von Hanna Vock

 

Immer wieder wird es berichtet, manchmal wird es von Fachleuten bestritten, aber man kommt in der Praxis nicht daran vorbei:

Viele hoch begabte Kinder schlafen vom Säuglingsalter an sehr wenig.

Nun weiß natürlich niemand, ob der Säugling hoch begabt ist – das wird sich erst später feststellen lassen. Etliche Eltern, die mehrere hoch begabte Kinder groß gezogen haben, berichten allerdings, dass ihre Kinder als Säuglinge auffallend wenig geschlafen haben. Auch Familien, in denen Hochbegabung in mehreren Generationen aufgetreten ist, berichten dies.

Ich will, was junge Kinder im Säuglings- und Kleinkindalter betrifft, nicht von hoch begabten Kindern sprechen, denn das wäre unsachgemäß, da Hochbegabung im Säuglingsalter noch nicht zu messen ist. Ich will aber über „sehr wache“ Kinder schreiben. Bei etlichen dieser sehr wachen Kinder, die ich kannte oder von denen mir berichtet wurde, hat sich dann später eine hohe Begabung herausgestellt.

Kinder, die tagsüber sehr wach wirken (Hebamme über ein zwei Wochen altes Kind: „Das ist aber ein sehr waches Kind!“), sind häufig auch „Wenigschläfer“. Die junge Familie ist durch kleine Wenigschläfer oft stark belastet.

 

…kurz gefasst…

Kinder, die sich später als hoch begabt erweisen, schlafen oft von Geburt an deutlich weniger als andere Kinder. Auch haben sie oft Probleme, ihr gewohnheitsmäßig hohes Aktivitäts- und Erregungsniveau auf den Schlafmodus herunterzuregeln. Dies stellt für die Eltern eine hohe Belastung dar und bringt sie auch leicht dazu, an ihrer Erziehungskompetenz zu zweifeln.

In diesem Beitrag wird versucht, ein wenig die Hintergründe zu beleuchten und „entlastendes Material“ bereit zu stellen.

Man stelle sich vor: An einem Tag, an dem das 10 Monate alte Kind morgens um 7 Uhr wach geworden ist und sofort hochaktiv war, schläft es mittags eine halbe Stunde, zeigt etwa um 16 Uhr Anzeichen von Müdigkeit, schläft aber nicht ein und wehrt sich mit wütendem, hartnäckigem und anhaltendem Protest gegen alle Versuch, es hinzulegen oder auch in den Schlaf zu wiegen. Um 18 Uhr schläft es in der Karre ein, ist nach einer Stunde wieder putzmunter – und dieser Zustand hält dann bis 23 Uhr an. Das Kind spielt, ist motorisch aktiv und sucht nachdrücklich die körpersprachliche und lautliche Kommunikation mit den Eltern oder anderen Betreuungspersonen. Kurz vor 23 Uhr zeigt es unübersehbare Anzeichen von Müdigkeit und schläft gegen 23 Uhr (selbstbestimmt) ein. Es schläft dann tief und fest, unterbrochen von einer konzentriert getrunkenen Flasche, bis zum Morgen um acht Uhr.

Fast jeder Babysitter – darauf eingestellt, abends ein schlafendes Kind zu hüten und dabei in Ruhe zu lesen oder fernzusehen – ergreift nach ein paar solcher Abende die Flucht.

Die Eltern aber bleiben und probieren jeden guten Ratschlag aus, der ihnen abendliche Ruhe und rechtzeitigen Nachtschlaf bringen könnte. Aber auch die vielen guten Tipps, zum Beispiel in dem Buch „Jedes Kind kann schlafen lernen“, verpuffen unwirksam – ja woran???

Können diese Eltern nicht erziehen, ist ihr Alltag trotz aller Bemühungen um Ruhe und Rituale immer noch zu unruhig, oder braucht ihr Kind einfach nicht so viel Schlaf und Ruhe wie andere Kinder?

Ich sehe mich noch als junge Mutter eines Babys am Fenster des Kinderzimmers stehen und neidisch (ja, in diesem Moment wirklich neidisch) zum Fenster der gegenüberliegenden Wohnung sehen. Es war abends 19 Uhr, und am Kinderzimmerfenster der nachbarlichen Wohnung ging das Rollo runter. Das Kind, das dort wohnte, war genauso alt wie meins, und das Rollo war von 19 Uhr bis 7 Uhr geschlossen – und mittags mindestens zwei Stunden lang!!! Und das war jeden Tag so.

Die Nachbarin, die ich schüchtern fragte, antwortete mit einem sehr ausgeschlafenen Gesicht: „Ja, wenn das Rollo runter ist, dann schläft er.“

Dieses Kind gönnte seinen Eltern also täglich verlässlich 14 Stunden Ruhe und war nur 10 Stunden lang wach; meins aber verbrachte schon im Krabbelalter von 24 Stunden fast immer 14-15 Stunden sehr wach und nur 9-10 Stunden schlafend. Leute, die selber mit kleinen Kindern zusammenleben oder gelebt haben, erfassen die Brisanz dieses Unterschieds.

Natürlich suchte ich „die Schuld“, dass mein Kind so wenig schlief und zu „normalen Zeiten“ einfach nicht einschlafen wollte, zunächst in unserem Erziehungsverhalten. Erst als alle Bemühungen, die bei anderen Kindern fruchteten, bei unseren fehlschlugen, kam ich davon ab und erkannte, dass auch das Schlafbedürfnis des Menschen ein höchst individuelles ist. Dabei hätte ich es wissen können. Der Großvater, ein erfolgreicher Physiker, erzählte, dass er in seinem Erwachsenenleben immer gut mit 4 bis 5 Stunden Schlaf ausgekommen ist und dabei immer gesund war. Auch das können wir „Normalschläfer“ oder gar „Vielschläfer“ uns ja kaum vorstellen.

Bei wenig schlafenden Kindern, die sich später als sehr begabt oder sogar hoch begabt herausstellen, haben die Eltern häufig vier Probleme:

Erstens

sorgen sie sich um die Gesundheit ihres Kindes.

Zweitens

fehlt ihnen die so nötige Zeit und Ruhe für sich selbst und für die eventuell vorhandenen anderen Kinder.

Drittens

zweifeln sie an ihrer Erziehungskompetenz.

Viertens

zweifelt die Umgebung an ihrer Erziehungskompetenz.

Und welche Probleme hat das Kind selbst?

Dazu müssen wir uns zunächst überlegen, warum das kleine Kind so wenig schläft. Alle äußeren Umstände (zu viel Unruhe, zu viele Reize, zu viel Unregelmäßigkeit…) betrachten wir jetzt mal als bereits ausgeschlossen. Was bleibt dann als mögliche Ursache?

Die folgenden Überlegungen gelten für gesunde Kinder, bei denen alle guten Ratschläge, wie man ein Kind zum „guten“ Schläfer erzieht, nichts bringen und die in ihrere Wachzeit auch in aller Regel sehr wach sind.
Außerdem: Längst nicht alle hoch begabten Kinder (und Erwachsenen) sind Wenigschläfer, manche schlafen auch viel und gerne.

Ein Gehirn, das sehr effektiv funktioniert, sehr viele Reize verarbeiten kann und auch nach sehr vielen Reizen (hohem Input) verlangt, ist die meiste Zeit des Tages „hellwach“, aufnahme- und arbeitsbereit. Kinder mit einem solchen Gehirn wirken auf den Betrachter häufig überdurchschnittlich begeisterungsfähig und an Vielem interessiert.

Bei solchen hellwachen Säuglingen sind häufig nicht nur die Schlafphasen verkürzt, sondern auch die Phasen, in denen „gedöst“ wird und die Aktivität allgemein gemindert ist. Solche Kinder sitzen zum Beispiel selten ruhig dösend in der Karre, sie wollen auch hier ganz viel mitkriegen und werden missgelaunt, wenn die Umgebung zu eintönig ist und für sie wenig Interessantes bereithält.

Zu all diesen Beobachtungen möchte ich zwei Thesen vorschlagen:

These 1. Manche hoch begabte Kinder sind wirkliche, echte Wenigschläfer. Sie brauchen wenig Schlaf, vielleicht weil ihr Gehirn auch den Schlaf sehr effektiv gestaltet? So wird immer wieder von Kindern berichtet, die wenn sie wach sind, hellwach und sehr aktiv sind, sobald sie aber in Tiefschlaf gesunken sind, zuverlässig weiterschlafen, auch wenn sie dann noch aus der Karre oder dem Auto in die Wohnung gebracht, umgezogen und gewickelt werden und dabei neben ihnen die Geschwister toben. Was für ein toller Schlaf!

These 2. Manchen dieser sehr wachen Kinder fällt es schwer, vom Wachzustand in den Schlafzustand hinüberzugleiten, auch wenn sie sehr müde sind und Schlaf gut brauchen könnten.

Ich stelle es mir sehr viel schwieriger vor, aus einem Hellwach-Zustand in den Schlaf zu finden, als von einem sowieso schon vergleichsweise gedämpften Aktivitätsniveau in den Schlafmodus hinüberzugleiten.

Hier können äußere Maßnahmen wie Ruhe, Dunkelheit, kühle Raumtemperatur, auf dem Arm wiegen, singen… hilfreich sein – aber nur wenn das Gehirn im Kopf des kleinen Kindes auch dazu bereit ist, die Aktivität zu drosseln.

Vermutlich treffen beide möglichen Ursachen häufig zusammen.

Zu These 2: Reize rufen Erregung im Gehirn hervor. Je nach Art der Reize werden bestimmte Hirnregionen erregt. Je kleiner das Kind ist, desto weiter und genereller breitet sich die Erregung im Gehirn aus und umso weniger zuverlässig verlaufen die dem entgegengesetzten Hemmungsprozesse.

Jetzt könnte man auf die Idee kommen, das Kind tagsüber, oder mindestens abends, in eine reizärmere Umgebung zu bringen – und würde das Kind damit frustrieren und unglücklich machen – und bei Kindern mit heftigem Temperament und guter Durchsetzungskraft unter Umständen wütenden Protest auslösen, der mit keinem erlaubten Erziehungsmittel zu dämpfen ist…

Es ist ja gerade ein konstituierendes Merkmal von Hochbegabung, dass eine hohe Lernmotivation vorhanden ist, eine große Gier auf Neues, eine große Offenheit für neue Erfahrungen, eine große Ausdauer im Verfolgen eigener (Erkenntnis-) Ziele.

Dies kann nicht abgestellt werden, weder von außen noch von innen. Diese Bedürfnisse schreien nach Befriedigung, auch um den Preis zeitweiliger Überforderung der eigenen (Kraft- und Nerven-) Ressourcen und der (Nerven- und Kraft-) Ressourcen der näheren Umgebung.

Hier sei ein ganz kleiner Blick auf erfolgreiche erwachsene Hochbegabte gestattet: Viele von ihnen machen es ihr Leben lang nicht anders. Trotz aller Klugheit gehen sie immer wieder an ihre Grenzen – weil es ihr Gehirn vorgibt, nach dem Motto:

„So lange noch ein Fünkchen Kraft da ist, werde ich doch diese interessante Welt nicht verschlafen! / meine Vorhaben nicht ruhen lassen oder aufgeben!“.

Deshalb erscheint es mir sinnlos, es ganz jungen, möglicherweise hoch begabten Kindern abtrainieren zu wollen. Solche immer wiederkehrenden Versuche wären eine frühe und fundamentale Quelle des Gefühls:

Sie verstehen mich einfach nicht. Sie wollen mich nicht so, wie ich bin.
Bin ich denn so eine schreckliche Last, weil ich so bin, wie ich bin?

Hohe Erregbarkeit der zentralen Nervenprozesse wäre demnach ein häufig auftretendes Merkmal bei hoher Begabung, sie kann als eine Grundlage für die hohe (Lern-) Motivation betrachtet werden, die auch für unsere Definition von Hochbegabung wesentlich ist.

Begriffsbestimmung Hochbegabung

Hohe Erregbarkeit kann allerdings auch in anderen, krankhaften Zusammenhängen vorkommen. Und Einschlafprobleme können tatsächlich ihre Ursachen in ungünstigen äußeren Bedingungen haben.

Der sehr wache Säugling und das sehr wache Kleinkind stehen also vor der vergleichsweise schwierigen Aufgabe, ihre Hirntätigkeit von einem hohen Erregungsniveau weit herunterzuregeln bis auf den Schlafmodus.

Das gelingt ihnen oft nicht ohne zusätzliche Hilfen. So werden sie – mehr als andere Kinder es verlangen – auf dem Arm oder im Tragetuch hin- und hergeschleppt, in die Karre oder ins Auto gesetzt, damit sie zur Ruhe kommen. Dies alles ist natürlich für die betreuenden Erwachsenen anstrengend und wird von der Umwelt oft argwöhnisch beäugt. Trotzdem haben die Eltern oft das sichere Gefühl, dass ihre Kinder das brauchen und nehmen die Anstrengungen im Prinzip geduldig auf sich. Zum Glück für die Kinder.

Die These von der hohen Erregbarkeit des zentralen Nervensystems korrespondiert mit dem Konzept Dabrowskis von den overexcitabilities

(OEs), nachzulesen in Webb u.a., S. 21-26. Literaturverzeichnis

Dabrowski erkennt bei Hochbegabten verschiedene Arten hoher Erregbarkeit, zum Beispiel die psychomotorische OE, die er auch mit einer verringerten Schlafdauer in der frühen Kindheit in Verbindung bringt.

Mehr zu den Dabrowskischen OEs: Hoch begabte Kinder und  besondere emotionale Sensibilität.

Wenn Sie Dabrowski im (englischsprachigen) Original lesen wollen:
Dabrowski, K.: Positive Desintegration. Boston: Little, Brown and Company, 1964.

Vielleicht kann diese eher positive Sichtweise auf extrem geringes Schlafbedürfnis und Einschlafprobleme Eltern helfen, die Anstrengungen und den Verzicht auf Ruhe und eigene Zeit gelassener zu erdulden und auch der Umwelt sicherer und gelassener gegenüberzutreten.

Es geht um eine relativ kurze Zeitspanne, in der es vielleicht schlau ist, liebgewonnene Gewohnheiten (den abendlichen Film, das Buch, den ausgedehnten Sex, das ruhige Gespräch mit dem Partner und Freunden,…) vorübergehend hintan zu stellen und ein neues, hochinteressantes Hobby zu finden: das intensive und zugewandte abendliche Spiel mit dem wachen und aufgeweckten Kind.

Auch hier erscheint es wieder sinnvoll, Gleichgesinnte zu suchen. Es gibt ja auch andere wenig schlafende Kinder, die von 19 bis 22 oder 23 Uhr so richtig wach sind und nach Spielgefährten verlangen. Wie schön, wenn das auch im Krabbelalter schon ein befreundetes Kind ist und die Eltern, je älter die Kinder werden, immer mehr entlastet sind.

Sind die Kinder erst mal daran gewöhnt, auch zusammen zu übernachten, dann hat schon mal eine Elternfraktion einen freien Abend.

Versuchen Sie, Frust und Ärger zu minimieren und die Freude über ihr waches Kind zu maximieren.

An alle Erzieherinnen-Kolleginnen:

Es gibt sie wirklich, die Kinder, die abends lange munter und wach sind, aber morgens dann schon mal bis acht Uhr oder länger selig schlafen wollen (um wenigstens auf 10 Stunden Schlaf in 24 Stunden zu kommen). Die morgens berufstätigen Eltern lernen dann schnell, ihre Kinder zu wecken; morgens nicht berufstätige Eltern vermeiden dies oft und haben dann Mühe, rechtzeitig in der Kita zu sein.

Bei allem Verständnis: Es gehört zu den normalen sozialen Anforderungen, die alle Kinder und Eltern meistern müssen:
Die Kita braucht pünktliche Eltern und Kinder, auch wenn´s schwer fällt.

Auch wenn ein geringes Schlafbedürfnis und eine hohe Erregbarkeit eher positiv gesehen werden: Es bleibt für sehr wache Kleinkinder eine anspruchsvolle Entwicklungsaufgabe, trotz all ihrer Begeisterungsfähigkeit eine gute Balance zwischen Anspannung und Entspannung zu finden.

Erwachsene Hochbegabte wünschen sich häufig, ihre Arbeitszeiten frei einteilen zu können. Während viele Menschen das Problem haben, dass sie ohne geregelte Arbeitszeitvorgaben oder äußere Kontrolle ihrer Arbeitszeiten eher weniger arbeiten und weniger leisten würden, geht es vielen Hochbegabten anders: Haben sie die für sie richtige Arbeit und Aufgabe gefunden, motivieren sie sich selbst in starkem Maße und wünschen sich, über kleinere, größere und große Arbeitspausen selbst bestimmen zu können. Erst dann gelingt es ihnen, ihr Potenzial voll auszuschöpfen.

Für kleine Kinder schon beginnt der Spagat zwischen Anpassung an Zeitvorgaben und dem eigenen Aktivitätsrhythmus, der bei Hochbegabten eben häufig gegenüber den üblichen Rhythmen verschoben ist. Sie müssen lernen, innerhalb des vorgegebenen Rahmens ihre Pausen zu machen.

Wie schwer ihnen das fällt, zeigt die Tatsache, dass sehr wache Kleinkinder die Grenze zur Müdigkeit und Erschöpfung oft mit ihrer starken Erregbarkeit und Motivation im wahrsten Sinne des Wortes überspielen.

So lange sie spätabends oder frühmorgens auch spielen – wenn sie es freudig und konzentriert tun, sind sie auf der guten Seite des Wenigschläfers, der sein hohes Energiepotenzial ausschöpft. Es gibt auch Kinder, die dies regelmäßig ab morgens 5 oder 6 Uhr tun, was je nach Situation der Familie auch nicht unbedingt erquicklich ist.

Die Grenze zum „Problem des Herunterregelns“ ist aber erreicht, sobald die Konzentration im Spiel sichtlich nachlässt, nichts mehr recht ist und die gute Stimmung vor Müdigkeit in Quengeln und Greinen untergeht. Die Erregung ist immer noch hoch, aber die Kräfte sind erschöpft. Dieses Problem durch frühzeitiges Reizreduzieren zu umgehen, verspricht erfahrungsgemäß wenig Erfolg. Viele Eltern und Kinder haben die Erfahrung gemacht, dass diese unangenehmen Phasen durchgestanden werden müssen. Gewissermaßen sind sie der „Preis“ für die hohe Sensibilität und das große Interesse an der Welt.

Zur Veranschaulichung hier Äußerungen eines kleinen Mädchens, das auch sehr sprachgewandt war und sein Problem sprachlich zu fassen suchte:

„Schlafen ist langweilig. Schlafen dauert sooo lange.“ (3;8)

„Ich kann die Augen nicht so lange zu machen.“ – „Wieso nicht?“ –  „Die tun davon weh.“ (3;8 Jahre.)

An Schlafen ist nicht zu denken. Iris ist um 21:30 Uhr noch quietschfidel: „Ich bin tag- und nachtaktiv.“ (4;2 Jahre)

Iris fragt abends beim Einschlafen schon, wann denn endlich morgen ist. „Ich kann nicht einschlafen. Ich muss an was Schönes denken und dann wieder an was Blödes und dann wieder an Schönes, dann wieder an was Blödes. Ich bin schon ganz verwirrt.“ (4;6 Jahre)

Iris abends im Bett: „Wie geht Schlafen?“ Ich antworte ihr, dass sie die Augen schließen und aufhören soll zu denken. Iris: „Ich schimpf schon immer mit meinem Kopf, aber der denkt und denkt.“ (4;8 Jahre)

 

Abschließend sei noch einmal betont, dass längst nicht alle hoch begabten Kinder ein Problem mit der Regulierung ihrer Aktivitäts- und Ruhephasen (mit dem Herunterregeln) haben. Es handelt sich daher auch nicht um ein Erkennungsmerkmal von Hochbegabung – es tritt nur häufig mit ihr auf. Es gibt aber auch sehr nervenstarke hoch begabte Kinder, bei denen diese anspruchsvolle Regulierung prima und störungsfrei und in üblichen Zeitrastern funktioniert.

Alles, was ich hier geschrieben habe, beruht auf Erfahrungswissen. Leider kenne ich keine wissenschaftlich-exakten Studien, die methodisch sauber gemacht sind und die sich mit dem Schlafbedürfnis und/oder der Ruhe-Aktivitäts-Regulierung Hochbegabter befassen. Wenn Jemand einschlägige Literatur kennt, wäre ich für Hinweise dankbar.

Datum der Veröffentlichung 6.1.09

Ergänzung:

Jetzt steht der Beitrag „Geringes Schlafbedürfnis?“ seit über drei Monaten im Handbuch. Kurz nach Erscheinen ging bei mir ein Hinweis auf dieses Buch ein:

Anna Wahlgren: Das Durchschlaf Buch. Die sanfte Einschlafkur für dein Baby.
Beltz Verlag 2008.

In diesen vergangenen drei Monaten haben einige mir bekannte Eltern das Buch getestet und die darin empfohlene Kur mit ihren Kindern durchgeführt. Die beiden jüngsten Kinder waren 4 Monate alt, ein Kind war 6 Monate, eins 8 Monate, eins war 12 Monte alt, und ein Kind war 2 Jahre und 2 Monate alt. Alle hatten sie am Anfang der Kur große Einschlaf- und/oder Durchschlafprobleme.

Das Ergebnis war ermutigend: Bis auf das eine 4 Monate alte Kind hat es bei allen anderen gut geklappt. Sie schlafen gut ein, gut durch, sind ausgeglichener; sie schlafen in verschiedenen Umgebungen und lassen sich von Müttern, Vätern, Großeltern, Babysittern zum Schlafen hinlegen. Sie schlafen in ihrem eigenen Bett, und ihre Eltern atmen auf und erholen sich.

Ähnliches beschreibt auch die Autorin Anna Wahlgren selbst, auch bezogen auf wesentlich ältere Kinder. Zumindest für die Kleinen finde ich es bestätigt. Die Methode erscheint mir sehr plausibel und gut begründet, deshalb empfehle ich das Buch.

*****

Mit freundlicher Genehmigung des Autors:

>Papa-a?

Ja, mein Kind?

Wenn ihr mich zum Abend rüde

in mein Bett steckt, soll ich müde

und erschöpft sein und bin´s nicht;

wenn ich tausend Ängste kriege,

während ich im Dunkeln liege,

sehe ich: Bei euch brennt Licht.

Seid ihr nachts, ich frag ja bloß,

gerne angst- und kinderlos?

Augen zu jetzt!<

Aus: Thomas Gsella, Papa-a? Ja, mein Kind?

Siehe Literaturverzeichnis.

 

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