von Hanna Vock
Quiz-Spiele sind bei vielen hoch begabten Kindergartenkindern beliebt, weil sie dabei ihr Wissen und Denken zeigen können. Voraussetzung ist, dass die Fragen nicht zu „puppig“ oder „babymäßig“ sind. Das Frageniveau darf nicht zu niedrig sein.
Wichtig ist auch,
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- dass Fragen dabei sind, für die mehr als eine richtige Antwort möglich ist (das stärkt das divergente Denken) und
- dass auch offene Fragen dabei sind, zu denen die Kinder die Antworten selber formulieren können / müssen.
Die Spielregeln:
Eins, zwei oder drei?
In Spielshows ist diese Variante beliebt, sie ist auch gut im Kindergarten einsetzbar.
Zu einem Thema, einer Geschichte oder einem Märchen, das in der Gruppe gerade aktuell ist, wird eine Fragenbatterie erarbeitet. (Ist das hoch begabte Kind erst einmal mit der Spielidee vertraut, kann es in die Erarbeitung einbezogen werden, später kann es die Fragen vielleicht auch allein ausdenken.)
Zu jeder notierten Frage werden jeweils drei Antwortmöglichkeiten ausgedacht und aufgeschrieben. Mindestens eine der vorgeschlagenen Antworten sollte richtig sein.
Die drei Antwortmöglichkeiten werden mit 1, 2 und 3 nummeriert, und jeder der drei Zahlen wird eine Zimmerecke zugeordnet.
Außerdem wird zu jeder Frage noch eine (schwierige) Zusatzfrage formuliert. Dies soll eine offene Frage sein, bei der man nicht nur etwas wissen, sondern auch noch nachdenken muss.
Die Fragen werden an die ganze Gruppe oder an eine Kleingruppe gestellt. Wenn eine Frage und die drei Antwortmöglichkeiten vorgelesen sind, entscheidet sich jedes Kind für eine Antwort und läuft in die entsprechende Zimmerecke: Meint es zum Beispiel, die Antwort Nr. 1 sei richtig, dann läuft es in die mit 1 bezeichnete Ecke. Die Ecken können natürlich auch mit ein, zwei oder drei Punkten gekennzeichnet werden.
Wenn zwei richtige Antworten vorgegeben sind und die Kinder (richtigerweise) in zwei verschiedene Ecken laufen oder sich nicht entscheiden können, dann sollte die Spielleiterin darauf eingehen und die Kinder ermutigen, ihre Entscheidung (bzw. das Problem, sich nicht entscheiden zu können) zu erklären und zu vertreten.
Die Zusatzfrage wird dann anschließend an ein bestimmtes Kind gestellt, das die Frage vermutlich beantworten kann. Die anderen Kinder sollen diesem Kind Zeit zum Überlegen lassen. Kann das Kind die Frage nicht auf Anhieb beantworten, führt die Erzieherin die Kindergruppe durch Hilfsfragen zu einer richtigen Antwort.
Hier finden Sie Beispiele für Quizfragen zu
Hänsel und Gretel,
Dornröschen,
Rotkäppchen,
St. Martin-Lied,
Frau Holle,
bei denen die Kinder ihr Wissen zeigen können, die sie aber auch zum selbstständigen Denken anregen.
Es geht zu jedem Thema, auch zum aktuellen Gruppenthema.
Siehe auch: Tamara (5;2) erfindet Quiz-Fragen
Lernmöglichkeiten beim Quiz-Spiel:
Bei diesen Quiz-Spielen findet nicht nur kognitive Förderung statt. Die Kinder üben sich gleichzeitig im Umgang mit zwei Impulsen: „Ich weiß es und kann mich kaum zurückhalten“ und „Ich will helfen, aber ich soll dem Kind, das dran ist, Zeit zum Nachdenken geben“.
Auch hier ist es günstig, wenn nicht nur ein hoch begabtes Kind allein an dem Spiel teilnimmt. In Gruppen mit mehreren hoch begabten Kindern erleben die Kinder, dass andere die Aufgaben auch mal schneller oder besser beantworten können als sie selbst, unter Umständen auch deutlich jüngere Kinder. Das hilft ihnen, ein differenziertes Bild von ihren eigenen Fähigkeiten aufzubauen.
Erfahrung mit Fragen, bei denen es mehr als eine richtige Antwort gibt: Die Kinder stutzen, wenn sie merken, dass andere Kinder, denen sie eine große Antwortkompetenz zutrauen, in eine andere Zimmerecke laufen als sie selbst.
Manche orientieren sich dann um; gerade aber hoch begabte Kinder gehen dann doch eher ihrem eigenen Impuls nach.
Beispiel:
Wir spielten mit den Hänsel- und Gretel-Fragen. Es war gerade die Frage dran:
Was fehlt dem Vater von Hänsel und Gretel – Geld? Mut? Der rechte Schuh?
Fast alle Kinder fanden, dass Geld die richtige Antwort wäre und liefen in die entsprechende Ecke. Aber zwei Kinder liefen in die Ecke der weniger offensichtlich richtigen Antwort („Mut“) und wurden ermutigt, ihre Meinung zu vertreten.
Sie hielten dem Gruppendruck stand und begründeten ihren „Standpunkt“ überzeugend, räumten aber ein, dass „Geld“ natürlich auch eine gute Antwort ist.
Ihre Begründung für „Mut“ war: Wenn der Vater mutiger gewesen wäre, hätte er zur Mutter sagen können: „Nein, das machen wir nicht. Wir gehen alle zusammen los und suchen uns was zu essen und wo wir arbeiten können.“ Die beiden Kinder zeigten große Befriedigung, dass ihnen ihre Begründung gelungen war und andere Kinder ihnen zustimmten.
Siehe auch: Tamara (5;2) erfindet Quiz-Fragen
Eine weitere Spielregel-Variante:
Würfelspiel mit Kärtchen.
Yvonne Fritz-Kawczynski, IHVO-Kurs-Absolventin aus Köln, entwickelte ebenfalls Fragebatterien, erstellte dazu aber Karten.
Beim Spiel wird reihum gewürfelt, und wer eine Sechs hat, darf die nächste Karte aufdecken und versuchen, die Frage zu beantworten. Falls ihm das nicht gelingt, darf er die Karte an einen Mitspieler seiner Wahl weiter geben.
Datum der Veröffentlichung: November 2013
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