschäftigen uns mit Fragen wie:

    • Finde ich, dass Instrument und Tier / Person zusammenpassen?
    • Was war besonders aufregend?
    • Wann war die Musik leise, wann laut, wann schnell und wann langsam?

Besonders Peter und der Vogel begeistern die Kinder. „Peter hat gut nachgedacht und der Vogel war so mutig und hat ihm geholfen“, sagt Ergün. Natürlich wird auch diskutiert, wie Peter den Wolf sonst noch hätte fangen können. Alle waren sich einig, dass es gut war, dass der Wolf noch lebt, da die Ente ja noch in seinem Bauch steckt.

Tobias, der erst kürzlich wegen einer Mandeloperation im Krankenhaus war, sagt: „Ich weiß, wie das mit einer Operation geht: erst kommt die Betäubung, danach merkst du nichts mehr, ist fast wie schlafen.“

Wäre das Gespräch nicht so anregend verlaufen, hätte ich folgende Impulse gegeben:
– Aus der Sicht einer der Figuren erzählen und über deren Gefühle berichten.
– Nachfragen: „Was denkt ihr über den Vogel, als er den Wolf ärgert?“
Da die Kinder aber ein reges Gespräch führen und deutlich ihre Gefühle über das Stück zum Ausdruck bringen, ist dies nicht notwendig. In einer abschließenden Runde sage ich ihnen, dass ich für das nächste Treffen Papier und Farben mitbringen werde, damit sie zur Musik malen können. Yves: “Ja, dann male ich den Wolf“, worauf Ergün sagt: “Und ich male, wie der Wolf wütend ist, dass er den Vogel nicht bekommt! Dafür brauche ich ganz viel Rot!“

2. Treffen

Zu unserem nächsten Treffen habe ich Wasserfarben, Borsten- und Haarpinsel, Papier und Pappteller zum Farben mischen bereit gestellt. Yves fehlt, ansonsten sind alle Kinder da. Sie möchten die Musikgeschichte hören und währenddessen malen.

Ganz bewusst lege ich nicht fest, wer was malt, sie sollen ihrer Fantasie freien Lauf lassen können. Die Kinder arbeiten konzentriert länger als eine Stunde. Es entstehen Bilder, die ausschließlich aus Farbflächen bestehen, Bilder in ganz kräftigen Farbtönen, aber auch Bilder, die aus zarten Farbtönen bestehen.

Es entstehen aber auch gegenständliche Bilder. Myra malt mehrere Bilder von der Ente. Jedes Mal ist die Ente in einer anderen Position, zuletzt ist sie inmitten eines großen, grauen Ovals zu sehen.

Während des Malens wird kaum gesprochen. Alle Kinder haben Vorerfahrungen mit Wasserfarben und auch mit dem Mischen von Farben, sodass ich nicht viel vorweg erklären musste.

Während unserer abschließenden Erzählrunde frage ich Myra, wo sich die Ente auf dem Bild mit dem grauen Oval befindet. „Die ist im Bauch vom Wolf und der ist innen und außen grau!“ Myra hat den Grauton mischen müssen, da kein Grau vorhanden war.

Kevin malt vier Bilder, die alle Fußspuren des Wolfes enthalten: “Der Weg vom Wolf ist so lang, da musste ich so viele Bilder malen“, sagt Kevin. Diese Äußerungen der Kinder zeigen mir, dass sie sich intensiv mit dem sinfonischen Märchen auseinandergesetzt haben und ihre Eindrücke gut verarbeiten konnten.

Ergün malt während der gesamten Stunde ausschließlich an einem einzigen Bild. Er malt, wie angekündigt, das Bild vom wütenden Wolf. Er hat verschiedene Rottöne gemischt und viel Zeit auf das Mischen verwendet. Sein Bild wirkt sehr lebendig und zeigt ineinander übergreifende Flächen unterschiedlicher Rottöne. In der Mitte ist das Rot sehr intensiv, darin sind zwei schwarze Punkte zu sehen. Ergün erklärt: “Hier in der Mitte sitzt die schlimmste Wut und auch die Augen vom Wolf.“

Tobias malt mit Borsten- und Haarpinsel abwechselnd, was eine unterschiedliche Linienführung auf dem Papier hinterlässt. Davon ist er so fasziniert, dass er mehrere mehrfarbige Bilder dieser Art malt. Auf meine Frage, wie es beim nächsten Treffen weitergehen soll, sagen die Kinder, dass sie noch viele Ideen haben und weiter malen wollen.

Weitere Treffen

Wir treffen uns in den folgenden Wochen regelmäßig ein- bis zweimal die Woche.

Ergün ist es jedes Mal ein Anliegen, gemeinsam mit mir die Vorbereitungen zu treffen. Farben und Papiere müssen besorgt, Tische getragen und Stühle organisiert werden, damit alle gut malen können. Ihm ist diese Zeit mit mir allein wichtig und er stellt viele Fragen zum Musikstück und äußert viele Ideen zu Bildern, die er noch malen will. So sagt er: “Frau Cohnen, wenn der Herr Prokofjev (den Namen hatte er behalten!) so tolle Musik geschrieben hat, muss er ganz viele Farben in sich haben.“ Auf meine Frage, warum er so denkt, sagt Ergün: “Weißt du, die Musik geht in meine Ohren rein und mein Kopf macht daraus Farben, vielleicht ist das bei Herrn Prokofjev auch so!“ Ich bin begeistert von seiner Erklärung und freue mich für ihn, dass er so empfindet. Mindestens genauso erfreut bin ich aber auch darüber, dass er mir diese Gedanken mitteilt. Ich sage ihm, wie froh ich darüber bin und dass Musik auf mich eine ähnliche Wirkung hat. Wir unterhalten uns noch eine Weile darüber, wie wir Töne wahrnehmen und ich erzähle ihm, dass der Maler Kandinsky ebenfalls Töne in Farben umsetzen konnte. Ergün: “Dann sind wir ja schon drei Leute, die das spüren.“ Er wirkt sehr zufrieden und widmet sich dann seiner Aufgabe, die anderen Kinder zu holen.

Dieses kurze Gespräch zeigt mir noch einmal eindrucksvoll, dass hoch begabte Kinder anders denken und in diesem Fall intensiver oder oft auch anders empfinden.

Während eines weiteren Treffens malen die Kinder auf dicker Pappe mit dicker Malfarbe. Nachdem alle Kinder beim letzten Mal intensiv Farben gemischt haben, sind sie nun sicherer darin, bestimmte Mischfarben aus den Grundfarben herzustellen und tun dies auch mit Begeisterung.

Ergün und Lisa reicht das allein nicht aus und sie beginnen, eine Farbskala zu entwerfen, ähnlich dem Farbkreis von Itten.

Ich greife ihre Idee lobend auf und die anderen Kinder betrachten die Arbeit von Ergün und Lisa mit Interesse. Nun wird die Farbskala der beiden gerne benutzt, um die Grundfarben für komplizierte Mischfarben, wie Blaulila zusammenzustellen. Auch hier wird wieder deutlich, dass Ergün und Lisa die gestellte Aufgabe nicht nur erfüllen, sondern aus eigenem Antrieb erweitern und eine eigene Systematik schaffen.

Lisa hat auf ihrer Mischpalette eine dicke Farbschicht aufgetragen und fährt mit dem Borstenpinsel immer wieder darüber. “Guck mal, Ergün“, sagt sie, „der Pinsel macht ganz feine Linien!“ Ergün schaut ihr zu, entdeckt einen Bleistift und zieht mit dem oberen Ende des Stiftes Linien durch die dicke Farbschicht. „Schau mal, Lisa, ich kann mit dem Bleistift weiße Linien in der braunen Farbe malen“. Beide sind von ihrer Entdeckung sehr angetan und bald beginnen Yves, Ergün, Lisa und Tobias Kratzbilder zu malen.
Ergün: “Aber eigentlich ist das kein Malen, weil ich die Farbe ja wieder wegmache. Das sind bunte Bilder und trotzdem sieht es aus, als wäre Nebel auf dem Bild.“

Ich frage, ob er mir das genauer erklären kann und er sagt: “Ja, schau mal, ich male ein Haus, aber das Haus hat keine Farbe, so ist das auch bei Nebel, da sehen alle Dinge farblos aus.“ Ich bin (wieder einmal) begeistert von seiner präzisen Beobachtung, seiner Kombinationsgabe und seinen sprachlichen Fähigkeiten.

Weitere Bilder, die Ergün malt, zeigen einen Himmel, dessen Farbe er lange gemischt hat, weil er die Himmelsfarbe des aktuellen Tages präzise zu mischen versucht. Dies gelingt ihm nicht ganz und er wird ungeduldig. Mit Lisa und Tobias gemeinsam überlegt er, wie er weiter vorgehen soll. Nach einer Weile kommt er zu dem Schluss, dass es nicht ganz genau stimmen muss, schließlich sei es ja ein Bild und kein Foto! Erleichtert darüber, dass er sich selbst die Erlaubnis gibt, nicht perfekt sein zu müssen, sage ich ihm, dass dies für viele Erwachsene, die sich schon lange mit dem Malen beschäftigen, auch eine ganz schwierige Sache sei.

Unsere Treffen finden ihren Abschluss regelmäßig in einer Erzählrunde, zu der seit einer Weile auch immer Kekse und Kakao gehören. Dies war Tobias‘ Idee, der, wie er sagte, nach dem Malen immer sehr hungrig war. So übernahm er die Aufgabe, zum Ende hin aus der Gruppe das Nötige zu holen. Dies ist für mich ein Zeichen für den Zusammenhalt und die Verbundenheit, die diese Gruppe auszeichnet.

Ich selbst brauche nur wenige Impulse zu setzen, alle achten einander und aufeinander. Kevin wird unsere Kita am Jahresende verlassen, weil er umzieht. Bedauernd hat er schon festgestellt, dass er dann nicht mehr Musik machen und malen kann.

Während der Erzählrunden erklären die Kinder bereitwillig ihre Werke. Fast immer finden die anderen anerkennende Worte für ein Bild: “Du hast die Farben wunderschön gemischt“, sagt Yves, oder Myra: „So, wie du die Katze gemalt hast, kann man richtig sehen, dass sie schleicht“.

Kurz vor einem unserer Treffen entdeckt Ergün in meinem Büro ein neues Bild an der Wand. Es ist in der Form eines Triptychons gemalt und Ergün betrachtet es sehr nachdenklich, sagt aber nichts weiter. Während des Treffens sagt er dann, er brauche heute mehr Platz als sonst und drei Blätter. Ich ahne, was er plant.

Er arbeitet über eine Stunde lang intensiv an seinem Bild, auf dem der Baum und die Katze auf dem hohen Ast zu sehen sind. Die Sonne platziert Ergün so, dass sie exakt in der Mitte zweier Papierbögen liegt. Der Baumstamm befindet sich auf dem mittleren Bogen und die Äste reichen über alle drei Bögen hinweg.

Ergün arbeitet fast schweigend und sieht sehr zufrieden aus. Den fragenden Kindern sagt er, er wolle erst fertig malen, dann erklären. Das tut er dann am Ende auch und die Kinder freuen sich mit ihm über sein tolles Bild. Yves, Tobias und Lisa wollen beim nächsten Mal ebenfalls ein solches Bild probieren und bitten Ergün, ihnen dabei zu helfen. Ergün ist sehr gerne bereit, dies zu tun.

Da die Kinder immer noch neue Ideen haben und diese umsetzen wollen, ist das Projekt noch nicht beendet. So kann die in der Aufgabenbeschreibung (für den Zertifikatskurs) geforderte Analyse lediglich ein Zwischenergebnis darstellen.
Folgende Fragen erscheinen mir zur „Zwischenbilanz“ des Projektes sinnvoll:
1. Wie gefallen dir unsere Treffen bis jetzt?
2. Möchtest du weiter mitmachen?
3. Wenn ja: Was möchtest du noch machen?
4. Wenn nein: Gibt es etwas, was du brauchst, um weiter mitzumachen oder ist es für dich jetzt einfach gut so?
5. Was hast du Neues entdecken können?
6. Was hast du geschaffen?
7. Was konntest du ganz alleine tun, wobei brauchtest du Hilfe?
8. Wenn du Hilfe brauchtest, von wem hast du sie erhalten?
9. War die Hilfe so, dass du danach alleine weitermachen konntest?
10. Wie gefällt dir die Zusammenarbeit mit den anderen Kindern?
11. Wer konnte was besonders gut?

Siehe auch: Förderung in Projekten.

Ähnlich unseren Erzählrunden am Schluss eines Treffens, besprechen wir in lockerer Folge die einzelnen Fragen. Es wird deutlich, dass alle Kinder weiter mitmachen möchten. Da Kevin unsere Kita verlässt, kann er nicht weiter mitmachen. Darum antwortet er auf die vierte Frage, dass wir ihn in der neuen Kita anrufen sollen, wenn wir uns treffen, damit er kommen kann. Ergün erklärt ihm, dass das wohl nicht gehen wird, da er ja nicht alleine zu uns kommen kann und seine Eltern ja arbeiten gehen. Kevin gefällt das nicht besonders, er ist aber halbwegs zufrieden, als er von mir hört, dass er im neuen Kindergarten sicher auch malen und Musik hören kann.

Auffällig ist, dass die Kinder auf die 8. Frage häufig Ergün benennen. Mich freut das, da Ergün also mit seinen Fähigkeiten von den anderen Kindern gesehen wird. Darüber hinaus zeigt diese Antwort, dass sie ihre Kompetenzen untereinander sehr wohl zu nutzen wissen und nicht häufig auf mich als Erwachsene zurückgreifen mussten.
Unterschiedliche Kompetenzen werden auch bei Frage 11 benannt. So sagt Myra, dass Lisa die Geschichte gut erzählen konnte und Yves benennt Tobias‘  Farbauswahl.
Ergün beteiligt sich intensiv an dem Gespräch und benennt als neue Entdeckung die vielen Farben in seinem Kopf, wenn er „solche“ Musik hört. Er möchte noch ausprobieren, ob man auch gut auf Steinen und Holz malen kann und welche Farben dazu benutzt werden können. Außerdem haben wir vor längerer Zeit über Höhlenmalerei gesprochen. Er weiß noch, dass einige dieser Farben aus Pflanzen gemischt wurden, auch das möchte er ausprobieren. Aber: Zusammen mit den anderen Kindern, weil es so „gemütlich“ ist, sagt Ergün.
Wow! Die Kleingruppenerfahrungen haben ihm ein neues, positives Bild vom Zusammenwirken mit anderen Kindern beschert.

Reflektion

Ich bin der Auffassung, meine Ziele zu einem großen Teil erreicht zu haben. Die Kinder haben mit Freude das neue Musikstück gehört, die Instrumente kennengelernt und sind über die Instrument-Figur-Zuordnungen intensiv ins Gespräch gekommen. Sie haben argumentiert, sich ausgetauscht, die Meinung der Anderen angehört und sich eine eigene Meinung gebildet.
Die für die Kinder neue Musik haben sie begeistert aufgenommen und die daraus entstandenen Eindrücke vielfältig umgesetzt.
Ergün selbst hat eine Fülle von Maltechniken ausprobiert und zeigte deutlich die intensivste Auseinandersetzung mit dem gesamten Thema. Wie ich vermutete, suchte er selbst nach einer für ihn passenden Herausforderung: Das Malen eines Triptychons.

Besonders freut mich, dass er diese Erfahrungen im Austausch mit den anderen Kindern gemacht hat und angibt, dass ihm dies auch für die Zukunft wichtig ist. Somit hat meines Erachtens ein sozialer Lernprozess stattgefunden. Ergün wurde als Experte von den anderen Kindern angefragt, konnte aber ebenso gut die Unterstützung der anderen annehmen, als er unzufrieden über die Farbe seines Himmels war. Also ein echtes Geben und Nehmen.

Ich denke, die Reaktionen der Kinder zeigen, dass meine Angebote und Impulse ausreichend und angemessen waren, sowohl für Ergün, als auch für die anderen Kinder.
Da es offene Anregungen waren, konnte jedes Kind gemäß seinem Entwicklungsstand und seiner Neigung die Aufgaben angehen. Ich selbst hatte Probleme, mich zu bremsen, um die Kinder nicht mit weiteren Impulsen zu überfrachten, aber: ich lerne.
So hat sich durch diese Projektphase eine Lernmöglichkeit für alle Beteiligten ergeben, die auch Auswirkung auf die anderen Kinder der Kita hat. Die Projektkinder erzählten in den Gruppen begeistert von ihrem Tun. Ihre Kunstwerke wurden gemeinsam angeschaut und fanden ihren Platz in den Gruppen.

Bei der geplanten Veränderung unserer Arbeit hin zum Teiloffenen Konzept wird die Einrichtung eines Ateliers sicher eine große Rolle spielen und diese Kinder werden als Experten an der Einrichtung des Ateliers sicher beteiligt.

 

Datum der Veröffentlichung: Januar 2014
Copyright © Petra Cohnen, siehe Impressum

Custom-fit Cognitive Advancement

by Hanna Vock

 

You can offer measures of cognitive advancement at home or in kindergarten all you want – they will not reach the gifted child if …

    • they do not correspond to the child’s state of mental development
    • they do not take account of the child’s potential to understand and integrate new information extremely fast

In our work with a kindergarten group we have to offer at least a “bit” here and there which the gifted child can chew on for a while – there must be at least an impulse to ignite the child’s thinking.

Otherwise it will be bored, start fidgeting, fool around, turn away or even do all this simultaneously.

It would, no doubt, be better to offer continuous and custom-fit measures of advancement in stimulating conversations, small group activities and projects – except, the working conditions in kindergartens often do not allow for such special attention.

By way of two examples I would like to demonstrate what I mean by custom-fit advancement of gifted children.
In the first example there is a small girl who has chosen a project and is being supported wisely by her parents.
In the second example is about a small boy who was terribly bored in my kindergarten group; there was a shortage of personnel at the time and I had to find a way to tend to Daniel’s needs with as little effort as possible.

 

In a nutshell …

Cognitive advancement must be geared to the learning speed and the state of mental development of the child – one has to ”pick the child up at the point where it is”. By way of two quite different examples – in one case a 4 years old girl and in the other case a 5 years old boy – the author is giving an account of how such custom-fit advancement can be realised.

Example 1: Carolin (4) is counting cars

It is late in the afternoon. Carolin, 4 years of age, is sitting by the window looking out onto the street from the 1st floor.
Shortly before she learned how to write numbers by watching her older sister do her homework, copying the numbers form her sister’s worksheet.

Now Carolin is getting a sheet of paper and a pencil and makes a note of each car going by on the street.
She writes the next greater number for each car going by: 1,2,3,4, …

After a while her mother comes in and sees what the child is doing.
Soon Carolin runs into a problem. The numbers are getting bigger, with two digits now, and she cannot write them fast enough for all the cars passing.

This could have put an end to Carolin’s project.

However, the mother gives her a decisive hint enabling Carolin to continue.

She says: “You don’t need to write the numbers, you could just make a notch for each car and then count the notches afterwards.”

Carolin, baffled, goes right on to applying the new method of making a tally list.
At this point the 4-year-old has already shown an extraordinary performance.
But the story does not end here.

Carolin shows no fatigue whatsoever, but instead sets another mental assignment for herself: now she wants to sort the cars by colour. On a new sheet she makes notches in the upper left corner for red cars, in the upper right corner for white cars and in the middle below that for all other cars.
Then she counts the red, the white and the other cars and then counts the entire list to see how many it were altogether.

Read also: Basic Ideas of Mathematics.

Carolin shows the sheet to her mother and explains everything.
Her mother realises how seriously Carolin is about her self-made project and gives another impulse. She introduces the parameter of time.

“Well, you know how many cars have passed now, but you don’t know in what time they did.”
Carolin runs to the kitchen and grabs the kitchen clock. She sets it to 10 minutes.
Then she starts her work all over with great concentration and finishes it, too.

What do we see here?

    • Carolin works mentally with great perseverance and entirely self-motivated.
    • She has made a discovery all on her own: the scientific method of observation and documentation of the observed. This is what we often – and under great effort – try to convey to school children much later. Now you might say: Great if children do such things all by themselves. But what does that have to do with targeted cognitive advancement? And what is the problem anyway?
    • This account comprises several steps of advancement which are all based on specific attitudes and considerations of adults. Some of these steps are taken while the child is sitting by the window counting the cars, some have been taken before the incident, but are of the same importance for the success of the project, as we can see.

Which are the steps of advancement?

1st –
There is the fact that the parents and the older sister have obviously allowed the little sister to watch her older sister do her homework and thereby learn to write numbers at the age of 4.

2nd –
It can very well be considered a measure of advancement that there are paper and writing utensils accessible for the child at any time. Even if it is hard to believe, but this is not a matter of course for all children in our country.

3rd –
There is a good deal of intellectual stimulation in the simple fact, that the child gets to see other family members in all kinds of situations making notes of things they do not want to forget.

4th –
An essential and entirely indispensable condition: the mother does not at any point try to disturb or distract the child from its project. She considers this occupation of the child to be worthwhile.
Instead she might at some point have said something like: “Get away from the window and go play outside, it’s nice weather – don’t you have to tidy up your room? – wash your hands – draw a nice picture …” Which could all be understood as saying: stop writing numbers already, do something kids of your age do. Apparently she is not uncomfortable with the child’s occupation and lets it do its thing.

5th –
When Carolin runs into a problem, because she cannot write the 2-digit numbers fast enough, the mother intervenes in a smart way. She gives helpful hints, needed for the child to continue at that point. She tells her to make a tally sheet. With this she is also providing the child with a new intellectual instrument.

The child immediately adopts the new technique and is thereby equipped to take its efforts to a new level. When Carolin is finished sorting the cars by colours she goes to show the sheet to her mother. This shows …

6th –
… that the child is convinced the mother will show interest in the work, that the mother understands what the child is trying to do, and that she will be able to accept the child’s achievement and that she will not reject the effort as inadequate and premature, maybe even trifling it.
Behind all this trust on the side of the child lies a good deal of wisely spent attention to the child on the mother’s side. That is the part of advancement that has taken place previously.

7th –
Carolin chooses the colours red and white when sorting the cars. The creation of the category “all others” is quite a remarkable intellectual accomplishment for a 4 years old child.
The mother understands this and shows the sheet to the father in the evening, who also recognises this as a great intellectual step for the child by showing his appreciation. He acknowledges the child’s achievement as naturally as he would acknowledge its courage to dive into the water from the side of a pool for the first time.

8th –
Carolin occupies herself with the project for quite a while. Her mother realises that she is still rather immersed in the project and decides to give another impulse, which the child readily accepts when getting the kitchen clock.

9th –
Finally, the fact that the child knows how to handle the kitchen clock hints at previous advancement.
It was therefore not only the current behaviour of the mother that helped the child to bring its project to a positive end. We have seen that there have been conducive conditions and measures of advancement preceding this incident, on which the child was able to build.

And it does not matter whether or not Carolin is going to become a creative scientist one day. But it does matter that the girl had an intensive, intellectually creative time that afternoon. If asked, the girl might call that afternoon a happy time.
This example shows that empathetic and intelligent advancement should begin in pre-school days. Just try to imagine the frustration this child might have experienced if its interests had not been appreciated.

Example 2 a: Malte is bored

Without specific knowledge about giftedness kindergarten teachers intentionally or unintentionally communicate their disapproval. Oftentimes children experience negative reactions by their kindergarten teachers signalling that their knowledge and curiosity are not appreciated.

A situation, which I have often witnessed and I, too, found myself caught up in from time to time when I was working in day-care:
During the morning circle: talking about the animals on a farm. The 3-6 years old children all want to tell what they know. The younger children are still learning the names of the animals and the sounds they make. Some children want to talk about their own experiences or what they have seen on TV. Their accounts usually last no more than 2 or 3 simple sentences.

Then there is 6 years old Malte, who has never been on a farm, but he owns a detailed picture book, which he has thoroughly studied, and his parents have talked about “egg production” with him. He wants to discuss the fact that the animals in his picture book are all running around outdoors while most of the eggs you can buy come from laying batteries.
He involves the kindergarten teacher in a dialogue about this and explains how lucky the chickens (in the book) are and what the term “ethical husbandry” means, namely, that the animals get to live the way that they naturally would. He wants to know how this applies to the other animals on the farm …, and he is not even close to finishing his little discourse, presenting his knowledge and asking his questions, but the other children are getting impatient, are not listening any more and start fooling around.

The kindergarten teacher is impressed, but also disgruntled because the morning circle is “getting out of hand”, and because she cannot give Malte the attention he deserves either. She stops him: “Yes, Malte, that’s alright, but now we want to sing the Chicken-Farm-Song.

Malte’s desire for longer conversations, which he seeks to have with his kindergarten teacher, because the other children will certainly not listen to him, is urgent, but hardly ever is there enough time for it. Too often he is being put off. The message he gets is that his desire is bothersome and his behaviour insubordinate. Often such a situation of recurring rejections persists for years without the child ever getting a positive feedback.

Example 2 b: Daniel is bored, too.

Luckily, 5 years old Daniel’s reaction in my kindergarten group was rebellion. First he gave up holding monologues during the morning circle; instead he increasingly disturbed the sessions, joked around and eventually he refused to take part and would not come to the circle any more, still disturbing the session from outside the circle.

In our full-time kindergarten almost everything was voluntary, except the morning circles (and lunch) where the children were to come together for some 30 minutes on a regular basis. I did not want to let him abandon his participation in the circle altogether, yet, at the same time I even less wanted to force it upon him.

At that time I was working without a second colleague in the group for several weeks so there was no time to take him aside and talk to him outside the circle or to involve him in an exciting group activity. In this situation the following strategy proved helpful:

    • Showing I understood his frustration,
    • giving him positive feedback,
    • make a contract with him and stick to it,
    • implement one feature in the morning circle that represented a little more of an intellectual challenge.

This attempt for a solution developed as follows

I saw why Daniel was getting increasingly frustrated with his experiences in the morning circle. All the games played, all the songs sung in the circle were too easy and played out for him. With a few 3-year-olds just having joined the group the discussion of current events was getting too slow and simple for him. That was why he was so bored.
See also: Permanent Frustration because of Being Underchallenged and Facing Incomprehension

The few occasions on which he got to explain something more difficult could not alter his over-all feeling that the morning circle “sucked”.

The kindergarten teacher’s sympathy does not help if it does not reach the child.

So I talked to Daniel and told him: “I understand that you get bored during the morning circle and that you don’t want to participate any more.” Since I found his decision (not to participate any more) legitimate I must have come across authentically and he apparently did not suspect a pedagogic trick behind my approaching him.

Next I felt I had to give him some positive feedback. So I said to him: “I know that you know a lot of things already and that things are just too slow for you.” This confirmed his own assessment of his perceptions and his judgement.

Upon my question what we could do about it he replied: “Maybe I could go outdoors during the morning circle.” (He was talking about the yard of the kindergarten.)

The only thing I could say was: “Yes, you sure could, and I’m sure you wouldn’t cause any trouble out there.” Daniel gave me a serious look full of expectation.

By that time I realised that I did not want him to never take part in the morning circle at all. But how could I tell him? Finally I said to him: “I don’t think it would be a good thing if you never took part any more; you would miss out on some important things, after all, this is the only time where we all get together and as a group.” He did not reject this idea and still had that expectant look on his face.

The contract

So I had to find some kind of compromise. I suggested that we negotiate a contract.
I asked him: “How about this: Mondays, Wednesdays and Fridays you come to the morning circle, Tuesdays and Thursdays you can go outdoors instead. Daniel gave it a thought and then matter-of-factly replied that this would put me at an advantage, “because it would be three days inside and only two days outside”.

He was right, my proposal was unbalanced. That is what I told him: “You’ve got a point there, I guess, I’ll have to give some more.” So I promised him that on Mondays, Wednesdays and Fridays I would come up with a special, more challenging question for him – regardless of the topic that day. If I forgot, he would have to remind me.
Daniel agreed.

This contract worked out fine. Daniel reliably joined the morning circle three times a week, he always knew what day of the week it was and acted accordingly. To my surprise and relief our gentlemen’s agreement helped him act responsibly during the morning circle again. He did not interfere or disturb us, but instead quite willingly accepted little responsibilities which he would not have before the contract, for example: explaining a kindergarten rule to the younger ones.
He would immediately sit up and take notice when his “special question” came up. He would give me a short glance, smirk and answer.

I, of course, had the problem of having a little something ready for him each Monday, Wednesday and Friday. It was not always a question, sometimes just an additional remark I came up with spontaneously. It was great fun though, I have to say.
For instance: Before Easter some of the children were colouring eggs and this lead us to talk about chickens in the morning circle, like in the example  with Malte.

Except that five years old Daniel was not so knowledgeable about the different kinds of chicken husbandry.
Anyway, I “launched” the remark: “Yes, and some chickens live in a cage the size of a sheet of paper – letter size.” The other children did not even catch my remark, but Daniel immediately gave me a questioning look.
After the morning circle he came to me, a sheet of paper in his hand, and asked me: “That is letter size, isn’t it?“ – “Yes.” – “But that’s way to small for a chicken, isn’t it?” – “It’s still the truth, though. It sure is a case of cruelty to animals, it should really be illegal.”

That was as much time as we had for our little conversation on the side – but Daniel had something to think about and eventually took his questions home to discuss them with his parents.
I thought it remarkable that he was content with so little extra attention.

He was even so much at ease, that he was able to generously ignore it if I occasionally forgot his “special question”.

He did not resent me for forgetting sometimes nor did he see his part of the contract in question because of it.
Apparently, for him the point was to feel that he was taken seriously. And I made sure to give him something to think about with every topic we had – a minute’s worth of effort for me, yet of great valuable to him, as it seems.

Soon the personnel situation got better and more intensive measures of advancement became possible again.

 

Published in German: October 2013
Translation: Arno Zucknick
Copyright © Hanna Vock, see Imprint.

Ergün und die Musik

Musik als ganzheitliche Ausdrucksform von Gefühlen – Musik als Gemeinschaftserlebnis.

Von Petra Cohnen

 

Mein „Beobachtungskind“ Ergün ist inzwischen 4;9 Jahre alt. Er hat weiterhin gute Kontakte in seiner Gruppe. Da er mittlerweile an vielen Erlebnistagen teilgenommen hat, entwickelten sich ebenfalls unterschiedliche Kontakte zu den Vorschulkindern unserer Kita.

Mehr zu Ergün lesen Sie hier:

Die gruppenübergreifenden Erlebnistage sind Teil unserer vorschulischen Bildung und werden vorrangig, jedoch nicht ausschließlich, von Vorschulkindern besucht. Die von den Kindern selbst gewählten Themen werden durch die Erzieherinnen so vorbereitet, dass die Anforderungen dem Entwicklungsalter der Vorschulkinder entsprechen.
Für Ergün bietet dies immer eine gute Möglichkeit, sich neues Wissen im Austausch mit älteren Kindern gleicher Entwicklungsstufe anzueignen und neue Bekanntschaften zu schließen.

 

… kurz gefasst …

Ergün (4;9) möchte Klavier spielen lernen. Die Autorin ermöglicht ihm, zusammen mit fünf anderen Kindern, ein Klavier kennenzulernen; die Kinder erleben aber auch die leisen und lauten, hohen und tiefen Klänge anderer Instrumente.
Vor allem machen sie erste Erfahrungen im musikalischen Zusammenspiel und genießen es, ein „Orchester“ zu sein.

Und Ergün kommt seinem Wunsche näher…

Manchmal wirkt Ergün abwesend, reagiert ungewöhnlich, wenn er angesprochen wird. Meist nimmt er dann die Äußerungen seines Gegenübers nicht wahr oder bezieht sich in seiner Antwort nicht darauf. Ergün: “Ich möchte gerne Gitarre, Klavier und Trompete lernen.“ Auf die Frage, was er denn zuerst lernen möchte, antwortet er mit dem gleichen Satz wie zuvor.

Kommentar der Kursleitung:
Könnte es sein, dass er die Vorstellung hat, er könnte die drei Instrumente gleichzeitig erlernen – oder hat er die Idee, er würde alles gern mal ausprobieren, um sich danach entscheiden zu können? Wenn das so sein sollte, könnte seine Wiederholung des Satzes auch Hilflosigkeit und Ratlosigkeit ausdrücken, dass er nicht weiß, wie jetzt der nächste praktische Schritt wäre, um seinen Wunsch zu konkretisieren und zu realisieren.
Dann könnte man seine wiederholte Aussage auch als Appell begreifen, ihm jetzt konkrete Hilfestellung zu geben, damit er das Projekt angehen kann.

Er redet schnell und viel, wechselt rasch das Thema und möchte ganz viele Dinge gleichzeitig tun. „Wir können jetzt würfeln und mit den Rennautos spielen, dann noch meine Armbanduhr anschauen – die habe ich in der Türkei gekauft, also mein Papa für mich – und die Mundharmonika muss ich dir auch noch zeigen – ich weiß schon, wie spät es ist.“

Ergün liegt viel an seinen Zeiten, die er mit mir verbringen kann. Er spricht dann davon, dass wir „wieder was entdecken können“ und er habe schon viele Ideen.

Kommentar Kursleitung:
Möglicherweise ist die oben angedeutete Fahrigkeit darauf zurück zu führen, dass er weiß, dass Eure gemeinsamen Zeiten eng begrenzt sind (im Verhältnis zu seinen vielen Wünschen und Ideen: „möchte ganz viele Dinge gleichzeitig tun“).
Ihm sind vermutlich die aufregenden Lernprozesse, die er mit Deiner Unterstützung durchlaufen hat, sehr wichtig. Und da hofft er nun sehnlich und etwas ängstlich, dass er davon noch viel bekommt.

Hartnäckig spricht er mich immer wieder auf unsere gemeinsamen Zeiten an, wenn wir uns begegnen. Nachdem wir unser nächstes Treffen vereinbart haben, ist Ergün zufrieden und er zählt nach, wie oft er noch schlafen muss bis zu unserem Termin. Mir fällt auf, dass er zwar Wochentage kennt und gut einzuordnen weiß, Uhrzeiten ihm allerdings noch nichts sagen. So wollte er sich schon häufiger mit mir für sechs Uhr morgens verabreden.

Kommentar Kursleitung:
Vielleicht will er Dir deshalb seine neue Uhr zeigen und verbindet damit die Hoffnung, dass Du ihm die Sache mit den Uhrzeiten begreifen hilfst.

Vorüberlegungen / Ziele / Sachanalyse

Vorüberlegungen

Da Ergün viele Spielvorschläge macht, habe ich ihn gebeten, eine Auswahl der Dinge, die ihn am meisten interessieren, zu unserem Treffen mitzubringen.
Er bringt einen kleinen Koffer mit unterschiedlichen Spielen mit. Yves (5;2), der ebenfalls dabei ist, packt mit Ergün gemeinsam die einzelnen Dinge aus. Ergün stellt Rennautos, Würfelbecher, Trillerpfeife und die Armbanduhr kurz vor. Er wirkt dabei sehr fahrig und bleibt nur ganz kurz bei einer Beschäftigung.

Yves entdeckt die Mundharmonika und beide Kinder unterhalten sich über das Musizieren. Yves trommelt sehr gern, er besucht die Musikschule und hat dort schon einige „Trommelerfahrung“ gesammelt. Ergün spielt eine Melodie auf der Mundharmonika und Yves und ich beginnen mit rhythmischen Trommelgeräuschen, indem wir die Hände auf die Oberschenkel schlagen. Hieraus entwickelt sich eine intensive Spielhandlung. Ergün und Yves sind sehr konzentriert und mit Spaß dabei.

Beiden Kindern gelingt es gut, über unterschiedliche Lautstärken und Tempi miteinander in Kontakt zu kommen. Sobald ich dies merke, höre ich allmählich auf zu trommeln und beobachte die beiden Jungs bei ihrem für sie offensichtlich freudigen Spiel: Ergüns Wangen glühen und seine Augen strahlen wie schon lange nicht mehr. Das Spiel der beiden dauert ganze fünf Minuten.

Dieser Prozess ist ausschlaggebend für mich, das Thema „Musik“ auszuwählen, da ich die deutliche Begeisterung und Ausdauer beider Kinder feststellen konnte.

Kommentar Kursleitung:
Und beide Kinder haben gemerkt, dass sie dabei prima zusammenwirken können. Das erhöht sicher ihre intrinsische Motivation, weiter zusammen zu musizieren.

Anschließend erzählt Ergün, dass er gerne Klavier spielen lernen möchte.
Ich greife diesen Satz auf und biete ihm an, mein transportables Klavier mit in die Kita zu bringen. Ich erkläre ihm, dass ich ihm nicht das Klavierspiel beibringen könne, da ich es selbst nicht sonderlich gut beherrsche und dass es lange dauert, bis man Klavier spielen kann. Aber er könne mein Klavier ausprobieren und kennenlernen.

Ergün ist sofort begeistert und er schlägt vor, mit Yves (5;2 Jahre), Kevin (4;2 Jahre), Lisa (5;3 Jahre), Myra (4;3 Jahre) und Tobias (4;1 Jahre) zusammen Musik zu machen.

Ich bitte ihn, die benannten Kinder bis zum nächsten Termin zu fragen, ob sie mitmachen möchten. Er übernimmt diese Aufgabe und ich kann mich darauf verlassen, dass er sie auch erledigen wird, da Ergün in diesen Dingen sehr zuverlässig ist.

Ich werde mit den Kindern eine Reihe von musikalischen Aktionen durchführen, deren wesentliches Merkmal das gemeinsame Musizieren und Musikerleben ist. Bewusst setze ich keine abschließende Aktion voraus, um der prozesshaften Entwicklung des Geschehens genügend Raum zu geben.

Ich plane folgenden Anfangsimpuls zu setzen:

Freies Ausprobieren von Rhythmusinstrumenten (Trommeln, Klanghölzer), sowie Melodieinstrumenten (Glockenspiel, Xylophon, Klavier).

Der weitere Verlauf wird dann von den Ideen der Kinder abhängen, denkbar wäre:

– Den eigenen Körper als Instrument erleben
– Musikgeschichten erfinden und erzählen
– Ein Orchester darstellen und dirigieren
– Beschäftigung mit der Frage des Instrumentenbaus
– Graphisches Notieren von Musik, Notenschrift kennenlernen
– Weitere Instrumente kennenlernen
– Beschäftigung mit unterschiedlichen Musikstilen
– Tanz

Zielsetzung

Ergün hat schon lange den Wunsch, ein Instrument zu erlernen, schon letztes Jahr im Rahmen des Interessen-Fragebogens sprach er davon. Ich möchte ihn in seinem beharrlichen Verfolgen seines Zieles unterstützen und ihm die Gelegenheit geben, das Klavier als Instrument kennenzulernen.

Ich vermute, Ergün be- und verarbeitet derzeit viele Eindrücke, zu denen sicherlich das zu erwartende Geschwisterkind gehört. Durch die Beschäftigung mit der Musik kann er seinen Empfindungen und Gefühlen Raum und Ausdruck geben.

Ergün ist ein interessiertes und wissbegieriges Kind. Ich vermute, dass er beispielsweise nach der graphischen Darstellung von Musik fragen wird. Er kann also sein Wissen erweitern und neue Informationen für sein weiteres Handeln (Notieren eigener Klänge) verwenden.

Die teilnehmenden Kinder sind eingeladen, differenziert zu hören. Unterschiedliche Tonhöhen, Tonlängen und Lautstärken sind zu unterscheiden.
Die Kommunikation über das Gehörte erfordert von den Kindern aufmerksames Wahrnehmen und Wiedergeben des Gehörten. Die Kinder lernen, sich präzise auszudrücken.
Sobald die Kinder gemeinsam spielen, werden Absprachen notwendig. Ideen äußern, dem Anderen zuhören, argumentieren und eine gemeinsame Lösung finden sind Ziele dieses Prozesses.

Im „Orchester“ können die Kinder die Erfahrung machen, gemeinsam eine bestimmte Leistung zu erbringen, zu der jeder Einzelne gebraucht wird und die für den Einzelnen allein nicht leistbar ist.

Sachanalyse

Ich beziehe mich in dieser Sachanalyse auf den entwicklungspsychologischen Aspekt der Musik, der im Rahmen meiner Arbeit im Vordergrund steht.
Fragen der Kinder nach einzelnen Wissensbereichen der Musik, (Aufbau und Zusammensetzung eines Orchesters, Bau von Instrumenten etc.) werde ich entsprechend beantworten oder gemeinsam mit den Kindern recherchieren.

Musikalisches Handeln der Kinder ist immer aktives Erleben und spielerisches Gestalten. Bedeutsam ist der Prozess, nicht das Ergebnis im Sinne eines vorab klipp und klar vorgegebenen engen Ziels/Produkts oder einer vorführbaren oder gar zu vermarktenden Darbietung.

Lernen mit allen Sinnen und Ausleben von Emotionen kennzeichnen die kindliche Herangehensweise an Musik.
In folgenden Bereichen halte ich die persönlichkeitsfördernden Aspekte der Musik für bedeutsam:

    • Wohlbefinden: Musik löst unterschiedlichste Empfindungen aus, kann somit zur Ausgeglichenheit beitragen.
    • Ausdruck, Phantasie und Kreativität: Ideen mitteilen, Gefühle äußern fällt durch Musik oft leichter als durch Sprache.
    • Soziale Kompetenz: Gemeinsam Musik machen fördert das aufeinander hören, Rücksicht nehmen, sich austauschen. Es wird geübt, für eine bestimmte Zeit im Vordergrund zu stehen und dann dem Anderen wieder den Vortritt zu lassen.
    • Sprachkompetenz: Die eigene Stimme als Ausdrucksmittel erleben, jede Stimme klingt anders, gemeinsames Singen setzt deutliche Aussprache voraus.
    • Aufmerksames Zuhören: Entwicklung von Sprachkompetenz, Konzentration, Training des auditiven Gedächtnisses.
    • Kognitive Kompetenzen: Abstraktes Denken, die Verarbeitung von Informationen und das Erleben von Gefühlen bilden eine Einheit, was positive Auswirkungen auf die Gehirnentwicklung und das Lernverhalten der Kinder hat.
    • Körperbewusstsein und motorische Kompetenzen: Musik regt an zur Bewegung. Differenzierte Bewegungsabläufe sind notwendig, um ein Instrument zu spielen.

Durchführung

      1. Treffen

Die Instrumente stehen bereit, sind jedoch noch verdeckt.

Ergün hat wie besprochen die von ihm vorgeschlagenen Kinder gefragt, ob sie mitspielen möchten. Alle sechs Kinder haben sich jetzt erwartungsvoll in der Turnhalle versammelt.

Da ich weiß, dass alle Kinder bereits Erfahrungen mit Musik gemacht haben, starten wir mit einer Erzählrunde. Die Kinder erzählen vom Singen, von Instrumenten, die sie gehört oder schon einmal gespielt haben. Die Erfahrungen der Kinder reichen von der Karnevalstrompete bis zur Chormusik in der Kirche, da einige Kinder im Kinderchor der Gemeinde mitsingen.

Das gemeinsame Singen im Chor greife ich auf und sage den Kindern, dass sie heute verschiedene Instrumente ausprobieren und gemeinsam Musik machen können.

Bevor wir beginnen, möchte ich mit den Kindern noch ein Zeichen für den Start und das Ende des Musizierens vereinbaren, damit das anschließende freie Ausprobieren eine Struktur erhält.

Ich frage also die „Chorkinder“ nach ihren Erfahrungen beim Singen, und Lisa berichtet, dass die Chorleiterin ein Handzeichen zum Start und zum Ende gibt. Wir vereinbaren, diese Zeichen zu übernehmen und mir kommt zunächst die Aufgabe des Dirigenten zu, da alle Kinder ein Instrument spielen möchten.

Der Begriff „Dirigent“ ist Kevin und Tobias unbekannt. Hier kann Ergün erklären, dass der Dirigent für das Orchester das ist, was der Chorleiter für den Chor darstellt. „Ein Chorleiter – nur für Leute, die ein Instrument spielen, ein Orchester eben,“ erklärt Ergün.

Die Kinder suchen sich jeweils ein Instrument aus. Wir besprechen das jeweilige Instrument nur kurz, da die Instrumente den Kindern bekannt sind. Das Klavier ist sehr begehrt, da es nicht ständig zur Verfügung steht. Ich erkläre den Kindern, dass jeder jedes Instrument ausprobieren kann. Dann gebe ich das Zeichen zum Einsatz und alle beginnen, ihr Instrument zu spielen. Zunächst werden die Instrumente eher leise gespielt, Ergün (Klavier) und Yves (Trommel) sind laut zu hören. Ganz bewusst lasse ich eine Weile verstreichen, bevor ich das Zeichen zum Stopp setze, um den Kindern genügend Raum zu geben, die Atmosphäre wahrzunehmen.

Mich interessiert nun, wie die Kinder ihr gemeinsames Spiel empfunden haben. Yves: “Wir waren mal laut, mal leise, das war gut!“ „Ja, aber der Kevin (Xylophon) hat fast gar nicht gespielt, den hab ich nicht gehört,“ sagt Lisa (Glockenspiel). „Das Instrument von Kevin ist ja auch aus Holz, das ist viel leiser als deins, das ist aus Metall,“ sagt Ergün. Myra (Klanghölzer) bemerkt, dass Ergün „die meisten Töne von allen gemacht hat.“ „Ja, das ist, weil das Klavier ganz viele Tasten hat und jede Taste ist ein Ton“, sagt Ergün.

Den Kindern fallen die schwarzen und weißen Tasten des Klaviers auf sowie die sich wiederholende Anordnung der Tasten. Tobias fragt nach dem Grund für die unterschiedliche Tastenfarbe und ich erkläre den Kindern, dass zwischen weißer und schwarzer Taste ein halber Ton liegt. Die Kinder fragen nicht weiter nach, sodass ich auch keine weiteren Erklärungen liefere. Ihr Interesse gilt momentan anderen Dingen.

Yves möchte jetzt das Startzeichen geben. Ergün findet noch ein Zeichen jeweils für „laut = Arm hoch“ und „leise = Arm nach unten halten“ und so ist die Idee da, „Dirigent und Orchester“ zu spielen. Ich beobachte das Geschehen und stelle fest, dass alle gut einbezogen sind. Selbstständig regeln die Kinder den Instrumententausch. Lisa möchte jetzt auch gerne Klavier spielen, Ergün will aber noch nicht tauschen. Er berät sich mit Lisa und beide spielen zusammen am Klavier.

Im weiteren Verlauf wird mehrmals in wechselnden Rollen „Dirigent und Orchester“ gespielt. Den Kindern gelingt es zunehmend besser, auf die Signale des Dirigenten zu reagieren.

Ergün, ansonsten häufig sehr dominant in solchen Situationen, akzeptiert es, dirigiert zu werden. Als Dirigent lässt er die Instrumente zu unterschiedlichen Zeiten einsetzen. Hierfür findet er wiederum ein neues Zeichen (Taktstock zeigt auf Kind).

Kommentar Kursleitung:
Er geht auch die Strukturen kreativ an. 

Kevin fällt es sehr schwer, seinen Einsatz zu finden. Ergün ist ein geduldiger „Dirigent“ und gibt ihm Tipps. “Du musst auch immer zu mir schauen, dann siehst du, wenn ich auf dich zeige.“

Wenn Ergün Klavier spielt, nutzt er das gesamte Instrument. Er spielt beidhändig, probiert unterschiedliche Tasten- und Fingerkombinationen aus, spielt mehrere Töne gleichzeitig, lässt den Finger über die gesamte Tastatur laufen, spielt laute, leise, hohe und tiefe Töne und Tonkombinationen.

Er wirkt sehr konzentriert, seine Augen strahlen. Nach einer Weile sagt er: “Hör mal, Frau Cohnen, das klingt wie Liebe!“ Ich bestätige seinen Eindruck und Ergün sucht und findet Klänge für Wut, Angst und Langeweile. Bei „Langeweile“ bin ich sehr überrascht und frage ihn, wie die denn klingt. „Na so,“ sagt er und spielt immer wieder ein und denselben Ton.

Die Kinder spielen eine Stunde miteinander in wechselnden Zusammensetzungen, dann waren alle mal Dirigent und jeder konnte alle Instrumente ausprobieren.

In einer abschließenden Erzählrunde sprechen wir über unsere Musik. Alle möchten beim nächsten Treffen wieder dabei sein und weiter Musik machen.

„Wie ein richtiges Orchester haben wir heute gespielt“, sagt Ergün. „Ja, aber die haben immer so was, wo drauf steht, wie die spielen sollen, das haben wir nicht“, sagt Lisa. Ich stimme ihr zu und wir beenden unser Treffen mit der Idee, uns beim nächsten Mal mit Lisas Gedanken weiter zu beschäftigen.

   2. Treffen

Zum nächsten Treffen versammeln sich wieder alle sechs Kinder in der Turnhalle. Ich habe Noten mitgebracht und lege sie in die Mitte unseres Kreises. Mir ist wichtig, dass die Kinder eine Notenschrift kennenlernen, um Lisas Gedanken des letzten Treffens aufzugreifen.

Darüber hinaus ist mein Ziel, sie die Logik der Notenschrift ganzheitlich erfahren zu lassen, indem sie selbst die Töne in unterschiedlichen Tonhöhen hören und darstellen können. Dies halte ich für eine notwendige Voraussetzung dafür, dass sie später selbst eine Notenschrift sinnvoll anfertigen können.

Lisa und Ergün erkennen die Noten sofort als Mittel, um Musik aufzuschreiben. „Wenn der schwarze Punkt oben auf einer Linie sitzt, ist das ein hoher Ton, sonst ein tiefer“, sagt Lisa. „Aber nicht alle Punkte sind ganz schwarz und manche haben einen Strich“, bemerkt Ergün.

Im folgenden Gespräch klären wir Aussehen und Bedeutung der ganzen, halben und viertel Note. Ich sage Lisa, sie habe schon sehr gut die Funktion der Notenlinien beschrieben und ich schlage den Kindern ein Spiel vor.

Dazu klebe ich zwei parallele Linien aus Kreppband auf den Turnhallenboden und erkläre den Kindern, dies seien die unterste und die oberste Linie der Notenlinien, sie selbst seien jetzt die Noten. Aus dem Glockenspiel entferne ich bis auf den höchsten und tiefsten Ton alle weiteren Töne. Nun frage ich die Kinder, wie das Spiel wohl weitergehen könnte. Sie beratschlagen eine Weile miteinander und Ergün sagt: “Ich spiele jetzt einen Ton und ihr müsst auf die richtige Linie springen“.

Dieses Spiel wird ausdauernd von den Kindern gespielt. Tobias, Kevin und auch Yves haben zunächst große Probleme, die Tonhöhe mit der jeweiligen Linie in Verbindung zu bringen. Nach einer Weile gelingt ihnen dies viel besser.

Die Kinder haben große Freude bei der Darstellung der unterschiedlichen Tonhöhen. Myra beginnt damit, sich beim tiefen Ton zu ducken und beim hohen Ton zu strecken. Ich frage sie nach dem Grund und sie erklärt: “Der tiefe Ton, da bin ich ganz unten, also wie in einem Loch in der Erde, und der hohe Ton ist wie ganz oben auf der Leiter.“

Nach einer Weile sind die Kinder sehr sicher und ich entschließe mich, eine dritte als mittlere Linie dazu zu nehmen und einen weiteren Ton beim Glockenspiel einzufügen.

Ergün fällt eine Variante des Spiels ein: “Ihr lauft alle durch die Turnhalle und ich schlage einen Ton an. Dann müsst ihr kommen und euch auf die Linie stellen.“
Zunächst bin ich skeptisch, da ich dies für sehr kompliziert halte. Da die Kinder aber von Ergüns Vorschlag angetan sind, beginnen wir mit diesem Spiel.

Tobias, Yves und Kevin schaffen es selten, die richtige Linie zu finden, Lisa und Myra sind jedoch sicher.

Wir beenden dieses Treffen wieder mit einer Erzählrunde, in der alle noch einmal über ihren Eindruck aus unserer Stunde reden. „Heute waren wir selber Notenpunkte, das war lustig“, sagt Myra. „Ja und Noten kann man sehen und Töne kann man hören und jede Note hat einen Platz auf der Notenlinie. Das ist wie schreiben mit Buchstaben“, sagt Ergün. Ich bestärke ihn in seiner Wahrnehmung und sage ihnen, dass ich mich sehr über ihre prima Spielideen gefreut habe und sehe, wie gut sie ganz genau hinhören und sich darüber austauschen können.

           3. Treffen

Während des folgenden Musiktreffens erarbeiten wir Musikgeschichten. Als Orientierung dient den Kindern eine von mir erzählte Geschichte, in der ein Bär einer Ameise begegnet. Den verschiedenen Tieren und Begebenheiten der Geschichte ordne ich Klavierklänge zu. Die Kinder sind sehr bei der Sache und liefern viele Vorschläge, wie die Geschichte weiter geht.

Unter anderem möchte Ergün im weiteren Verlauf auch eine Musikgeschichte erzählen. Sie handelt von Rittern und Drachen, ist untermalt von vielfältigen, passenden Klängen.
In der Geschichte sucht ein Königskind nach seinem Vater, den es dann im tiefen Wald auch findet.

Ergün erzählt: „Das Königskind möchte mit dem Papa den Drachen jagen, geht aber nicht, weil der König die Königin nicht so lange allein lassen kann, denn die ist schwanger. Also gehen die beiden wieder ins Schloss.“
Diese Passage der Geschichte begleitet Ergün mit einer abwärtslaufenden Tonfolge, am Schluss kommt ein lauter Klang mehrerer tiefer Töne. Die Geschichte endet hier abrupt und Ergün geht weg vom Klavier.

Er setzt sich zu den anderen Kindern und schweigt. Auf mich wirkt er ernst, aber nicht wütend. Ich frage Ergün, ob wir seine Geschichte noch weiter erzählen dürfen. Er nickt, also frage ich die Kinder, ob jemand eine Idee hat, wie Ergüns Geschichte weitergehen könnte.

Lisa erzählt weiter: “Der Königspapa hat gemerkt, dass das Königskind sauer war (schrille, laute Klänge) und er hat gesagt: Wenn das Baby da ist, dann gehen wir beide auf Drachenjagd, nur du und ich. Damit war das Königskind einverstanden und bald bekam das Königskind einen kleinen Bruder.“

Ergün ist sehr zufrieden mit dem Ausgang der Geschichte und fragt Lisa: “Bist du sicher, dass er einen Bruder bekommt? Ich wünsche mir auch einen Bruder, keine Schwester!“ Die Kinder unterhalten sich noch eine Zeitlang über Geschwister, bevor unser Treffen endet. Da Ergün nun wieder ausgeglichen wirkt, spreche ich ihn nicht mehr auf seine Geschichte an. Ich denke, dass ihm Lisas Schluss der Geschichte geholfen hat, sich mit seinen Gedanken und Gefühlen über sein künftiges Geschwisterkind zu beschäftigen.

In mehreren weiteren Treffen, die ich hier nicht mehr ausführlich beschreibe, beschäftigen die Kinder sich noch lange mit Musikgeschichten.

Schriftzeichen für unterschiedliche Tempi und Symbole für den Einsatz der verschiedenen Rhythmusinstrumente während der Musikgeschichten werden festgelegt. So entsteht ein „Drehbuch“, und die Kinder greifen jedes Mal wieder darauf zurück, um die Geschichten zu spielen.

Reflektion

Ich habe den Eindruck, meine Ziele bezogen auf Ergün, aber auch auf die gesamte Gruppe erreicht zu haben.
Ergün hat sich mit Freude und intensiv mit dem neuen Instrument Klavier beschäftigt. Ein lang gehegter Wunsch ging für ihn – teilweise – in Erfüllung.

Ergüns Mutter teilte mir mit, dass sie nun aufgrund von Ergüns begeistertem Erzählen über unsere Musiktreffen überlegen, ihn Klavierstunden nehmen zu lassen.

Auch wenn Ergün nicht allzuviel über seine Gefühle bezogen auf das kommende Baby sprach, so gehe ich davon aus, dass ihn die Beschäftigung mit der Musik auf emotionaler Ebene sehr berührte und somit auf einer unbewussten Ebene Verarbeitung von Eindrücken stattfand. Dies mache ich unter Anderem an seinem Gesichtsausdruck und seiner Körperhaltung in vielen Situationen fest.

Begeistert hat mich die Genauigkeit, mit der sich die Kinder über ihre Höreindrücke austauschten. Viele Vergleiche wurden angestellt, genaue Erklärungen gegeben, um einander zu verstehen.
Gemeinsam Musik zu machen, ein „Orchester“ zu sein, rief Freude und Stolz hervor und das Gefühl, gemeinsam etwas Neues geschaffen zu haben.

Die im Alter und Entwicklungsstand doch recht unterschiedliche Gruppe hat über die Musik eine Gemeinsamkeit gefunden, die auch in Zukunft noch Bestand haben wird. Die Eltern der meisten Kinder dieser Gruppe haben mich auf unser Musikprojekt in positiver Weise angesprochen.

Die Entdeckerfreude der Kinder ist noch lange nicht ausgereizt und ich möchte noch viel Impulse setzen, sodass diese Gruppe sicher noch eine Weile gemeinsam musizieren wird.

Ideen

Während einer unserer Erzählrunden erwähnte Lisa die Orgel in unserer Kirche. Da alle sehr interessiert waren, werden wir uns wohl demnächst mit der Orgel beschäftigen. Viele weitere Ideen leiten sich aus den benannten möglichen Aktivitäten ab. Auf jeden Fall werden wir den anderen Kita-Kindern und auch den Kolleginnen unsere Musikaktivitäten vorstellen.

Vielleicht wird unser „Orchester“ innerhalb der Pfarre auf Tour gehen; diese Entscheidung überlasse ich weitgehend den Kindern, denn – wie gesagt – zunächst einmal ist das Musizieren für die Kinder reiner Selbstzweck.

Quelle der Sachanalyse:

Bayerischer Bildungs- und Erziehungsplan

 

Datum der Veröffentlichung: Dezember 2013
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