von Hanna Vock
Einige Jahre lang empfahlen wir in den IHVO-Zertifikatskursen den „Interessenfragebogen für Kindergarten und 1. (2.) Klasse“, der als Kopiervorlage in Joelle Husers Buch „Lichtblick für helle Köpfe“ eingefügt ist (siehe Literaturverzeichnis) und der auf eine Entwicklung von Renzulli zurückgeht. Die Idee eines Interessen-Fragebogens und etliche Fragen daraus haben sich in der Praxis auch bei uns gut bewährt, um Genaueres über die aktuellen Interessen der besonders begabten Kinder zu erfahren. Im Laufe der Arbeit entwickelten sich dann aber einige neue Ideen, so dass wir einen eigenen Fragebogen bauten, den Sie unten finden.
Wichtig ist zu beachten, dass der Fragebogen erst dann eingesetzt werden sollte, wenn bei einem Kind eine Vermutung oder sogar schon Gewissheit über eine besondere oder hohe Begabung besteht.
Der Fragebogen kann nicht als diagnostisches Mittel (Prüfung auf Hochbegabung) eingesetzt werden. Und er eignet sich nicht gut für die ganze Gruppe – Frust bei der Erzieherin und vor allem bei den Kindern wäre zu erwarten, wenn manche Fragen nicht verstanden werden, was bei vielen 3- bis 4-jährigen nicht hoch begabten Kindern zu erwarten ist.
Frust kann auch auftreten, wenn die Kinder den Eindruck haben, dass immer wieder Dasselbe gefragt wird, weil sie die Nuancen zwischen den Fragen noch nicht erfassen können.
Vor dem Einsatz des Fragebogens sollten also genaue Beobachtungen erfolgen, um abzuschätzen, ob das Kind die Fragen verstehen und sinnvoll beantworten kann.
Bei besonders und hoch begabten Kindern entfaltet der Fragebogen seine Stärken, dann führt er zum Gespräch über die besonderen Interessen, Gedanken und Fähigkeiten des Kindes.
Dies gelingt besonders, wenn die Fragen nicht einfach abgearbeitet werden, sondern alle Gelegenheiten genutzt werden, nachzufragen und ins Gespräch zu kommen. Natürlich ist dazu eine ruhige, weitgehend ungestörte Atmosphäre nötig.
Der Nutzen für die Gruppe kann darin liegen, aus solchen Gesprächen interessante Aktionen und Projekte entstehen zu lassen.
Es wird immer wieder berichtet, dass besonders begabte Kinder das „Interview“ Ernst nehmen und es ihnen wichtig ist, sich dabei genau auszudrücken. An Beispielen soll gezeigt werden, wie Erzieherinnen den Fragebogen eingesetzt haben und wie Kinder geantwortet haben.
Oft ist dieses Interview der Auftakt zu weiter führenden Gesprächen, die nicht nur zu einem besseren Verständnis des Kindes führen, sondern aus denen nicht selten auch Projekt-Ideen für den Kindergarten entstehen.
Tipp:
Den Fragebogen in den Team-Ordner oder ins Qualitätsmanagement-Handbuch einlegen, damit die Arbeit mit dem Fragebogen nicht in Vergessenheit gerät.
Siehe auch:
Beispiele für die Arbeit mit dem Fragebogen und eine Sammlung interessanter Antworten.
Siehe auch:
Interessen-Fragebogen zum Ausdrucken als PDF
Fragebogen:
Was interessiert das Kind aktuell, womit beschäftigt es sich geistig?
Name und Alter des Kindes:___________________________________
Datum des Interviews:_______________________________________
Der Fragebogen kann – vor allem mit 3- bis 4-jährigen Kindern – auch in mehreren Etappen bearbeitet werden.
Wer führt das Gespräch?:_____________________________________
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1) Hast du ein Lieblingsspielzeug? Womit spielst du am liebsten?
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2) Mit wem spielst du am liebsten im Kindergarten?
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3) Was spielt ihr dann zusammen am liebsten?
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4) Worüber hast du gestern oder heute nachgedacht?
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5) Hast du eine ganz besondere gute Freundin oder einen ganz besonderen guten Freund?
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6) Gibt es etwas, wovor du Angst hast?
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7) Was sammelst du besonders gerne? Besitzt du eine Sammlung oder eine „Schatzkiste“?
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8 ) Was kannst du besonders gut?
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9) Was möchtest du lernen?
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10) Was tust du denn am allerliebsten im Kindergarten – und warum?
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11) Was ist im Kindergarten noch schwierig für dich?
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12) Was gefällt dir im Kindergarten gar nicht?
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13) Kannst du sagen, warum es dir nicht gefällt?
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14) Gibt es etwas, das dich häufig im Kindergarten stört? Worüber ärgerst du dich immer wieder?
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15) Nenne mir ein Spielzeug, das du zu Hause hast und das dir ganz besonders wichtig ist – ein Spielzeug, das nie in den Müll geworfen werden darf.
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16) Kannst du sagen, warum es dir wichtig ist?
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17) Wie heißt dein Lieblingsbuch oder deine Lieblingsgeschichte?
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18) Was gefällt dir daran so gut?
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19) Was siehst du dir gerne im Fernsehen oder auf DVD an?
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20) Was findest du daran besonders gut?
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21) Was möchtest du hier im Kindergarten als nächstes gerne lernen?
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22) Was hast du schon einmal gemacht, worauf du richtig stolz bist?
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23) Welchen Beruf findest du toll? Und warum?
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24) Welchen Beruf findest du nicht schön? Und warum?
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25) Mit wem kannst du am besten reden?
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26) Stell dir vor, du triffst einen Menschen, der alles über die Welt und das Leben weiß, sogar noch viel mehr als deine Eltern. Was würdest du diesen Menschen fragen wollen?
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27) Gibt es eine Regel hier im Kindergarten, die du doof findest?
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28) Für die Kinder zum Ausfüllen: Der Fragebogen mit Gesichtern
Male einen dicken Punkt oder ein Kreuz in das richtige Feld.
An die 5- und 6-jährigen Kinder könnte man zusätzlich noch die folgenden Fragen richten:
29) Was würdest du verändern, wenn du König oder Königin wärst?
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30) Was kannst du schon besser als Mama oder Papa?
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31) Welchen Wunsch hast du, der vielleicht niemals in Erfüllung gehen kann?
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32) Wem hast du schon mal etwas beigebracht? Und was war das?
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33) Hast du schon mal ein Spiel erfunden? Und wie geht das?
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(Die Fragen 29-33 stammen aus dem Buch „Frag mich“, siehe:
– oder sind dort enthaltenen Fragen ähnlich.)
Datum der Veröffentlichung: Januar 2012
Copyright © Hanna Vock 2012, siehe Impressum.
Die Übersetzung dieses Beitrags ins Englische wurde gesponsert von
Sabine Handke, Bad Soden am Taunus.