Beispiel, anonym, aus den Notizen einer Mutter:

Iris will Schlagzeugerin werden und einen Saxophonisten heiraten. (Iris´ Papa ist Musiker.) Drei Monate später will sie dann Kinderärztin, schließlich Hubschrauberärztin werden und abends Schlagzeug spielen. (Aber erst nachdem wir sie überzeugt hatten, dass man als Ärztin auch Musik machen kann.) (3;4 Jahre.)

„Ich kann mich nicht selber hochheben.“ (3;6 Jahre.)

„Mama, als du klein warst, hattest du da noch eine Mama und war ich da noch bei dir als Baby im Bauch?“ Ich erkläre ihr, dass kleine Mädchen noch keine Babys haben. „Wann hat man denn Babys im Bauch?“ (3;4 Jahre.) Einen Monat später folgt das zweite Aufklärungsgespräch. „Wie kommen eigentlich die Babys in den Bauch?“ Fünf Minuten später: „Und woher kommen eigentlich die Menschen?“

Datum der Veröffentlichung: Mai 2021

Beispiel von Jordis Overödder, Kürten:

Zusammen mit einigen Kindern befasse ich mich mit dem Thema Wespen (Siehe: Adrian und das Gekreuch und Gefleuch)
Mara (5;9) verschwindet für lange Zeit in der Werkstatt und bastelt sich aus Pappkartons, Klorollen und Plastik eine Wespenfalle mit Fenstern. Damit man auch rein gucken kann. Die Klappe am Ende der Einflugröhre öffnet sich nur nach innen. Mara füllt Äpfel ein und stellt die Falle draußen auf die Fensterbank. Funktioniert!

Datum der Veröffentlichung: September 2015

Beispiel von Lucy Rüttgers, Köln:

Ein Mädchen (3;5) aus meiner Gruppe zeigt auf meine Füße und sagt: „Ich hab die gleichen Schuhe wie du. Nur in einer anderen Farbe und Größe.“

Datum der Veröffentlichung: Juli 2012

Beispiel von Alexa Kreitlow, Kürten:

Worte eines Mädchens (3;1 Jahre):
„Warum müssen Pflanzen kein Pipi, wenn sie doch so viel Wasser trinken?“
„Wo war ich denn, als die Mama noch im Bauch von Oma war?“
Sie will wissen, was mit ihren Eltern passiert, wenn sie tot sind, wo sie
dann hinkommen und was sie dann machen.
Sie möchte noch nicht sterben,
da sie sonst nicht mehr mit ihren Spielsachen spielen könnte.
Datum der Veröffentlichung: März 2012

Beispiel von Christa Liethen, Rheinbreitbach

Bei der Frage: „Was willst du später vielleicht einmal werden?“ hat Ben (5;9) spontan geantwortet:

„Ich möchte einmal Astronaut werden oder Feuerwehrmann.“

Dann dachte er ein wenig nach und sagte: „Vielleicht werde ich sicherheitshalber Feuerwehrmann.“ Auf meine Frage: “Wieso sicherheitshalber?“ gab er zur Antwort: „Eigentlich würde ich lieber Astronaut werden, aber da gibt es ein Problem.“ Ich fragte: “Wieso? Das verstehe ich nicht.“

Er antwortete: “Ich weiß, wie man auf den Mond kommt, den Start habe ich schon oft gesehen, mit einer Rakete, das ist ja noch ganz einfach. Aber ich weiß nicht, wie ich wieder zurück komme. Auf dem Mond bin ich ja ganz alleine, und ich weiß nicht, wie man vom Mond wieder zur Erde fliegt, und das ist mir zu gefährlich.“

Ben macht sich ernsthafte Gedanken und möchte kein Risiko eingehen, sondern erst diesen Berufswunsch für sich geltend machen, wenn alle Unsicherheiten geklärt sind.

Datum der Veröffentlichung: Februar 2012

Beispiel von Renate Ashraf, Koblenz

Jonas (4;3) sitzt auf der Ecke des Sofas und wiegt seinen Oberkörper hin und her. Dabei gibt er zischende Laute von sich. Ab und zu unterbricht er sein Tun und schaut dem Gruppengeschehen zu. Er steht auf und geht in kleinen Schritten etwas nach vorne und wieder zurück. Dann lässt er sich wieder auf das Sofa plumpsen. Die ganze Zeit zischt und prustet er. Diesen Vorgang wiederholt er mehrmals. Sein Gesicht ist schon ganz rot vom angestrengten Gezische.

Ich setze mich in seine Nähe und imitiere ihn. Er fragt mich, ob es für mich auch so anstrengend sei, meinen Heißluftgenerator in Gang zu halten. Ich antworte, dass ich eigentlich nicht genau wisse, wie man ihn bediene.

Daraufhin erklärt er mir: „Du saugst die kalte Luft durch die Nase ein, im Kopf wird sie wärmer. In der Luftröhre noch wärmer und im Bauch ist sie dann heiß. Dann kannst du dich anfangen zu bewegen. Die heiße Luft kann durch den Mund wieder rauskommen.“

Auf meine Frage, wozu man diesen Generator brauche, erklärt er: „Zum Strom erzeugen, natürlich.“ Ein anderes Kind kommt hinzu und holt ihn zum Spiel.

Datum der Veröffentlichung: Februar 2012

Beispiel von Petra Cohnen, Herzogenrath

Ergün (3;10) ist Vertreter seiner Gruppe in unserem Kinderparlament.

Hier ist er an allen Themen sehr interessiert, und viele seiner Ideen werden von den anderen Kindern aufgegriffen. Zurzeit beschäftigt die Kinder das Thema „Umbau / Bauarbeiten“ in der Kita, somit ist dies auch ein Thema im Kinderparlament.

Es war Ergüns Idee, den Bauplan im „großen Flur“ aufzuhängen. Im Kinderparlament besprach er mit den anderen Kindern, dass die Bauarbeiten gut zu beobachten sein müssen. Hier hat er konkrete Ideen, wie dieser Anspruch umgesetzt werden kann.

Immer wieder geht er dahin, wo gerade umgebaut wird, beobachtet alles, spricht die Bauleute an, um Erklärungen von ihnen zu erhalten, und trägt seine so gewonnenen Informationen ins Kinderparlament und in seine Gruppe.

Datum der Veröffentlichung: Februar 2012

Beispiel von Beate Kroeger-Müller, Bonn

Jonas, 4;6 Jahre alt, ist von dem neuen Thema der Vorschulgruppe „Die Reise ins Alte Ägypten“ über alle Maßen angetan. Er besuchte die Tutenchamun-Ausstellung im Kunstmuseum vier Mal mit dem Kindergarten und zwei Mal mit seinen Eltern und seinem älteren Bruder.

Jonas zeigt besonderes Interesse an der Goldmaske und den Schmucksteinen darauf. Auch der Sargdeckel, wo Tutenchamun mit den königlichen Zeichen, dem Zepter und der Geißel zu sehen ist, faszinierten Jonas in besonderer Weise. Er hat sich in den letzten Wochen sehr viel an Faktenwissen angeeignet, was in Rollenspielen während des Freispiels gut zu beobachten ist.

Heute ist Jonas wieder Tutench (er trägt seinen kobaltblauen Umhang, der mit Gold umrandet ist) und möchte Goldfolie haben, um sich ein Zepter und die Krone von Unterägypten zu basteln, denn vor zwei Wochen hatte er die Krone von Oberägypten mit Hilfe seiner Mutter hergestellt. Jonas arbeitet heute ausdauernd und geschickt ohne Hilfe. Nach 50-minütiger Arbeit gibt Jonas mir ein Zeichen, dass ich mich neben ihn setzten soll.

Ich: „Toll, wie wunderschön und täuschend echt du die Krone fertigst.“

Jonas: „Ja, aber die wird noch viel schöner mit dem Smaragdstein in der Mitte. Aber hast du denn überhaupt schon mein Zepter gesehen? Damit kann ich alle meine Feinde von mir abhalten“.

Jonas fuchtelt mit dem Zepter nah vor meinem Gesicht herum.

Ich: „Ich bekomme Angst vor deinem Zepter. Vor welchen Feinden muss es dich denn beschützen?“

Jonas: „Na ja, immer wenn die anderen mich hier ärgern wollen oder viel zu nah bei mir sind. Auch wenn die dann so laut sind oder der … mit seiner Pipihose nah bei mir ist, das kann ich überhaupt nicht riechen. Manchmal erzählen die Großen auch so Lügengeschichten, die überhaupt nicht stimmen – und dann nehme ich mein Zepter und sage laut >Hört damit endlich auf, denn ich bin hier der Pharao und befehle es euch<“.

Ich: „Als Tut kannst du dir dein Leben mit Zepter und Krone wirklich leicht machen, so wie es dir gerade gefällt – und funktioniert das denn immer?“

Jonas: „Manchmal schon, aber eigentlich nicht richtig. Die meisten können ja nicht richtig mit mir Ägypten und Pharao spielen – die wissen zu wenig darüber- und das gefällt mir dann nicht, nur so doof zu spielen – dann habe ich eben gar keinen mehr zum Spielen.“

Ich: „Dann ist es auch langweilig für einen Pharao.“

Jonas: „Ja, eigentlich schon. Aber Irina kennt sich gut aus mit Tutenchamun und die will ja auch meine Frau Anchesen-amun werden und mir beim Regieren helfen. Aber ich bin auf jeden Fall stärker als Irina!“

Ich: „Ich verstehen. Du, Tutenchamun – der jüngste Pharao von Ägypten – bist also gerne stark, jedoch nicht gerne alleine. Du möchtest das Sagen haben und über alles bestimmen, was in deinem Reich geschieht. Du magst es, wenn es nicht zu laut ist, die Menschen dir nicht zu nahe kommen und dich keiner ärgert. Auch möchtest du keine Lügengeschichten hören und keine unangenehmen Gerüche um dich haben. Ist das nun alles, oder habe ich vielleicht noch etwas vergessen?“

Jonas: „Ja, hast du, – ich möchte noch, dass du mein erster Berater wirst!“

„Danke, Jonas.“

Datum der Veröffentlichung: Februar 2012

Familienbeispiel (anonym)

Wir wollten zusammen mit Egon (3;2) Kinderlieder singen. Egon wollte aber nicht, dass wir singen, stattdessen wollte er gerne die CD mit den Kinderliedern einlegen – und uns davon überzeugen, dass das eine gute Idee ist.
Egon (begeistert): „Dann braucht ihr nicht selber singen – dann machen das für euch die Singarbeiter!“
Datum der Veröffentlichung: Januar 2012

Familienbeispiel (anonym)

Pete (3;11) hat sich schon des Öfteren Gedanken darüber gemacht, welchen Beruf er später einmal ergreifen will. Zuerst wollte er Baggerfahrer werden, dann Pilot oder Feuerwehrmann, jetzt ist es der Beruf des Journalisten, der ihn reizt.

Neulich kam er, ohne äußeren Anstoß, mit der Frage:

„Was kann man machen, wenn man irgendwann was anderes machen will, kann man dann einen anderen Beruf machen?“

Datum der Veröffentlichung: Dezember 2011

Beispiel von Hanna Vock, Bonn

Felizitas (7;0) erklärt ihrer Familie beim Abendbrot: „Ich will aber immer weiterleben.“ Die kleine Schwester Elisabeth (3;3) antwortet ihr: „Aber dann sterben wir doch alle und dann bleibst du ja ganz allein hier in dieser Wohnung.“

Hier zeigt sich die frühe Fähigkeit, in die Zukunft zu denken.

Siehe auch: Denken fördern.

Elisabeth fragt mit 3;3, nachdem sie die Fernsehsendung „Sandmännchen“ gesehen hat: „Mama, wie kommt denn der Traumsand durch das Glas vom Fernseher durch?“

Als Elisabeth 3;10 ist, spielt ihre Mutter bei einer Vereinsweihnachtsfeier den Weihnachtsmann. Felizitas sagt hinterher zu ihrer Mutter, dass sie sie an der (verstellten) Stimme erkannt hat und fragt, ob zu Weihnachten denn ein echter oder auch nur ein verkleideter Weihnachtsmann kommt.

Datum der Veröffentlichung: April 2011

Familienbeispiel, anonym

So beschäftigte sich Kilian, 6, mit meiner Schreibmaschine. Er musste im Büro warten,

 

bis ich meine Arbeit fertig hatte. Es ging, scheint mir, nicht nur um die Schönheit des Ergebnisses, er hat auch die Funktionen der Maschine durchgetestet.

Datum der Veröffentlichung: April 2011

Beispiel von Hanna Vock, Bonn

Evelin überraschte mich im Alter von 3;5 Jahren mit einer Äußerung, die für Dreijährige sehr ungewöhnlich ist. Ich hatte Evelin und drei anderen dreijährigen Kindern das Märchen „Hänsel und Gretel“ vorgelesen. Evelin kannte das Märchen vorher nicht, was ihre Mutter auf Nachfrage auch bestätigte. Evelins Äußerung nach dem Ende des Märchens: „Aber warum gehen denn die Kinder zu dem Vater zurück, da gibt es doch nichts zu essen. Die könnten doch in dem Hexenhaus bleiben, die Hexe ist doch tot. …Der Vater war doch böse.“

Evelin zeigt mit dieser Äußerung nicht nur, dass sie den Inhalt des Märchens auf Anhieb erfasst hat. Sie beweist auch eine für Dreijährige erstaunliche unabhängige und flexible Denkfähigkeit. Sie kann sich von der Geschichte lösen und macht sich eigene Gedanken dazu, die im Widerspruch zur Aussage der Geschichte stehen. In ihrer Äußerung ist auch bereits ein Konzept erkennbar, das Kindern unabhängige und selbstständige Entscheidungen zutraut: Hänsel und Gretel sollen nicht das traditionell Nächstliegende (schnell zurück nach Hause zu den Eltern), sondern das unkonventionelle, aber logisch Nächstliegende tun, nämlich da bleiben, wo es etwas zu essen gibt und kein böser Erwachsener sein Unwesen treibt. Evelin bewertet die Handlungsweise des Vaters ganz klar als böse. Auf meine Nachfrage „Wieso ist denn der Vater böse?“ antwortet sie: „Weil er seine Kinder im Wald allein gelassen hat. Er hätte ja auch sagen können zu der Mutter: Nein, das machen wir nicht.“

Evelins kognitive und sprachliche Fähigkeiten reichten nicht nur aus, um das Märchen voll zu erfassen, sondern auch um ihre eigenen Gedanken präzise auszudrücken.

Zum Vergleich, bei einem Gespräch über das Märchen – eine Woche später:

Die anderen dreijährigen (kognitiv und sprachlich normal entwickelten) Kinder beantworteten dann noch folgende Fragen: Erzieherin: „Was für ein Tier hat denn die Hexe?“ – 1. Kind: „Eine Katze.“ / 2. Kind: „Und Vögel.“ / Erzieherin: „Was machen denn die Vögel?“ – Kind 2: „Die sind bei der Hexe.“ – Erzieherin: „Und fressen die auch was?“ – Kind 2: „Nein. Doch! Die essen Würmer.“ Erzieherin fragt Kind 3: „Was meinst du: essen die Vögel in der Geschichte auch noch was anderes?“ Kind 3: „ja.“ Erzieherin: „Was ist das denn, was die fressen?“ Kind 3: „Weiß ich nicht.“ Evelin: „Die picken die Brotkrumen auf und deshalb können die Kinder den Weg nicht finden. Weil die Brotkrumen nicht mehr da sind. Die haben die Vögel aufgegessen.“

Datum der Veröffentlichung: 30.10.08

Beispiel von Margrit Bernsmann, Köln

Eine englisch-muttersprachliche Erzieherin führt in der Kita Angebote durch. Marcus (5;5 Jahre) ist immer sehr interessiert dabei.

Während eines Angebots werden Körperteile auf Englisch benannt. Marcus zeigt auf seine Augen und sagt: „These are my eyes und in Deutsch kann ich das essen.“

Marcus malt englische Soldaten, und zwar immer paarweise. Er stellt dabei fest: „Die Queen hat eine Million Soldaten, mindestens. Die Zahl muss grade sein, damit immer zwei zusammen gehen können.“

Neandertaler interessieren Marcus riesig. Nach dem Besuch des Neandertaler-Museums in der Nähe von Düsseldorf erzählt er tagelang, was er gesehen hat und bringt sein Wissen in zahlreiche Spiel- und Bausituationen ein. Da Fachbücher zu diesem Thema in der Kita nicht vorhanden sind, beschafft er sich Bücher aus der Bücherei und bringt welche von zu Hause mit. Im Englischangebot stellt er die Frage: „Gab es Neandertaler auch in England?“ Diese Frage ist noch nicht beantwortet…

Beim Mittagessen stellt Marcus fest, dass die Kartoffeln in der Schüssel dampfen. Erstaunt stellt er Überlegungen an, warum das wohl so ist. Die Lösung und Erklärung, dass Wasser bei großer Hitze verdampft und dass es hier wohl das Wasser aus den Kartoffeln ist, gibt er sich selbst.

Datum der Veröffentlichung: 30.10.08

Beispiele von Hanna Vock, Bonn

Ein Bücher lesender Junge, 5;9 Jahre alt, erzählt seiner Mutter nach seinem 1. Schultag etwa Folgendes:

Wir haben ein Blatt ausgemalt und das O gelernt… Morgen malen wir wieder ein Blatt aus und überlegen, welche Wörter mit O anfangen.

Ich habe dann zu Frau S. gesagt:

„Ja, danke! Ich kündige dann!“

Ein anderer, ebenfalls 5-jähriger Junge steht nachts am Bett seiner Mutter und weckt sie, um sie zu fragen: „Wie kann man denn die Temperatur an der Sonne messen, wenn die Sonne doch so heiß ist, dass alles gleich zerglüht?!“

Ein dreieinhalb Jahre altes Mädchen freut sich an seinem ersten Kindergartentag: „Das kann ich mir ja gut merken, dass das Segelschiff mein Zeichen ist – weil da steht ja mein Name dran.“