Fast alle Kindernamen wurden verändert.
Beispiel von Klaudia Kruszynski
Tim ist 4;7, er sitzt am Tisch und sagt plötzlich: „A“, „E“, „L“ (a, e, el). – Ich frage ihn: „Was meinst du?“
Tim: „Alena.“ (So heißt ein Mädchen, das bei ihm am Tisch sitzt.)
Tim guckt geradeaus und buchstabiert: „A“; „L“, „E“, „N“, „A“.
Ich frage: „Kannst Du das schreiben?“
Tim: „Ja.“
Nach jedem Buchstaben wiederholt er das Wort und sagt den nächsten Laut und schreibt dann den entsprechenden Buchstaben auf ein Stück Papier.
Tim: „L“, wie schreibt man „L“?
Ich mache es vor.
Tim: „Ach, „el“!
Die richtigen Buchstaben sind auf dem ganzen Stück Papier verteilt. Ich frage ihn, ob er den Namen auf einer Linie schreiben kann.
„Ja!“ – sagt er und setzt ein großes „A“ auf die Linie, dabei merkt er, dass kein Platz mehr da ist. Er macht es noch mal, ganz alleine. Ich sage kein Wort. Er liest es vor.
Ein paar Tage später kommen drei Mädchen aus einer anderen Gruppe, sie möchten bei uns spielen. Eins der Mädchen heißt Alina.
Tim sagt: „Alena und Alina sind fast gleich.“
Tim: „Weil in einem ist ein „I“ und in dem anderen ein „E“!“
-Ich: „Gut erkannt!“
Datum der Veröffentlichung: April 2012
Beispiel von Beate Kroeger-Müller
Leona (4;3) besucht seit sieben Monaten unseren Kindergarten. Wir sitzen im Kaminzimmer (unser Kindergarten war früher ein kleines Einfamilienhaus), ich lese die Post durch und sie schreibt von einer Liste die Vornamen einiger Kinder auf ihr Malblatt. Sie bittet mich ein paar Linien – aber nur ganz zart – auf das Blatt zu ziehen.
Leona: „Wusstest du eigentlich schon, dass ich lesen und auch schon schreiben kann, so was wie Papa, Mama, die Namen meiner drei Geschwister und natürlich Leona? Ich üb das immer so für mich alleine. Oder ich guck mir das einfach von meinen Geschwistern ab.“
Ein Kind setzt sich zu uns an den Tisch und isst einen Jogurt. Leona summt ein Lied vor sich hin. Ein fröhliches Grinsen zieht durch ihr Gesicht und nun singt sie laut: „Hänsel und Gretel verirrten sich im Wald. Der Joghurt war vergammelt, der Deckel war geknickt, da sagt die Hexe: Ihr habt zu viel gepickt.“
Leona lacht nun laut und sagt: „Ich hab gerade eine Strophe neu umfunktioniert.“
Datum der Veröffentlichung: April 2012
Familienbeispiel, anonym
Karl (3;10) blätterte im Katalog von jako-o, entdeckte eine Puppe und verliebte sich sofort in sie. Bisher hatte er wenig Interesse an Puppen gezeigt, aber diese gefiel ihm sehr. Er wollte sie sich zu Weihnachten wünschen und erhielt den Vorschlag, doch einen Wunschzettel zu malen.
Er machte sich sofort an die Arbeit – und die Puppe sah der im Katalog recht ähnlich, der Typ ist getroffen…
Nun wollte er auch noch schreiben. Dazu mussten ihm die Buchstaben diktiert werden, auf manche kam er auch schon selbst, und seinen Namen konnte er ganz alleine schreiben.
(Oben steht: „Wunschzettel für“.)
Er bekam die Puppe.
Datum der Veröffentlichung:
März 2012
Beispiel von Diana Verch
Änne (5;1) malt ein Bild und beschriftet dann alle gemalten Personen. Sie sagt zu Jona: „Alle 5-jährigen Menschen können sauber ausmalen und malen. Ich kann sogar schon schreiben. Das hab ich ganz allein gelernt. Ich habe überlegt, wie es gehen könnte, und dachte „Papa“, aha, also P A P A. So hab ich das dann auch geschrieben und meinen Papa gefragt, ob das richtig ist. Ja, ganz allein hab ich mir das beigebracht.“
Datum der Veröffentlichung: März 2012
Beispiel Mara (2;6), Familienbeobachtung, anonym
Als wir abends wie immer am Computer schreiben (in Großbuchstaben und ziemlich großer Schriftgröße und in fett, sodass sie es sehr gut sehen kann) schreibt sie selbstständig:
• MAMA
• PAPA
• OPA
• MARA
Als sie TANGO schreiben möchte, fragt sie mich, mit welchem Buchstaben denn TANGO anfange. Ich sage ihr langsam vor: „Mara, wie fängt denn TANGO an (und betone das T sehr deutlich), da sagt sie zu mir:
„Mit T!“
Dann möchte sie unbedingt noch wissen, wie man Schneemann, Weihnachtsmann und Clown schreibt.
Als sie Schneemann schreiben möchte, frage ich sie, mit welchem Buchstaben das denn anfange und sage ihr SCHNEEMANN langsam vor, und da sagt sie selbst:
„Mit SCH!“
Als wir dann Schnee geschrieben haben und ich ihr sage, dass jetzt noch das MANN komme, und frage, womit denn MANN anfange, kommt sie alleine drauf:
„Mit M!“
Als sie dann fragt, wie es weitergehe und ich ihr sage, dass jetzt ein A folge, sie also M und A tippt, sagt sie:
„So wie man MAMA schreibt…“
Sie entdeckt überall Wörter, sei es am Waschbecken, auf der Zahnpasta-Tube… Sie will wissen, was es heißt, oder buchstabiert mir die Buchstaben.
Datum der Veröffentlichung: April 2011
Beispiel Mara (2;3), Familienbeobachtung, anonym
Letzte Woche entdeckte Mara (2;3) die Buchstaben STOKKE auf Ihrem Kinderwagen. Sie war ganz begeistert und sagte:
„Mama, ich habe einen Buchstaben entdeckt, guck mal hier ist ein S, guck mal hier ist ein T , guck mal hier ist ein K ….“
Als wir gestern an einem Reisebüro vorbeiliefen, entdeckte sie dort auch am Schaufenster verschiedene Buchstaben, die sie schon kennt. Sie entdeckte zum Beispiel auch auf dem Glas, aus dem ich trank, verschiedene Buchstaben.
Als wir im Auto fahren, sagt sie:
„Guck mal Mama, da ist ein U“ und zeigt auf das U-Bahn-Schild.
Datum der Veröffentlichung: 9.4.10
Beispiel von Sabine Handke, Frankfurt/M.
Im Baubereich spielt Johannes (4;5) mit zwei anderen Jungen mit Kaplasteinen. Ein Erzieher kommt dazu und wird zum Mitspielen aufgefordert. Johannes nimmt mehrere Steine und beginnt, etwas abseits von den anderen, Buchstaben zu legen. Der Erzieher greift die Situation auf und beginnt zu erfragen, wie die Buchstaben heißen. Johannes kann die Buchstaben A, H, N, E, T, I, L legen und benennen.
Datum der Veröffentlichung: 2.2.10
Beispiel von Monika Meeus, Bornheim
Enno (4;0) konnte schon ganz früh die ersten Buchstaben erkennen. Mit seinen grade erst vier Jahren kann er jetzt schon recht gut lesen. Er hilft den Kindern beim Heraussuchen der Namenskarten, sagt mir so manches Mal, was ich geschrieben habe, liest Buchtitel vor…
Vor kurzem hat er angefangen, in Lautsprache zu schreiben. Er kann sich sogar kleinere Wörter selbst buchstabieren.
Datum der Veröffentlichung: 11.9.09
Beispiel von Inge Förster, Aachen
Felix ist 4 Jahre, 8 Monate alt. Sein Hobby ist das Lesen, das er sich selbst beigebracht hat. Nachdem er über einen längeren Zeitraum intensiv in einem Tierlexikon gelesen hat, sind jetzt „Lurchi“-Hefte und Bücher zum Thema Fußball aktuell.
Er übernimmt gerne ganz oder teilweise das Vorlesen in unserer so genannten ruhigen Spielzeit (die vom Mittagessen an etwa 1 Stunde dauert).
Durch sein Lesevolumen und -tempo erweitert er kontinuierlich sein Allgemeinwissen und damit steigt wiederum sein Anspruch auf „Input“. Fehlender Ansporn führt bei Felix zu innerer Unruhe, Angespanntheit und dem Drang nach Bewegung.
Felix (4;8) liest fließend Druck- und Schreibschrift mit korrekter Betonung und verändert bei wörtlichen Redewendungen seine Stimmlage – entsprechend den in der Geschichte vorkommenden Figuren. Er liest gerne anderen Kindern vor, dabei ahmt er zu Beginn die Stimmen und die Sprechweise von Bezugspersonen nach: Wollt ihr eine Geschichte hören?… (Stimme und Tonfall einer Kollegin), Während ich vorlese, müsst ihr aber leise sein… (Stimme und Tonfall der Praktikantin).
Datum der Veröffentlichung: 11.9.09
Beispiel von Hanna Vock, Bonn
Judith (2;5) interessiert sich für Buchstaben. Ich soll sie ihr aufmalen. Sie erkennt das O in Schriftzügen und freut sich darüber. Sie äußert den Wunsch, dass ich ihr die Namen der Eltern, der Großeltern, meinen Namen und ihren eigenen Namen aufschreiben soll. Sie will sie mit nach Hause nehmen und über ihr Bett hängen.
Datum der Veröffentlichung: 11. 11. 08
Beispiel von Arno Zucknick, Berlin
Jerome (3;11) malt sehr gerne; er malt auch gerne Buchstaben, von denen er bereits einige kennt. Mir fiel auf, dass er die Buchstaben manchmal auch „spiegelverkehrt“ schreibt. Ich machte ihn darauf aufmerksam, vermied es aber, die falsche Schreibrichtung „falsch“ zu nennen, sondern nannte sie „Spiegelschrift“.
Ich zeigte ihm, dass man das in Spiegelschrift geschriebene Wort richtig herum sieht, wenn man das Blatt Papier gegen das Licht hält und die Buchstaben von hinten hindurch ansieht. Das fand er ganz toll. Meinen Namen schrieb er beim ersten Mal richtig herum, und als ich ihn aufforderte, ihn doch auch noch einmal in Spiegelschrift zu schreiben, tat er dies ohne zu zögern und auf Anhieb richtig, was ich besonders beim N erstaunlich fand. Wir stellten auch fest, dass es bei manchen Buchstaben egal ist, wie herum man sie schreibt.
Weiteres zum Schreib-Lern-Prozess von Jerome können Sie hier lesen:
Jerome übt Schreiben.
Datum der Veröffentlichung: 11.11.08
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