von Klaudia Kruszynski

 

Nirgendwo hört man diesen Satz „Ich gewinne!“ so oft wie im Kindergarten.

Die Kinder packen ein Gesellschaftsspiel aus und noch bevor sie loslegen, verkünden sie diese frohe Botschaft.

Ihre Augen glänzen, der ganze Körper ist angespannt. Jeder will als erster würfeln. Und natürlich ist sich jeder sicher, am Ende als Sieger da zu stehen.

Aber nicht allen Kindern geht es so!

Es gibt Kinder, die lieber aus der Entfernung die anderen beim Spielen beobachten.

Wenn sie bemerkt und gefragt werden, ob sie mitspielen möchten, ziehen sie sich augenblicklich zurück oder sagen: „Ich möchte nur zugucken.“

 

… kurz gefasst …

Verschiedene Arten von Gesellschaftsspielen werden analysiert und in Beziehung gesetzt zu dem immer wieder beobachteten Spiel- (oder auch Vermeidungs-) Verhalten hoch begabter Kinder.

Was ist Glück im Spiel? Was bedeutet der Zufall? Die Autorin unterstützt die Kinder dabei, diese Fragen für sich zu lösen, indem sie spielen und, angeleitet durch ihre Erzieherin, experimentieren. Emotionen und Verhalten entwickeln sich positiv mit den Einsichten, die die Kinder gewinnen, und mit den Erfahrungen, die sie im gemeinsamen vergnüglichen Spiel machen.

Erzieherinnen haben verschiedene Ideen, wieso diese Kinder nicht mitspielen wollen.

Einige davon sind:

  • Das Kind kann noch nicht spielen.
  • Das Kind kann noch nicht zählen.
  • Das Kind kann/will sich nicht an die Spielregeln halten.
  • Das Kind ist noch nicht in der Lage mit anderen zu spielen.
  • Das Kind will immer als Sieger dastehen.
  • Das Kind hat Angst zu verlieren.
  • Das Kind ist „noch nicht so weit“ (noch nicht in der Lage, die Spielregeln zu verstehen und einzuhalten).
  • Das Kind kennt keine Spiele (die Eltern haben in diesem Bereich ihre Aufgaben nicht gemacht).

Wenn das Kind aber das Tun der anderen immer nur aus einem sicheren Abstand beobachtet, wirkt sich dies längerfristig nicht besonders positiv auf die Entwicklung seiner sozialer Kompetenzen aus. Deshalb sollte das Ziel sein, das Kind behutsam an das Mitspielen heran zu führen.

Erzieherinnen greifen dann, entsprechend den oben aufgeführten Vermutungen, zu verschiedenen Maßnahmen, die bei nicht hoch begabten Kindern zum Ziel führen.

Sie

  • erklären die Regeln noch einmal,
  • zählen mit, bewegen die Spielpüppchen für das Kind,
  • achten darauf, dass die Spielregeln eingehalten werden,
  • ermuntern, „verkuppeln“ mit Gleichaltrigen,
  • unterstreichen den Spaß am Spielen, gleichzeitig entwerten sie den Wunsch, einen Sieg anzustreben,
  • versuchen das Kind „aufzubauen“, stehen dem Kind zur Seite,
  • suchen einfache Spiele, vereinfachen die Spielregeln.

Nur, dass dies alles nichts hilft.

Deshalb suchen sie ein Gespräch mit den Eltern.

Und so kann es passieren, dass die angesprochenen Mütter und Väter sich über dieses Verhalten sehr wundern. Sie erzählen, welche Spiele sie zu Hause mit dem Kind spielen, nicht selten sind es schon schwierigere, mit komplizierten Regeln, die vielleicht schon Rechenfertigkeiten erfordern.

Deshalb muss es noch einen anderen Grund dafür geben, dass manche Kinder nicht mitspielen wollen.

Wie jedes andere Kind wünschen sich hoch begabte Kinder, das Spiel zu gewinnen. Aber sie haben erkannt, dass bei diesem bestimmten Spiel ihre Chancen nicht sehr hoch sind, der Sieg ist ihnen nicht sicher. Deshalb schauen sie lieber aus sicherer Entfernung den anderen zu.

Normal begabte Kinder sehen eher die Spiel-Aktivität als solche im Vordergrund: Macht mir das Spiel Spaß? Ist es schön anzusehen? Sind die Bilder auf den Karten lustig? Spielen meine Freunde mit?

Demgegenüber beginnen hoch begabte Kinder sehr früh, die Spiele zu analysieren: Wie sind meine Gewinnchancen? Ist das Spiel interessant? Muss man sich selbst anstrengen oder ist es alles dem Zufall überlassen (zum Beispiel beim Würfeln)? So entsteht eine kritische Haltung, die über ein vages ‘ich mag das Spiel / ich mag das Spiel nicht‘ hinausgeht.

In den Jahren, die ich mit Kindern arbeite, habe ich nicht wenige besonders begabte Kinder getroffen. Ich konnte das Besondere an ihnen erkennen, würdigen und weiter fördern. Einige wurden einem Psychologen vorgestellt, der ihnen eine Hochbegabung bescheinigte. Die hoch begabten Kinder haben mir geholfen, ihr Spielverhalten besser zu verstehen.

Das hoch begabte Kind will keine Niederlage erleben – bei den anderen kommt an: „Er/Sie will mit keinem spielen“. Zweifellos weiß das hoch begabte Kind, wer gerade an der Reihe ist, wer sich an die Regeln nicht hält, wer mogelt, was der richtige oder beste Zug wäre, usw. Wenn es sich dazu äußert, wird auch dieses Verhalten von den anderen als nervig empfunden, sie rufen: „Du störst!“ und fordern es auf, sich augenblicklich zu entfernen.

Die Konsequenz ist wieder die gleiche – das hoch begabte Kind ist einsam.

In Wirklichkeit sehnt sich dieses Kind nach den anderen, will doch mitspielen, aber nicht verlieren. Es steht zwischen zwei Möglichkeiten:

1. Dabei zu sein und eventuell das Spiel zu verlieren.
2. Vor der Niederlage sicher, aber einsam zu sein.

Bei manchen hoch begabten Kindern habe ich beobachtet, dass sie enorme Schwierigkeiten haben, Niederlagen zu ertragen. Das äußert sich durch Weinen, Schreien oder sogar durch aggressives Handeln.

Wieso das so ist, darüber können nur Vermutungen angestellt werden.

Denkbar ist, dass das hoch begabte Kind schon sehr früh erkannt hat, dass die Menschen nach ihren Erfolgen und Misserfolgen beurteilt werden. Diese Erkenntnis wendet es an sich an. Dadurch wird die Entwicklung seines positiven Selbstwertgefühls durch Niederlagen bedroht.

Deshalb braucht es Akzeptanz und eine sensible Unterstützung durch die Erwachsenen. Es soll spüren, dass es nicht wegen seiner Erfolge geliebt wird, sondern um seiner selbst willen.

Dabei ist die Geduld der Erwachsenen gefragt, weil es Zeit braucht, bereits etablierte Haltungen zu verändern. Im Kindergartenalltag heißt es: anfänglich die Vermeidungsstrategien des Kindes zu akzeptieren.

Das hoch begabte Kind lehnt nicht immer Spiele ab!

Wenn man es genauer beobachtet, sieht man, dass es das gleiche Spiel alleine spielt. Manchmal spielt es mit jüngeren Kindern, aber anders, denkt sich eigene Spielregeln aus. Manchmal versucht es den Ablauf irgendwie zu manipulieren, legt sich die Würfel zurecht oder rechnet die „Schritte“ falsch.

Es passiert auch nicht selten, dass es plötzlich die Lust am Weitermachen verliert, „ungeschickt“ wird – so dass man das Spiel beenden muss, weil es nicht mehr möglich ist, zu erkennen, wie der Stand war.

Auch dieses Verhalten findet keine Sympathie, das Kind fällt eher negativ auf.

In gemischten Spielrunden wird das Durchhaltevermögen des hoch begabten Kindes herausgefordert. Es dauert ihm oft zu lange, bis die anderen Kinder die Regeln verstanden haben. Es dauert ihm auch oft zu lange, bis die Mitspieler in einer Spielsituation adäquat reagieren. Das hoch begabte Kind muss warten. Da kann es schon passieren, dass andere Dinge seine Aufmerksamkeit bekommen und der Spielanschluss und die Spiellust verloren gehen.

Aber es gibt Gesellschaftsspiele, die gerne gespielt werden. Meistens gehört kein Würfel dazu. Da glänzen die Hochbegabten mit wiederholten Erfolgen. Sie sind dabei die Besten. Und die Konsequenz: andere Kinder verlieren ständig, wollen nicht mitspielen – das hoch begabte Kind ist wieder alleine.

Natürlich ist es nicht immer so extrem, auch Hochbegabte spielen Spiele, bei denen sie verlieren können. Es sind oft Optimisten, auch sie rufen: „Ich gewinne“.

Und manchmal gewinnen sie.

Manchmal nicht.

Bedeutung des Gesellschaftsspieles, Arten der Gesellschaftsspiele

Bei Wikipedia liest man unter dem Suchbegriff >Gesellschaftsspiel<: Unter einem Gesellschaftsspiel versteht man

„einen von zwei oder mehr Personen unternommenen Zeitvertreib zum Zwecke des Vergnügens“.

Oft handelt es sich dabei um Brettspiele oder Kartenspiele, aber auch um Schreibspiele, Ratespiele oder Scharaden.

Gesellschaftsspiele können auch unterteilt werden in:

  • reine Glücksspiele (zum Beispiel viele Würfelspiele),
  • Denkspiele (zum Beispiel Schach oder Go),
  • Geschicklichkeitsspiele (zum Beispiel Mikado oder auch Fangen und Verstecken),
  • diverse Partyspiele (zum Beispiel Flaschendrehen).

Im Mittelpunkt steht bei diesen Spielen jedoch fast immer der soziale Aspekt des Spielens, die „Vergesellung“.

Eine Sparte von Gesellschaftsspielen bilden Kinder- und Familienspiele. In jedem Kindergarten befinden sich viele von dieser Sorte. Meistens sind es Brettspiele, die mit kindgerechten Püppchen, einer farbenfrohen Aufmachung die Lust der kleinen Menschen am Spielen wecken.

Auch Kartenspiele wurden für die Kinder neu konzipiert. Statt der klassischen Motive, die jedem bekannt sind, bevölkern die Spielkarten verschiedene Fabelwesen, Gestalten aus Kinderserien, bekannt aus dem Fernsehen.

Es gibt Spiele, die fertig sind und auch einige, bei denen die Spiellandschaft Schritt für Schritt aufgebaut wird.

Dann gibt es etliche Gesellschaftsspiele, die statt Spielsteinen oder Püppchen andere Gegenstände haben, wie zum Beispiel Holzfahrzeuge, Pappelemente, geometrische Figuren, Holzobst, Körbchen, usw.

Sie werden gesammelt, zu einem Größeren zusammengelegt, Pärchen werden gesucht, usw. Zurzeit gibt es eine Vielfalt an Gestaltungsformen. Deshalb ist an dieser Stelle nicht genug Platz, um alle aufzulisten.

Wichtig ist, dass man auch diese Spiele in reine Glücksspiele, Denkspiele und Geschicklichkeitsspiele aufteilen kann.

Warum gibt es in Kindergärten so viele Gesellschaftsspiele?

Es gibt viele Gründe, wieso Gesellschaftsspiele für Kinder (darunter auch hoch begabte) gut sind. Unter anderen sind es:

– die Feinmotorik wird geübt,

– die Konzentrationsdauer wird verlängert,

– die Reaktionszeit wird verkürzt,

– die sensorische Wahrnehmung wird trainiert.

Der wichtigste Grund liegt natürlich auf der Hand: Das Spiel soll die Kinder zum Leben in der Gesellschaft befähigen. Sie üben sich mit Spaß im Miteinander, sie befolgen die Regeln, spielen Rollen, üben für den Ernst des Lebens.

Sie erfahren Freude, lernen abzuwarten, entwickeln Strategien, lernen Niederlagen einzustecken und versuchen ihr Glück immer wieder aufs Neue.

Warum tun sich manche hoch begabte Kinder damit so schwer?

Hoch begabte Kinder sind oft dauerhaft geistig unterfordert und fühlen sich unverstanden. Siehe auch: Dauerfrustration.

Vor diesem Hintergrund können sich ihre Einschätzungen und Selbsteinschätzungen und ihre Gefühle verwirren. Sie sehnen sich danach, endlich so gesehen zu werden, wie sie sind. Sie sehnen sich danach, Spielpartner zu finden, die ähnlich auf das Spiel reagieren: schnell begreifen, richtig spielen, zügig und konzentriert spielen – und schwierigere Spiele bevorzugen.

Sie merken, dass sie oft nicht lange üben müssen, um ein Spiel zu verstehen und zu beherrschen. Und doch gewinnt ein anderes Kind.

So lange sie den Charakter eines Spiels als reines oder weitgehendes Glücksspiel noch nicht erkannt haben, geben sie sich Mühe und verlieren trotzdem. Sie sehen dann das Ergebnis als persönliche und ungerechtfertigte Niederlage an.

Wenn sie aber begriffen haben, dass der Sieg nur oder weitgehend vom Zufall abhängt, dann kann es sein, dass die Lust zu solchen Glücksspielen erst mal erlischt.

Sie stellen nicht selten die Spielregeln in Frage und möchten sie vielleicht sogar verändern.

Sie sehen hier keinen Sinn im Abwarten Lernen.

Dies sind die sozialen Aspekte dieser Spiele.

Der zweite Grund ist eher didaktisch, es handelt sich um Wissensvermittlung und Erlernen von Methoden der geistigen Arbeit – des Denkens.

Hier würde ich gerne zwischen Sammeln von Informationen und Sammeln von Erfahrungen unterscheiden.

Wieso?

Weil die Informationen (Wissensinhalte) sicher sind – unter gleichen Umständen ergeben sich die gleichen Verhaltensweisen oder Erscheinungen. Wenn man Alles richtig macht, ist der Erfolg garantiert. Beim Sammeln von Erfahrungen dagegen erleben Kinder, dass der Erfolg nicht immer sicher ist und dass es viele mögliche Wege und Lösungsmöglichkeiten geben kann, die besser oder schlechter sein können.

Hoch begabte Kinder haben oft schon eine hohe Selbstwirksamkeitsüberzeugung: Wenn sie sich Mühe geben, kommt ein Erfolg. Sie geben sich auch bei den reinen Glücksspielen viel Mühe, strengen sich an, aber es klappt nicht, schon wieder hat ein anderer gewonnen. Und er kann nicht mal die Punkte auf dem Würfel richtig abzählen!

Sie brauchen ein Erklärungsmuster für dieses Phänomen (Zufall), das sie sich aber in ganz frühen Jahren noch nicht selbstständig ausdenken können. Wenn sie keine Erklärung bekommen, kann es passieren, dass die Erzieherin im Kindergarten ein hoch begabtes Kind als scheinbar „spielunfähig“ erleben kann.

Aber es sind noch andere Gedanken, die die Erzieherin verfolgen sollte:

Es kann sein, dass ein hoch begabtes Kind – gerade ein sozial hoch begabtes – bei seinen Beobachtungen zu dem Schluss kommt: Die anderen Kinder verhalten sich meistens doof, sie können die Regeln nicht, oder sie schummeln, oder sie verhalten sich zickig oder missgünstig… Möglich, dass es keine Lust auf dieses Theater hat.

Es kann auch sein, dass ein hoch begabtes Kind vielleicht früh zu der Erkenntnis kommt, dass Gewinnen notwendig Verlierer produziert. Es kann mit dem Verlierer mitfühlen und findet es blöd oder kindisch, selbst unbedingt gewinnen zu wollen.

Dies soll im Dialog mit dem Kind bearbeitet werden. Voraussetzung ist eine vertrauensvolle Beziehung zwischen hoch begabtem Kind und Erzieherin; nur so kann das Kind offen über seine Beobachtungen und Schlussfolgerungen sprechen.

Erfolg und Glück im Spiel

Man gewinnt, weil man etwas am besten oder am schnellsten kann oder weil man Glück hat.

Ich bin überzeugt, dass hoch begabte Kindergartenkinder diesen Unterschied schon früh erahnen. Darin sehe ich einen weiteren wichtigen Grund, weshalb hoch begabte Kinder das Spielen der Gesellschaftsspiele oft meiden.

Erfolg fühlt sich gut an. Auch Kinder streben nach diesem Gefühlszustand. Es dauert eine Weile, bis sie es begreifen, dass man nicht immer gewinnen kann.

Kinder lernen Schritt für Schritt neue Fakten, lernen zu lesen und zu rechnen – jeder Fortschritt ist ein Erfolg, es macht Freude, etwas zu können oder zu wissen. Hoch begabte Kinder erkennen sehr schnell, dass sie mehr wissen oder besser denken können als die anderen Kinder. Nicht selten fühlen sie sich den anderen in diesen Bereichen überlegen. Die Fähigkeit, logisch zu denken, gibt ihnen in vielen Zusammenhängen des täglichen Lebens die Garantie des Erfolges.

Und dann fließen plötzlich die Tränen, der Erfolg ist ausgeblieben, obwohl alles andere in bester Ordnung war. Das Kind hört von den mitfühlenden Eltern, dass man nicht immer gewinnen kann, weil man nicht immer Glück hat.

Was ist Glück im Spiel?

Hoch begabte Kinder begreifen dann schnell, dass Glück das ist, was sie sich nicht erarbeiten können. Manche Eltern lassen ihr Kind gewinnen, im Glauben, seine Welt damit wieder in Ordnung zu bringen – bis es die Manipulation erkennt und umso enttäuschter ist.

Manchmal versucht auch das Kind den Verlauf des Spiels zu manipulieren. Sehr oft wird aber, um das Theater zu vermeiden, gar nicht mehr gemeinsam gespielt. Es braucht viel Einfühlungsvermögen, um die enttäuschten Kinder wieder zum Spielen zu motivieren.

Ich ziehe den Tröstungs- und Beschwichtigungsversuchen eine andere Methode vor. Ich hoffe, unsere Verweigerer, die „Falschspieler“ und die schlechten Verlierer, wieder an den Spieltisch zu bekommen.

Mein Ziel ist, den hoch begabten Kindern die Angst vor der Niederlage zu nehmen und ihnen die Freude am Spiel (zurück) zu geben. Dann können sie auch von allem profitieren, was die Gesellschaftsspiele mit sich bringen.

Das Projekt >Gewinnen und verlieren bei Gesellschaftsspielen< startet

Vorstellung der teilnehmenden Kinder

Jana, 4 Jahre 2 Monate alt

Sie ist sehr groß, man schätzt sie älter als sie ist. Sie fällt auf durch ihre wachen Augen, die für Alles offen sind.

Im Kindergarten hält sie sich eher im Hintergrund auf, beobachtet viel, zeigt Interesse für alle Aktivitäten, die die Erzieherinnen mit anderen Kindern durchführen – man hat den Eindruck: sie sammelt Erfahrungen und Wissen. Sie äußert nicht, dass sie mitmachen möchte, macht aber sofort mit, wenn ihr das Mitmachen angeboten wird.

Sie kennt nicht alle Buchstaben und Ziffern, äußert aber den Wunsch, sie zu können. Sie malt viel, spielt anspruchsvolle Rollen in der Puppenecke. Dabei zeigt sie sich als eine vernünftige, verantwortliche Spielleiterin. Sie benutzt Ausdrücke aus der Erwachsenensprache, die sehr kultiviert sind. Was dagegen Körperpflege und Selbstbedienung angeht, muss sie noch viel lernen. Sie wurde sehr lange von der Mutter gänzlich „umsorgt“.

Gesellschaftsspiele spielt sie gerne, sucht sich schwierigere aus.

Sie wurde in der Schule vorgestellt und wird vorzeitig eingeschult. Ihre Intelligenz wurde nicht getestet.

Emily, 4 Jahre 11 Monate alt

Sie kaspert gerne.
Mit drei Jahren kannte sie alle Buchstaben und Ziffern. Sie hat viel Wissen (mit drei wusste sie, dass es den Barracuda-Hai gibt, den ich für sie immer wieder malen sollte), besonders interessiert sie sich für Dinosaurier.

Sie malt viel, malt den älteren Kindern nach, wozu ihre Mutter sagte: „Als Emily in den Kindergarten kam, fing sie plötzlich an Kopffüßler zu malen, vorher konnte sie schon >richtig< malen.“

Sie bekommt fast alles mit, kommt morgens als Erste, sie erinnert andere Kinder an die Regeln, selbst hält sie sich nicht immer daran. Sie hat eine Freundin, mit der sie eine Art Hassliebe verbindet, die Beiden können nicht mit und nicht ohne einander. Zusammen machen sie sehr viel Quatsch.

Einfache Aufgaben erledigt Emily oberflächlich. Anders bei schwierigen Aufgaben – dabei kann sie sich gut und lange konzentrieren.

Gesellschaftsspiele spielt sie ungern, verändert die Regeln, spielt nicht zu Ende. Wenn man sie auffordert, sucht sie sich Spiele aus, die nicht lange dauern.

Sie wurde in der Schule vorgestellt und wird vorzeitig eingeschult.

Denis, 5 Jahre 11 Monate alt

Bei ihm hat man den Eindruck, er kann nicht richtig zuhören: Entweder hört er gar nicht zu, redet oder tut etwas stattdessen, oder er hört nicht bis zu Ende zu und handelt augenblicklich, was sich oft als falsch erweist. Er ist unruhig, ständig in Bewegung, hat viele Ideen, was er tun könnte. Meistens vergeht ihm die Lust schon nach kurzer Zeit, er unterbricht seine Tätigkeiten, wirkt erschöpft.

Er mag Bewegungsspiele, wobei er sehr wild ist, fordert die anderen zum Kämpfen auf. Er liebt und spielt Fußball.

Am liebsten würde er die ganze Zeit mit der Erzieherin verschiedene Spiele spielen, auch die zeitintensiven, wie „Mensch ärgere dich nicht“. In seinem Spielverhalten fällt auf, dass er viel mogelt und den Verlauf des Spieles manipuliert, darüber beschweren sich die anderen Kinder.

Er verbringt viel Zeit auf dem Bauteppich, wo er komplizierte Bauten aufstellt.

Er ist sehr hilfsbereit, bekommt fast immer mit, wenn nach Hilfe gerufen wird.

Susi, 4 Jahre 11 Monate alt

Als ich sie vor einem Jahr kennen lernte, ist mir aufgefallen, dass sie sich ständig vergewisserte, alles richtig gemacht zu haben. Sie hat zum Beispiel ein Bild gemalt und fragte: „Habe ich es schön gemalt?“ , beim Basteln: „Mache ich es gut?“ Sie traute sich wenig zu, brauchte viel Bestätigung. Am wohlsten fühlte sie sich, wenn meine Kollegin oder ich mit ihr spielten.

Auch nach einem Jahr hat sie noch Probleme, feste Spielkameraden zu finden. Sie versucht es immer wieder aufs Neue, aber schon nach wenigen Minuten sitzt sie alleine am Tisch, irgendwie auf der Lauer, gleich mit der Erzieherin spielen zu dürfen. Sie wird auch von den Kindern ausgegrenzt.

Ich vermute, dass ihr Pflichtbewusstsein, gute Manieren und Sensibilität die Entwicklung der sozialen Kontakte behindern. Sie macht keinen Quatsch mit, zieht sich schnell zurück, wenn die anderen die Regeln überschreiten. Sie sieht, wenn sie mir helfen kann und tut es ohne Aufforderung. Sie wartet darauf, dass sie von uns gelobt wird, es spielt für sie eine große Rolle, den Erwachsenen zu gefallen. Sie merkt sich Situationen oder unsere Aussagen und kommt darauf zurück, zum Beispiel: „Weißt du noch, als du das Lustige über XXX gesagt hast?“

Sie sagt von sich, dass sie schon lange gut zählen kann.

Experiment: Wer gewinnt?

1. Spiel: „Clown“

Es war an einem Tag, an dem die Kinder besonders unruhig waren. Einige wussten nicht genau, was sie tun sollten, versuchten viel, aber irgendwie konnten sie nicht das Richtige finden.

Also habe ich die oben vorgestellten Kinder zu mir gerufen und ihnen gesagt, dass ich mit ihnen gerne ein Spiel spielen würde, und zwar das Spiel „Clown“.

Dabei geht es darum, einen Clown aus acht Körperteilen zu bilden. Jeder Körperteil ist in mehreren Varianten vorhanden: Es gibt zum Beispiel Köpfe, die ganz hoch oder eben flacher sind. Die hohen erhält man bei einer hohen Würfelzahl, die flachen bei einer niedrigen.

 

Das Würfelglück entscheidet darüber, wie groß der Clown am Ende des Spiels ist. Wer den größten Clown erwürfelt hat, ist Sieger. Zuerst wird um die Schuhe gewürfelt, danach um die Unterschenkel, usw. Man kann einen bereits gewonnenen Teil aber wieder verlieren, wenn der Nächste in derselben Runde die gleiche Augenzahl würfelt.

 

Die Begeisterung der Kinder hielt sich in Grenzen. Bei Emily konnte man die Unlust sehr deutlich sehen, Denis rief:

„Ich gewinne!“ .

Jana blieb gelassen, wie immer zufrieden, wenn sie mit mir zusammen etwas machen kann.

Gemeinsam sortierten wir die Kärtchen mit Körperteilen. Denis wollte sofort anfangen. Da sagte ich:

„Einen Moment bitte, vorher möchte ich von euch hören, was ihr meint, wie das Spiel ausgeht? Wer wird der Erste, wer der Zweite, Dritte und Vierte?“
Ich zeigte ihnen einen Zettel mit einer Tabelle, in die ich ihre Tipps eintragen werde.

Zuerst fragte ich Jana. Sie überlegte, aber konnte mir keine Antwort geben. Genauso Emily.  Aber Denis wusste sofort: „Ich gewinne!“.  Zweite würde seiner Meinung nach Jana sein, dann käme ich und die letzte würde Emily werden.

Dann habe ich selbst meinen Tipp aufgeschrieben und bat noch einmal die Mädchen um ihre Prognosen. Jana meinte: 1-Denis, 2-Klaudia, 3-Jana und 4-Emily. Emily sagte: 1- Klaudia, und danach schwieg sie. Sie verweigerte sichtlich die Antwort. Ich sagte ihr, dass es in Ordnung sei.

Darauf meinte Jana, es ist schwer, man kann es nicht wissen, wie das Spiel ausgeht. Das meinte auch Emily. Denis meinte, es ist gar nicht schwer: „Man sagt nicht, dass der beste Freund verliert“ .

Ich habe ihnen erklärt, dass das Voraussagen ein Spiel ist: “Wir raten, wer gewinnt. Wie das Clown-Spiel wirklich ausgeht, werden wir am Ende doch sehen.“

Und dann fingen wir an zu würfeln. Nach einer Weile waren wir fertig und haben unsere Clowns verglichen. Das Ergebnis war: 1-Jana, 2-Denis, 3-Emily, 4-Klaudia.

Ich habe noch einmal vorgelesen, was jeder getippt hat, die Kinder lachten. Und dann riefen alle drei: „Noch mal!“

Diesmal musste ich auf ihre Prognosen nicht warten. Alle vier sagten das Gleiche:
1-Jana, 2-Denis, 3-Emily, 4-Klaudia – genauso, wie die Ergebnisse des ersten Spiels.

Ich habe anders abgestimmt: 1-Denis, 2-Emily, 3-Klaudia, 4-Jana.

Dabei achtete ich darauf, den Kindern bewusst zu machen, dass ich mir die Reihenfolge einfach so ausgedacht habe. Wir fingen an, und nach wenigen Runden hörte ich, wie die Kinder ihre Tipps in Frage stellten. Ich fragte, wieso sie ihre Meinung änderten. Da erklärten sie, dass man schon jetzt sehen kann, ob man gewinnt oder verliert (Denis hatte deutlich den längsten „Halb-Clown“).

Also habe ich vorgeschlagen, dass wir jetzt noch einmal unsere Prognosen abgeben.

Alle Kinder meinten, Denis wird der Sieger werden. Nach jeder neuen Runde haben sie ihre Clowns miteinander verglichen, die Hoffnung der Mädchen schwand, Denis war sich seines Sieges sehr sicher.

Immer noch war der Ausgang des Spiels für die Mädchen offen. Sie meinten, wenn sie hohe Zahlen nacheinander würfeln würden, dann könnten sie noch gewinnen. Ab einem bestimmten Zeitpunkt schwiegen sie. Denis glaubte die ganze Zeit an seinen Triumph.

In diesem Gespräch sind bestimmte Begriffe gefallen, die mit dem Phänomen Spiel zu tun haben: Glück, Pech, Chance. Die Kinder näherten sich den Begriffen an. „Glück“ bedeutete für sie: immer gewinnen, „Pech“ bedeutete: immer verlieren. Aber auch: „Glück“ ist, die Sechs zu würfeln, „Pech“ ist die Eins zu würfeln.

Glück möchten die Kinder immer haben, was sich darin zeigt, dass sie den Würfel vor dem Würfeln mit der Zahl Sechs nach oben in die Hand legen. Oder „Kippe“ rufen, wenn der Würfel ein wenig schräg auf dem Tisch landet und eine niedrige Zahl zeigt. Meistens können diese Praktiken nicht gebilligt werden, weil die Mitspieler es merken.

Der Begriff „Chance“ hat eine positive Bedeutung, wenn Kinder den möglichen Sieg erkennen können, bedeutet etwa: gute Hoffnung.

Wenn man aber an den Sieg nicht mehr glaubt, dann wird von „schlechten Chancen“ oder „keine Chance mehr“ gesprochen. Die Kinder benutzen auch den Begriff: „Glückssträhne“, den sie als eine Folge von Siegen oder guten Würfen verstehen.

Das Spiel „Clown“ lag vor unserem Experiment mehrere Wochen lang im Schrank, ohne dass Jemand es sich zum Spielen aussuchte. Nach dem ersten „Experimenttag“ wurde es dann aber mehrmals ausgewählt. Nicht nur von den Kindern, die das Experiment mitgemacht hatten. Ich habe gemerkt, dass andere Kinder ein großes Interesse am Geschehen hatten – kein Wunder, sie sahen: es machte Spaß.

Ich fragte die Kinder: „Was macht euch Spaß?“

Sie meinten, das Spielen – es ist lustig zu sehen, wie der Clown sich „entwickelt“. Manchmal wird es ein Riese, manchmal hat er kurze Beinchen und einen großen Kopf mit einem gequetschten Hut. Die Kinder lachten darüber. Das Thema: „Ich gewinne“ war nicht mehr vorrangig. Sie sagten aber, dass es auch Spaß macht, zu tippen und danach zu gucken, ob es gestimmt hat.

In den nächsten Tagen wurde das Spiel immer wieder zum Spielen ausgewählt. Meistens haben sich die Kinder gewünscht, dass ich mitspiele und dass wir das Kärtchen zum Aufschreiben unserer Tipps dazu nehmen. Nach einer Weile habe ich den Kindern nur Papier und einen Stift gegeben, das Aufschreiben haben sie selbst übernommen.

Warum ist es so schwer, eine Sechs zu würfeln?

Nicht selten passierte es, dass sich die Spielenden eine hohe Zahl wünschten und dann enttäuscht waren. Darauf bin ich eingegangen. Zuerst machte ich es den Kindern vor:

Ich sagte: „Ich wünsche mir die Sechs.“

Je nach Ergebnis meinte ich, später auch die Kinder: „Glück gehabt!“ , oder „Nein, was für ein Pech!“

Sie haben mich dann lieb getröstet und meinten, es geht nicht immer so, wie man es sich wünscht.

Danach haben wir etwas ausprobiert: Jeder am Tisch wünschte sich eine Zahl, die habe ich aufgeschrieben. Dann haben wir gewürfelt und gelacht, keiner hat es geschafft, seine gewünschte Zahl zu würfeln. Wir wiederholten den Versuch, einer hatte Glück.

Ich fragte: „Warum ist es so schwer, die Zahl zu bekommen, die man sich wünscht?“

Die Antwort der Kinder war in etwa: Man kann nicht wissen, was der Würfel zeigt, auch wenn man sich die gewünschte Zahl nach oben legt.

„Ja, es stimmt so, es ist ein Zufall“ .

Was ist Zufall?

Und dann machten wir ein Exempel: Was ist Zufall? Wir wünschten uns eine Zahl und würfelten. Wir zählten: Wie viele Versuche braucht man, bis die gewünschte Zahl kommt?

Als Nächstes kam eine Art Lotto-Spiel. Diesmal sollten sich die Kinder drei Zahlen überlegen, aufschreiben und würfeln – wir haben die Treffer gezählt. Auch dieses Spiel haben wir mehrmals wiederholt. Die Kinder haben einen sehr großen Spaß darin entdeckt.

Wie ich schon erwähnte, beim „Clown-Spiel“, kann man dem Mitspieler das Kärtchen klauen, wenn man die gleiche Zahl gewürfelt hat. Wenn es eine Sechs ist, ärgert sich natürlich der erste „Besitzer“ besonders stark, aber er hat immer noch die Hoffnung, beim nächsten Wurf das Kärtchen zurück zu bekommen. Und manchmal klappt es auch. Es kann auch vorkommen, dass die Freude nicht lange andauert, weil die Sechs in derselben Runde noch einmal gewürfelt wird, und dann muss das Kärtchen weiter gegeben werden. Deshalb probierten wir als Nächstes aus, wie viele Male nacheinander man die gleiche Zahl würfeln kann? Auch bei diesem Versuch erkannten die Kinder, dass man nichts vorhersehen kann.

Spiel: „Meister Scheibenkleister“

Bei diesem Spiel spielt das Glück keine Rolle. Hier können die Kinder sich in ihrem Können messen. Deshalb sind es meistens Vorschulkinder oder die besonders Begabten, die sich das Spiel aussuchen.

Auf den kleinen Kärtchen, die man gewinnen kann, ist je ein Viereck abgebildet. Die Aufgabe ist, so schnell wie möglich das gleich große Viereck auf einer von den bunten Karten zu finden und sein Püppchen darauf zu platzieren. Dann wird das kleine Kärtchen gewendet. Auf der Rückseite befindet sich dasselbe Bild wie auf der bunten Karte. So können die Kinder sofort erkennen, ob sie richtig getippt haben. Gewonnen hat der, der die meisten Kärtchen gesammelt hat.

Während des Spieles müssen sich die Kinder die ganze Zeit stark konzentrieren. Sobald ein Kärtchen offen gelegt ist, fängt die geistige Arbeit an. Es werden die Größe, die Seitenlänge und das Verhältnis der Seiten zueinander wahrgenommen und diese Erkenntnisse werden kurzzeitig gespeichert. Dann wandert der Blick zu den bunten Karten, es wird nach dem richtigen Viereck gesucht. Dafür müssen die vorher genannten Merkmale abgerufen und verglichen werden. Das Bildchen muss aber zuerst ausgeblendet werden, weil es bei der Suche keine Bedeutung hat. Danach wird eine Entscheidung getroffen, das eigene Püppchen wird auf das vermeintliche Viereck gestellt. Erst jetzt spielt das Bildchen eine Rolle – es muss mit dem auf der Rückseite des Kärtchens übereinstimmen.

Die Kinder haben sofort erkannt, dass es kein Glücksspiel ist. Deshalb haben sie auch nicht gewünscht, hierbei ihre Prognosen, wer gewinnt, abzugeben. Davon würde ich auch abraten. Auch das direkte Wiederholen in der gleichen Spielgesellschaft ist nicht sinnvoll, will man die langsameren nicht noch mehr frustrieren.

Der Ruf: „Ich gewinne“ kommt bei diesem Spiel eher selten. Ich beobachte dafür Anzeichen der besonderen Konzentration, Innehalten, Erregung. Manchmal hat man den Eindruck, die spielenden Kinder würden sich dabei „messen“.

Auch bei diesem Spiel habe ich die Kinder gefragt, was sie brauchen, um zu gewinnen.

Antwort: „Man muss richtig sehen können und schnell sein.“

Frage: „Wie kann man seine Chancen zu gewinnen erhöhen?“

Antwort: „Man muss üben!“

Einige Kinder üben alleine oder suchen sich jüngere Spielpartner. Nicht wenige meiden diese Anstrengung, Üben ist mühsam. Hier ist es wichtig sie zu stärken, im Sinne: „Übung macht den Meister“, den Meister Scheibenkleister eben!

Die beiden oben beschriebenen Spiele eignen sich gut für die Vorschulkinder oder auch für die jüngeren, hoch begabten Kinder.

Besonders bei hoch begabten Kindern kommen ihre gut überlegten Konzepte zur Geltung. Es ist Aufgabe der Erzieherin dafür zu sorgen, dass sie den Kindern Spaß bereiten, auch wenn man nicht immer gewinnt.

Ich hoffe, mit meinen Ideen zum praktischen Umgang mit dem Spielglück konnte ich einige Anregungen liefern.

Kinder untersuchen andere, in der Gruppe vorhandene Spiele

In unserem Gruppenraum haben wir im Schrank mehrere Gesellschaftsspiele. Das Angebot reicht von ganz einfachen für die Jüngsten bis zu aufwändigen, anspruchsvollen Spielen für die älteren Kinder.

Es gibt reine Glücksspiele, wie zum Beispiel „Bunte Ballone“ oder „Quips“ und dann „Schweinchen auf der Leiter“, wo Wissen über Tiere gefragt ist.

Dann gibt es Spiele, die Fingerfertigkeit und Geschicklichkeit fördern, wie zum Beispiel „Die Mäuse Bande“, „Pack Pferdchen“. Und natürlich gibt es unterschiedliche Ausführungen, in denen das Prinzip „Memory“ das Kurzzeitgedächtnis trainiert.

Ich habe die Kinder gebeten, ihre Lieblingsspiele aus dem Schrank zu holen. Sie sollten sie auspacken und sich daran erinnern, wie sie gespielt werden. Dann bekamen die Kinder von mir vorbereitete Blätter mit einer Tabelle.

Die Tabelle war in vier Bereiche aufgeteilt, die symbolisch dargestellt wurden:

  • ein Kleeblatt – für Glück,
  • ein Köpfchen – für Wissen,
  • eine Hand – für Fingergeschicklichkeit,
  • Bauklötze – für Bauen, Konstruieren, Zusammensetzen.

Jeder Bereich ist in vier Stufen aufgeteilt, von „keine“, bis „hohe“ Bedeutung für den Spielerfolg.

Die Kinder sollten den Namen des Spiels auf- bzw. abschreiben und unter der Tabelle ihren Namen und das eigene Alter eintragen.

Es waren fünf Vorschulkinder und drei jüngere daran beteiligt. Zwei von den jüngeren werden vorzeitig eingeschult.

Die von den Kindern ausgesuchten Spiele waren:

  • „Clown“
  • „Die Mäuse Bande“
  • „Koffer packen“
  • „Flinke Flosse“
  • „Logo“
  • „Blinde Kuh“
  • „Pack Pferdchen“
  • „Was zählt“
  • „Kuh & Co“

Fast in allen Fällen haben die Kinder treffend ihre Beurteilungen abgegeben. Dafür mussten sie gedanklich den Verlauf des Spieles durchgehen und dann überlegen, in welchem Maße „Fähigkeit“ und wie weit das „Glück“ das Gewinnen ermöglichen. Diese Untersuchung machte den beteiligten Kindern viel Spaß. Das zeigten sie, in dem sie Herzchen neben ihren Namen malten.

Mein Fazit

Dieses kleine Projekt bereitete den Kindern viel Spaß und gleichzeitig trug es eine Menge zur Integration der Hochbegabten bei.

Worin lag die Integration?

  • Das sonderbare Spielverhalten wurde genau beobachtet.
  • Es wurden richtige Schlüsse aus der Vermeidungsstrategie gezogen.
  • Die Ängste der Kinder wurden erkannt.
  • Den Ängsten wurde dadurch entgegengewirkt, dass die Kinder auf eine spielerische Weise erkennen konnten, dass der Erfolg bei den Glücksspielen unabhängig von jeglichen Kenntnissen und Fertigkeiten ist.
  • Die Anspannung wurde in Spannung umgewandelt.
  • Die besonderen Fertigkeiten und Kenntnisse hoch begabter Kinder (Zählen, Schreiben, Nachdenken, Wissen über einige Phänomene, Spaß am Neue-Wege-Ausprobieren, usw.), wurden dafür genutzt, dass sie selbstständig ihre Probleme im Umgang mit dem Glück gelöst haben.
  • Aus reinen Spielbeobachtern wurden echte Mitspieler.
  • Das Projekt wurde im Freispiel, also fast nebenbei durchgeführt, die hoch begabten Kinder blieben im gleichen Gruppenraum, dadurch konnten sie von den anderen endlich als geeignete Mitspieler gesehen werden.
  • Und schließlich: Sie konnten endlich mit den anderen ohne Tricks und Tränen spielen.

 

 

 

Ein nettes Büchlein zum Thema Gewinnen und Verlieren ist:

Hurra, gewonnen! Mist, verloren.

Siehe: Bilderbücher, Sachbücher und Geschichten .

Siehe auch: Lernen in Spieleclubs.

Datum der Veröffentlichung: Juni 2011
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