Alle Kindernamen wurden verändert

Beispiel anonym, aus den Notizen einer Mutter:

Sprache

1. 2-Wort Satz 1;6 Jahre
1. 3-Wort-Satz 1;8 Jahre
1. 4-Wort-Satz 1;8 Jahre
1. 5-Wort-Satz 1;11 Jahre

Wir wollen ins Schwimmbad. „Iris, frag mal den Papa, wo die Schwimmnudel ist.“ Macht sie. Ihr Papa antwortet: „Das ist eine gute Frage …“ Iris: „Papa weiß auch nicht, wo die ist.“ Sie hat verstanden, dass er es auch nicht weiß. (3;5 Jahre.)

Iris erklärt mir etwas: „Und zwar habe ich die Tüte unter den Tisch gestellt.“ – „und zwar“ ist neu. (3;10 Jahre.)

Wir diskutieren über eine kleine Figur. Ich glaube, es ist ein Hund. Iris: „Ich würde sagen, es ist ein Pferd.“ (3;10 Jahre.)

Sie benutzt erste Fremdwörter: Wir spielen „Da ist der Wurm drin“. Iris erklärt ihrem Vater die Spielregeln.  „Papa, wenn jemand theoretisch orange würfelt und es ist keins mehr da, dann darf man sich ein Teil aussuchen. Und dann nimmt man natürlich rot. (Rot ist das längste Teil und man kommt damit am schnellsten vorwärts.) (4;3 Jahre.)

Datum der Veröffentlichung: Mai 2021

Beispiel von Sylvie Eikenbusch, Düsseldorf

Merit (3 Jahre und 3 Tage alt) (Name geändert) kommt zu mir und möchte eine Geschichte erzählen oder schreiben. Ich sitze gerade vor meinem PC und freue mich, dass sie auf mich zukommt. Ich frage sie, ob sie mir ihre Geschichte vortragen möchte. „Nein ich will schreiben“, sagt sie, „aber ich kann noch nicht.“

Ich biete ihr an: „Du kannst mir deine Geschichte erzählen, und ich schreibe sie dann für dich! Ist das o. k.?“ Sie nickt und setzt sich auf meinen Schoß. „Soll ich Papier und Stift dafür nehmen?“ frage ich. „Nein, du schreibst am Computer“, antwortet sie.

Merit fängt an zu diktieren und bittet mich immer wieder, den Text

noch mal zu wiederholen. Sie ist sehr konzentriert.

Und das ist die Geschichte:

„Es war einmal eine Löwenjagd. Da ist ein Löwe und der frisst uns! Da wären wir besser weggerannt, bevor der Löwe kommt.

Und ein alter Opa kommt uns retten. Er versperrt dem Löwen den Weg. Der alte Opa heißt Opa Johannes (Name geändert).

Opa Johannes wird leider auch von dem Löwen gefressen. Also muss der Lampen-Opa herkommen, er macht die Laterne an. Leider wird er auch gefressen. Und dann muss noch ein Opa vorbei kommen, das ist der Opa von der alten Oma, und dann muss er uns sofort retten.

Er hat es geschafft, uns zu retten, und uns geht es wieder gut. Also gehen wir schnell zum Kindergarten, die Tür aufmachen, da rein flutschen und spielen. Wir haben ganz viele Kinder zum Spielen in der Gruppe.

Und jetzt will ich von dir erzählen: Wenn du frei hast, Frau Eikenbusch, dann gehst zum Geburtstag von… und Happy Birthday! Und jetzt ist die Geschichte wohl aus.“

Datum der Veröffentlichung: 12. 5. 10

Beispiel Ella, Familienbeobachtung, anonym

Danke für die Erlaubnis zur Veröffentlichung.

1;9 Jahre alt

Beim Abendessen, als ich mir auch noch ein Stück Wurst nehme: „ Du auch noch?“

Als ich ihre Teeflasche vergeblich suche: „Das Pulle steht da.“

Wir schlagen einen Nagel in die Wand. Ella: „Auch Hammer. Ellas Hammer.“ Verbessert sich: „Ellas Mamas Hammer.“

1;10

Sie gebraucht richtig „heute“ und „morgen“.

Sie spricht mit den Enten:

„Los essen! Snapp! Hmm, smeckt pima. Du solls auch essen. Komm, Bötchen (Brötchen) gibt es… Enten ssanken. Noch ein Stückchen. Gib noch ein Stückchen, Mama. Ella werft rein.“

Ihr Nuckel ist hinters Bett gerutscht. „Mama … Besen … rausholen.“

1;11

„Zwei Nunus (Nuckel) hab ich. Der smeckt nich. Den kann ich nich in Mund nehmen.

Der is deckig, is Haar dan. Muss ich waschen.“

Ella spricht jetzt sehr viel. Sie gebraucht die Perfektform häufig, gelegentlich auch Futur 1. Sie verwendet sinnvoll Adverbien wie zum Beispiel „endlich“, „eigentlich“.

Sie bindet zeitliche Nebensätze korrekt an den dazugehörigen Hauptsatz: „Als ich bei Oma war, da habe ich…“

Sie benutzt fast immer richtig deklinierte Personal-, Possessiv- und Reflexivpronomen. Präpositionen wie „von“ und „für“ verwendet sie richtig.

Sie stellt viele Wo-Fragen.

Sie benutzt die Ich-Form, um ihre Wünsche auszudrücken: „Ich möchte lieber…“, „Ich mag das nicht.“, „Das schmeckt mir nicht.“

Sie gibt ästhetische Urteile ab:

„Das ist aber niedlich, der Kuchen, mit ein Loch in der Mitte.“

Datum der Veröffentlichung: 12. 5. 10

Beispiel von Isabel Bonifert-Manig, Bonn

1.

Emmy (5;10) (Name geändert) hat mich ziemlich bald wegen ihrer sprachlichen Fähigkeiten verblüfft.

Ich frage sie, woher sie die kleinen bunten Häkelpüppchen hat, und sie antwortet mir wörtlich:

„Mein Vater war vor einiger Zeit beruflich im Ausland, also ziemlich weit weg, mit dem Flugzeug, irgendwo in Südamerika. Und da hat er sie mir, weil er der allerliebste, allerliebste Papa ist, mitgebracht.“

Ich frage weiter, in welchem Land der Vater denn war. Emmy: „In Bolivien, in Argentinien, in, in …jetzt fällt es mir leider nicht mehr ein. Die Frauen sitzen auf der Straße und stricken, vielmehr klöppeln und nähen diese Püppchen und legen sie in diese kleinen bunten Stoffbeutel. Ich möchte das so gerne mal sehen.“

2.

In der Englischstunde in der Kita kann Emmy vorgesprochene Sätze sofort richtig nachsprechen, zum Beispiel den Satz: „Do you want some cornflakes? – Yes please.“ Sie behält neu gelernte Vokabeln und spricht sie fehlerfrei. Bei einer Reihe von neuen Wörtern (diverse Obst- und Gemüsesorten in Einzahl und Mehrzahl) behält sie jedes Wort, kann es zuordnen und aussprechen.

3.

Ich frage sie, ob sie in einer Wohnung oder in einem Einfamilienhaus wohnt und wer zu ihrer Familie gehört.

Emmy: „Ich wohne in einer Doppelhaushälfte mit meinen Eltern und meiner dreijährigen Schwester. Wir wohnen gleich neben Annas Familie. Anna hat einen kleinen Bruder, der ist noch ein richtiges Baby – ich glaube, der ist neuneinhalb Monate alt.“