von Beate Kroeger-Müller
Fotografieren ist für viele Kinder eine attraktive Beschäftigung. Die Digitalfotokamera hat für Kids einen großen Aufforderungscharakter und ist ein wunderbar kindliches Medium, mit dem sich experimentieren und produzieren lässt.
Die neun Fünfjährigen unserer Kita wurden dazu angeregt, mit Digital-Kameras genau dies zu tun. Da ich selbst leidenschaftlich gerne fotografiere, sowohl privat als auch im Kindergartenalltag, konnte ich die Kinder gut anleiten.
Es sind viele tolle Fotos entstanden. Hier ist nur eine kleine Auswahl zu sehen. Zum Vergrößern klicken Sie bitte auf das Bild. Mit der Rücktaste (links oben auf der Seite) kehren Sie zur ursprünglichen Größe zurück.
Das Display einer Digital-Kamera begrenzt den Blickwinkel auf spezifische Weise. Scheinbar Unwichtiges wird auf einmal wichtig. Mit jedem Bildausschnitt, den ein Kind entdeckt, entwickelt es einen Sinn für die kreativen Möglichkeiten der Fotografie. Die Kinder können mit Hilfe der fotografierten Bilder das festhalten, was ihnen wichtig ist oder was sie beschäftigt, von Schneemonstern über geheimnisvolle Spuren im Schnee bis hin zu den ersten Frühlingsboten, die sich unter einer dicken Schneehaube verstecken. Mit viel Spaß entdeckten, vergrößerten, verfremdeten diese neun Fotodetektive scheinbar Objektives ganz subjektiv.
Durch den oft ungewöhnlichen Blick der Kinder, durch Nahaufnahmen oder Froschperspektiven, wirken banale Dinge auf einmal mächtig und eindrucksvoll. Fotografiert man sie jedoch von oben herab, wirken die gleichen Motive auf einmal ganz anders, eher klein, fast schon verloren.
Eine Woche vor den geplanten Ausflügen in die Schneewelten wurden die Eltern gebeten, ihre Kinder zu Hause mit der Handhabung der Kamera vertraut zu machen. (Alle Eltern waren einverstanden, ihrem Kind die Kamera mitzugeben – ein großer Vertrauensbeweis für ihre Kinder und auch für uns Erzieherinnen!)
So wussten die Kinder, wie die Kamera zu halten, wie sie ein- und auszuschalten ist und wie die Zoomfunktion bedient wird.
Wegen der großen Kälte (am ersten Ausflugstag herrschten minus 8 Grad Celsius) sollten die Kinder beim Fotografieren Fingerhandschuhe anziehen und darauf achten, die Kamera in den Pausen nah am Körper zu tragen, damit sich der Akku nicht zu schnell entladen konnte.
Unser Ziel, das wir zu Fuß erreichen konnten, war die Sieg, der Nebenfluss des Rheins, in dem die Kinder im Sommer schwimmen lernten und dessen Uferauen ihnen gut vertraut waren, auch der Weg dorthin, so dass ich allein mit den Kindern losziehen konnte.
Meine Aufgabe sah ich darin, den Kindern zu zeigen, wie ich selbst fotografiere. Den Wechsel der Perspektive, das Näherherangehen, das lange Verweilen vor einem Motiv, um Veränderungen zu bemerken, machten die Kinder nach und erarbeiteten sich so ihre eigenen Erfahrungen.
Schon nach dem ersten von vier Projekttagen der „Schneewelten“, war die Lust der neun Vorschulkinder geweckt. Nach jedem Ausflug im Schnee bot sich für die Kinder der Vorteil, ihre Bilder direkt im Kindergarten auf einen Laptop herunterzuladen, um selbst entscheiden zu können, welche der Bilder gespeichert werden und welche nicht.
Immer zu zweit saßen die Kinder im Kindergarten vor meinem Laptop und lernten ihre Bilder zu bearbeiten. Manche fügten auch ihren Namen ein. Das Kind, dessen Bilder gerade betrachtet wurden, wählte aus, welches Bilder in unsere Ausstellung kommen sollten, das andere Kind notierte die Nummern der in die Auswahl genommenen Fotos.
Nachdem die Auswahl der Fotos von den Kindern auf dem Laptop beendet war, kam der Filialleiter eines Drogeriemarktes ins Spiel. Wir sind seit langem gute (Foto-) Kunden, und er erklärte sich bereit, unser gesamtes Fotoprojekt zu unterstützen. Dadurch konnte jedes Kind seine favorisierten Fotos selbstständig im Markt ausdrucken – und dies kostenlos! Auch wurde den Kindern erlaubt, vier Poster-Collagen mit ihren Bildern zu erstellen und für die Vernissage der „Schneewelten“ mit in ihren Kindergarten zu nehmen.
Welch tolle Reklame für den Drogeriemarkt – eine wirkliche win-win-Situation!
Seine Fortsetzung fand dieses Projekt in einer Fotosafari im Frühling.
Datum der Veröffentlichung: Dezember 2011
Copyright © Beate Kroeger-Müller, siehe Impressum.