Martina Walter

 

Bei meinem Projekt „Fünf Kinder bilden eine Gruppe und folgen ihren Interessen“ fehlten noch zwei Teile: „Seile“ und „Musik“. Die möchte ich jetzt hier beschreiben.
Mein Beobachtungskind (im IHVO-ZertifikatskursMalte ist inzwischen 5;10 Jahre alt.

Zur Zeit ist er leider wieder besonders auffällig. Er stört und zerstört gerne das Spiel anderer Kinder, er tobt und kaspert gerne den ganzen Tag herum, er ist oft aggressiv den anderen Kindern gegenüber, besonders, wenn sie nicht seinen Anweisungen folgen. Er lässt meist keine anderen Vorschläge als seine eigenen gelten und ist nicht kompromissbereit. Er kann sich nur schwer an Regeln halten, er kann sich da einfach nicht beherrschen, egal wie oft oder detailliert man es ihm erklärt. Wenn man ihn ermahnt, zieht er sich vollständig zurück und verweigert das Reden. So muss er zum Beispiel öfters die musikalische Früherziehung, ein externes Angebot einer Musiklehrerin, vorzeitig verlassen, weil er stört.

Mehr zu Malte: Malte, 5;0

…kurz gefasst…

Die Gruppe aus fünf kognitiv besonders weiten Kindern, die die Autorin in einem anderen Beitrag beschrieben hatte, existiert weiter. Das 4. Thema „Seile“ und das letzte Thema „Musik“ werden abgearbeitet.
Die Autorin beschreibt anschaulich, wie sich die Fünfergruppe in das gesamte Geschehen der Kita einfügt, wie spontane Ideen der Kinder aufgegriffen werden und wie es gelingt, die Projektarbeit (trotz emotionaler Probleme des Beobachtungskindes) weiter zu führen.

Im Beitrag werden die Erlebnisse und die Entwicklung der fünf Kinder  deutlich, ebenso wie die ideenreiche, durchdachte und flexible Arbeitsweise der Autorin. -H.V.

Alles fand vor der Corona-Pandemie statt…

Malter spielt oft alleine, am liebsten aber mit einem Erwachsenen. Zu denen ist er dann besonders hilfsbereit. In diesen Situationen ist er absolut zuverlässig und kompetent. So hat er beispielsweise geholfen, das Feuerholz für St. Martin zu transportieren oder beim Aufräumen des Speichers den Sperrmüll an die Straße zu stellen. Da hat meine Kollegin Ellen dann an ihn als „Experten“ gedacht und Malte war hinterher völlig k.o. aber glücklich. An St. Martin hat ihm meine Chefin Alexa den Auftrag gegeben, den Müll einzusammeln. Da war er das liebste Kind und bekam viel Lob.

Malte hat durch sein Sozialverhalten schon eine typische Außenseiterrolle. Wenn etwas passiert ist, war es (für die Kinder) automatisch Malte. Am liebsten soll er zum Beispiel die Turnhalle schon verlassen, noch bevor er etwas anrichten kann. Besonders auffällig sind diese Probleme im Umgang mit gleichaltrigen Kindern und da besonders mit Admir. Der ist ein halbes Jahr jünger, aber körperlich stärker als Malte und hat vor ihm keine Angst. Die beiden messen immer wieder ihre Kräfte. Wenn sie zum Beispiel nachmittags in der Turnhalle alleine spielen, kommt es immer wieder zu handgreiflichen Auseinandersetzungen. Dabei geht es oft um Kleinigkeiten, wie lautes Singen von Admir, und Malte möchte ihn davon abhalten, weil man nicht solchen „Krach“ machen soll. So legt Malte die Regeln auch nach seinen Vorstellungen aus und behauptet oft: „Ich kann/ weiß das besser!“

Zuletzt hat Malte gesehen, wie Admir im Stehen gepinkelt hat. Zur Demonstration, was dabei passieren kann, hat Malte dann Admir angepinkelt und musste dafür zur Kindergartenleitung ins Büro. Er hatte nämlich mit den Erzieher*innen die Vereinbarung getroffen: wenn etwas nicht in Ordnung ist, soll er Hilfe holen. Das hat er nicht gemacht. Meine Chefin hat Malte dann dazu bewegen können, Admirs Hose zu waschen und sich zu entschuldigen, ohne dass die Eltern informiert werden mussten. Davor hatte er Angst, er war dadurch schneller ansprechbar als sonst. Dann hat er bei einem Kind einen regelrechten Kampfgriff angewandt: Arm um den Hals gelegt und mit dem Fuß die Beine weg gehauen. Ich vermute, dass zu Hause seine älteren Brüder so mit ihm umgehen.

In der Strolchengruppe (bei den „mittelalten“ Kindern) ist er dagegen recht entspannt, vermutlich, weil es keine Kinder in seinem Alter gibt, mit denen er sich messen müsste, der Konkurrenzdruck ist geringer.

Außerdem finde ich immer eine spannende Beschäftigung für ihn, so dass er keine Zeit und auch kein Interesse am Zanken hat.

Er nuckelt auch wieder vermehrt am Daumen und braucht sein Kuscheltier zur Unterstützung. Das zeigt mir, dass er sehr unter Spannung steht.

Eines Nachmittags war Malte dann auch wieder in der Turnhalle, kam dann runter in die Gruppe und gab Admir ohne Vorwarnung einfach eine Ohrfeige. Zur Begründung meinte er: „Der hat mich gestört, der spielt so laut mit den Linsen in der Wanne!“ Danach musste er den Rest des Tages im Büro unter Aufsicht verbringen. Unsere Leiterin hat sich dann, nachdem Malte wieder ansprechbar war, eine Weile mit ihm unterhalten und ihn gefragt, ob es ihm nicht gut gehe und wenn ja, warum nicht. Dabei kam heraus, dass sein Vater für einige Wochen wegfahren musste. Er weiß nicht, wo der Vater ist und wann er wieder kommt, und ist darüber traurig. Ein paar Tage später habe ich mit ihm zusammen am Computer einen Kalender erstellt, damit er die Tage bis zur Rückkehr seines Vaters anzeichnen konnte. Dabei war ich wieder erstaunt, wie schnell er Gesetzmäßigkeiten am Computer versteht und anwendet. Das konnte ihn jedenfalls etwas trösten.

Alle seine Probleme werden wir nicht lösen können, aber gerade deshalb möchte ich ihn weiter in der Fünfergruppe fördern, damit die anderen Kinder auch sein Können schätzen lernen und ihn nicht immer nur als Unruhestifter erleben.

Er braucht weiterhin viel Unterstützung in Konfliktsituationen, damit er selber Strategien lernt im Umgang mit für ihn schwierigen Situationen. Er braucht klare Regeln und Grenzen, Wertschätzung und Anerkennung.

Mein Ziel für Malte ist es daher, ihn weiter in die Klein- und auch die Gesamtgruppe zu integrieren, ihn nicht alleine zu lassen mit seinen Problemen, ihm adäquate Beschäftigungen zu bieten, ihn in Konflikten zu unterstützen und ihm möglichst viele glückliche Momente zu ermöglichen. So hoffe ich, sein aggressives Verhalten mindern zu können.

Die anderen Kinder der Fünfergruppe

Pascal ist jetzt 5;3 Jahre alt und ein Kann-Kind. Bei ihm ist die Entscheidung, ob er in die Schule geht, noch nicht endgültig getroffen. Daher macht er noch in der Vorschulgruppe mit. Im motorischen Bereich hat er nach wie vor Defizite. Pascal hat aber mittlerweile viele Freunde gefunden und spielt mit allen, so wie seine Interessen gerade angesprochen werden.
Durch sein zunehmendes Selbstvertrauen konnte er auch sprachlich Fortschritte machen und stottert nun weniger. Während unseres Projektes konnte ich immer wieder erstaunliche Kleinigkeiten an ihm feststellen, die ich im weiteren Verlauf beschreiben werde.

So konnte ich bei ihm auf jeden Fall eine Verbesserung des Selbstvertrauens feststellen, seine sprachlichen Fähigkeiten haben sich verbessert und er ist mittlerweile gut in der Räubergruppe integriert. Aber auch Pascal kommt gerne nachmittags in meine Gruppe, zu den „Strolchen“, „zu Besuch“.

Sein Teil des Projektes, Musik, steht noch aus. Da möchte ich ihm noch mal die Gelegenheit geben, zu zeigen, was in ihm steckt. Vielleicht kann so auch seine Schulreife besser eingeschätzt werden.

Rico ist 5;9 Jahre alt und gehört mit zur Vorschulgruppe. Ihn erlebe ich oft „hungrig“ nach neuen Spielideen. Dabei ist er immer kreativ und hat andere Ideen und Gedankengänge als die anderen Kinder, was ich jedes Mal sehr bereichernd finde. Ich erlebe die Kinder ja nicht mehr so im Alltag und weiß daher nicht, ob es ihm immer noch so oft langweilig ist.

Durch mehrere Vertretungen bei den Räubern, die ich auch besonders im Hinblick auf meine „Truppe“ gemacht habe, konnte ich Nora besser kennen lernen. Sie ist jetzt 5;5 Jahre alt und gehört ebenfalls zur Vorschulgruppe. Sie hat zwar Freundinnen in ihrer Gruppe, man trifft sie aber auch oft alleine an. So stand sie zum Beispiel einmal auf der Bank an der Garderobe und war ganz versunken. Auf meine Frage, was sie da macht, zeigte sie mir einen handgeschriebenen Zettel an ihrem Haken, den sie versuchte zu lesen. Ich habe sie dann mit in meine Gruppe genommen und ihr den Text in Großbuchstaben geschrieben. Mit ganz wenig Hilfe von mir konnte sie dann den Text entziffern (sie sollte neue Zahnpasta mitbringen) und war stolz, dass sie es herausgefunden hat.  Dann hat sie mal versucht, etwas aus einem Buch vorzulesen, was ihr schon recht gut gelang. Sie beginnt schon die einzelnen Buchstaben zu verbinden.

Ich möchte gerne ihr besonderes Interesse am Lesen unterstützen und habe daher im Musikprojekt das Lesen von Noten mal mit eingeplant. Außerdem möchte ich mit ihr gerne einen Lesenachmittag mit Büchern in Großbuchstaben machen oder selber ein Buch schreiben, mal sehen was wir da noch machen, wenn unser eigentliches Projekt beendet ist.

Naomi ist die Jüngste in der Gruppe, mit 4;5 Jahren. Sie gehört noch nicht zu den Vorschulkindern. Sie hat einen festen Freundeskreis und ist gut integriert. Sie hat oft Spielideen und ist sehr motiviert, Neues zu lernen. Sie holt sich dann auch die Bestätigung der Erwachsenen, wenn sie etwas geschafft hat. Besonders bei ihrem Thema, Seile, konnte sie zeigen, was sie kann. Sie hat unermüdlich Knoten und Schleifen geknüpft und dies den anderen Kindern immer wieder gezeigt. Sie war wirklich die Expertin und hat noch neue Knoten dazugelernt. Auch Pascal konnte feinmotorisch davon profitieren.

Ich möchte Naomis Können und Selbstvertrauen weiter unterstützen, damit sie ihre Fähigkeiten weiterhin mit anderen teilt und sich freut, anderen helfen zu können. Sie soll sich wohl fühlen und ihre Fähigkeiten weiter unbelastet entwickeln.

Ich möchte diese fünf kognitiv begabten Kinder weiterhin aktiv, geduldig und verständnisvoll begleiten, damit sie lernen, mit ihren Begabungen umzugehen. Sie brauchen interessante Angebote, die sie angemessen und individuell fördern. Sie brauchen Unterstützung im sozialen Alltag, um nicht isoliert zu werden. Dabei können adäquate Spielpartner helfen und das Vermeiden von Unterforderung.

Mein Ziel für die Kleingruppe ist daher, die große Neugier und intrinsische Lernmotivation jedes Kindes zu erhalten oder auszubauen, damit die Kinder zufrieden sind und keine Probleme mit sich und der Umwelt haben.

Deshalb möchte ich mit unserem Projekt weitermachen, das sind die Beschäftigungen und Interessen, die die Kinder selber gewählt haben, somit greife ich ihre individuellen Spiel- und Lernbedürfnisse auf.

Zur Zusammensetzung der Gruppe und zur Auswahl der Themen siehe:

Fünf Kinder bilden eine Gruppe und folgen ihren Interessen

Entsprechend der Aufgabe für diese Praxisarbeit habe ich mich bemüht, kognitive Herausforderungen mit einzubauen. Ob mir das gelungen ist, werde ich wahrscheinlich erst später während der Reflektion feststellen.

Müll beschäftigt uns weiter

Meine letzte Praxisarbeit endete mit dem Besuch bei der Müllabfuhr. Die Geschichte war damit aber noch nicht beendet. Für unsere Kindergartenzeitung, die zweimal im Jahr erscheint, vor dem Sommerfest und vor der Weihnachtsfeier, habe ich mehrere Artikel geschrieben, unter anderem auch zur Müllabfuhr. Der Artikel fand großes Interesse und durch private Kontakte von Eltern landete er auch bei der Müllabfuhr-Firma, die wir besucht hatten und die eines der Fotos zu Werbezwecken nutzen wollte. Nach Absprache mit den Eltern habe ich ihnen eine Zeitung und eine CD mit dem Foto gebracht. So ist noch Öffentlichkeitsarbeit dabei herausgekommen.

Malte habe ich eine Zeitung mit Widmung von mir geschenkt. Er kam tagelang nachmittags zu mir und wir haben zusammen die verschiedenen Artikel gelesen und erzählt, was wir alles erlebt hatten. Über solche ganz persönliche Aufmerksamkeit freut er sich immer besonders.

Es gab aber auch einen Rückschlag zum Thema Müll: Die Müllverbrennungsanlage kann erst mit Kindern ab 9 Jahren besichtigt werden, wegen der Sicherheitskleidung, die alle Kinder tragen müssen. Dafür sind unsere noch zu klein. Da war Malte sehr traurig, aber ich gebe noch nicht auf, vielleicht geht doch noch was, mal sehen.
Jedenfalls habe ich den Eltern erzählt, dass man in Lindlar (Stadt in der Nähe) auch eine Mülldeponie besichtigen kann, die ist wie eine Art Freizeitpark angelegt. Bisher wollte Malte das nicht. Von einer anderen Kollegin kam dann noch die Idee, einen Film zu gucken. Im Internet habe ich dann bei der „Sendung mit der Maus“ etwas gefunden: „Müll Spezial“.

Das haben wir uns dann in der Vormittagszeit zusammen angeschaut, aber nicht nur mit der Fünfergruppe, sondern mit allen, die Interesse hatten. So saßen dann in der Räubergruppe auf dem Teppich: die gesamte Räubergruppe, fast die komplette Strolchengruppe und die ältesten Kinder aus der Riesengruppe (unsere U3-Kinder).

So haben wieder ganz viele Kinder von den Interessen der höher Begabten profitiert
und wir haben noch ein anderes Medium genutzt.

Der Film dauerte eine halbe Stunde und Malte hat sehr konzentriert und fasziniert zugeschaut. Er hat mir hinterher Fragen zu Fachbegriffen gestellt, zum Beispiel: „Was heißt verschweißt?“ Da sind Folien zur Abdichtung einer Mülldeponie verschweißt, verklebt worden, damit keine Gifte in den Boden gelangen. Oder die Mülltrennung hat ihn interessiert. „Genau so machen wir es auch im Kindergarten oder zu Hause“ und „Papier kann man wieder verwenden!“ waren seine Kommentare.

Zum Glück kam im Film auch das Thema Müllverbrennung vor, so dass Malte nicht mehr ganz so traurig war. Dann gab es eine Szene, wo gezeigt wurde, wie lange eine Bananenschale, eine Eierschale und eine Walnussschale zum Verrotten brauchen. Das ist uns im weiteren Verlauf des Projektes nochmal begegnet. Auch die anderen Kinder haben sehr interessiert zugeschaut und teilweise noch Fragen gestellt oder sich darüber unterhalten.

Zwischendurch: Tod und Friedhof

In der Räubergruppe habe ich eine Woche Vertretung gemacht. In dieser Woche ergab sich spontan ein spannendes Thema, ein kleines Projekt. Eigentlich gehört das nicht zu meinem Projekt, aber das Thema und die Aussagen der Kinder, besonders meiner fünf Kinder, waren sehr spannend.

Wir saßen montags im Morgenkreis und haben unter anderem erzählt, dass Freitag Feiertag ist, Allerheiligen. „Was ist ein Feiertag?“ und „Was ist Allerheiligen?“ kamen da die Fragen. Nach einer kurzen Erklärung, an einem Feiertag braucht man nicht zu  arbeiten oder in den Kindergarten, und an Allerheiligen gedenkt man der Toten auf dem Friedhof, kam dann die Feststellung von Malte: „Ich war noch nie auf dem Friedhof!“

Und Rico meinte: „Mein Vater arbeitet auf dem Friedhof als Gärtner!“ So entstand unser kleines Projekt. Wir haben im Laufe der Woche Aussagen von den Kindern darüber gesammelt, was sie über den Tod und den Friedhof wissen, wir haben aus dem Internet Informationen gesammelt, wie Allerheiligen, Halloween, Erntedank und sogar St. Martin zusammengehören. Wir haben Bilderbücher zum Thema Sterben und Tod gelesen und sind zum Abschluss zusammen auf den Friedhof in unserer Umgebung gegangen. Wir hatten auch eine kleine Ausstellung von Büchern und mit den Aussagen der Kinder, so dass die Eltern über unser Thema informiert waren und die Kinder jederzeit selber entscheiden konnten, wie intensiv sie sich mit dem Thema auseinandersetzen wollten.

Besonders die Aussagen von Nora haben mich in meiner Annahme bestärkt, dass sie sich philosophische Gedanken über das Leben macht:

  • „St. Martin heißt auch, die Sonne ist verschwunden!“

  • „Sterben heißt, dass man sich nicht mehr bewegen kann und die Seele ist weg!“

  • „Der Tote geht in den Himmel und seine Seele bleibt im Friedhof!“

Noras Mutter erzählte mir dann, dass Nora ein paar Wochen zuvor mal sehr geweint habe, weil sie (unbegründete) Angst hatte, ihre Mama könnte sterben. Sie ließ sich kaum beruhigen, irgendwann dann ablenken. Als hätte sie die „Endlichkeit“ des Lebens verstanden!

Von Rico kam dann die Aussage: „Auf den Gräbern waren Engel, die passen auf!“ und Malte meinte unter anderem: „Ein Kreuz ist da, damit man weiß, wo ein Toter ist. Da steht drauf, wann sie gestorben sind. Da war ein großer Gott (Statue an einem Kreuz), der passt auf!“

Das war eine spannende Woche und es gab auch Rückmeldungen von Eltern, denen das Thema nicht so gefallen hat. Wie ich in einem Artikel für unsere Kindergartenzeitung geschrieben habe, gehört der Tod zum Leben dazu und es kann von Vorteil sein, sich in einer „nicht belasteten Zeit“, also wenn keiner gestorben ist und wenn man nicht zu sehr trauert, mit dem Thema auseinander zu setzen.
Ein paar Wochen später starb dann im Kindergarten eines unserer Kaninchen. Das wurde dann entsprechend der Erfahrungen auf dem Friedhof mit allem Drum und Dran beerdigt, mit einer Umrandung aus Steinen und einem Grabstein mit Loch für Blumen.

So ergeben sich manchmal andere Dinge zwischendurch, die nicht geplant sind. Da muss man aufmerksam sein und den Kindern den Raum und die Zeit bieten, ihre Interessen aufzugreifen. Das ist zwischendurch oft passiert, manches ergibt sich einfach.

Zwischenzeitlich hatte ich von meinem Kollegen ein Buch bekommen, das sich mit dem Thema Müll beschäftigt: mit Müll basteln, Müll sortieren, mit Mülltonnen turnen,… Das sah spannend aus. Unter anderem konnte man auch aus Plastiktüten Kunstwerke machen, sie verweben oder verknoten,… Verknoten! Da kam mir die Idee, das Thema „Müll“ mit dem Thema „Seile“ zu verbinden. Außerdem hatte ich im Radio einen Bericht gehört, wonach  Plastiktüten sehr stark mit für die Verschmutzung der Meere verantwortlich sind. Es wurde erklärt, wie die Tüten in die Nahrungskette gelangen und wie man diesen Müll vermeiden kann. Damit wollte ich weitermachen und habe Malte, bevor ich anderthalb Wochen in Urlaub ging, den Auftrag gegeben, Plastiktüten zu sammeln.

Nach dem Urlaub habe ich Malte dann gefragt, ob er seinen Auftrag erledigt hatte. Er meinte: „Nein, meine Mama hat es verboten:“ Schade, damit wollte ich ihn gut beschäftigt haben und er sollte sich auf die kommenden Aufgaben freuen. Na ja, aber ich hatte Tüten gesammelt. So kam es, dass wir wochenlang, jeden Tag nach dem Mittagessen, Plastiktüten in Streifen geschnitten und zu einem langen Seil zusammengebunden haben. Erst wussten wir nicht wohin, dann zog Malte das Seil bis in den Flur, dann haben wir es um die Säulen im Flur gewickelt, so dass jeder es bestaunen konnte und wissen wollte, was das ist. „Kunst aus Müll!“ war dann unsere Antwort.
Naomi war die Expertin fürs Knoten, sie war immer aufgeregt, nur ja nichts zu verpassen. Malte hat sich zum Experten fürs Schneiden der Tüten erklärt und hat die Organisation und Arbeitsaufteilung übernommen. Rico war der Experte fürs Fotografieren. An dem „Kunstwerk“ gebaut haben aber viele. Alle Kinder ließen sich anstecken, haben Tüten gesammelt und von zu Hause mitgebracht, jeder wollte sein Teil beitragen, so dass jeden Tag andere Kinder mit geholfen haben.

Malte ist von mir gelobt worden, wie gut er den Kindern helfen kann und wie er die „Arbeiten“ organisiert. Oft konnte ich mich zurückziehen und meinen „Experten“ die Arbeit überlassen. In dieser Zeit war er sehr begeisterungsfähig und ausgeglichen. Wenn er mal nicht so gut drauf war und wieder bestimmen oder gegen die Regeln verstoßen musste, habe ich versucht, sein negatives Verhalten mit dem positiven zu vergleichen, damit er aus dem Lob auch etwas lernen kann. Er ist dann aber meist nicht wirklich ansprechbar. Da fehlt einem oft die Zeit, das in einem anderen geeigneten Moment noch Mal anzusprechen.

Jedenfalls war das über zwei bis drei Wochen der Renner in unserer Kita, alle waren beschäftigt.

So, und dann habe ich mir gedacht, jetzt muss mal die Komponente „kognitive Herausforderung“ ins Spiel kommen.

Das Schneiden, Knoten und um die Säule Wickeln war ja jetzt schon Alltag. Nun wollten wir herausbekommen, wie lang unser „Tüten-Seil“ geworden ist. Bewaffnet mit Papier, Stift und Zollstock haben wir dann gemessen und gerechnet.

So haben wir dann erst mal von Säule zu Säule gemessen. Malte und Rico meinten, der Zollstock ist zu kurz. Da habe ich ihnen gezeigt, wie man damit misst. Heraus gekommen sind drei Meter. Für Pascal war sofort klar, dass man das verdoppeln muss, dann sind es 6 Meter. Das ist wieder so eine Kleinigkeit von ihm, wo ich staune und denke, der hat kognitiv viel mehr Können als wir ahnen. Vielleicht gehört er ja doch in die Schule, auch wenn er motorisch noch Defizite hat?

Jedenfalls haben dann alle Kinder die einzelnen Stränge gezählt, so lange, bis sie sich auf eine Zahl einigen konnten: 26. Das war schon eine Leistung, denn nicht alle konnten über die 20 hinaus zählen. Malte, Pascal, Rico und Naomi aber schon! Da jeder Strang einmal um beide Säulen reichte, ergab das eine Rechnung von 26 mal 6 Meter. Ich verriet ihnen, dass es dann im Ganzen 156 Meter sind.

Aber wie lang ist das, bis wohin reicht das Seil, war dann die Frage der Kinder. Dann haben wir es abgewickelt und sind zurück in die Strolchengruppe marschiert, immer rund um die Tische. Aber wie weit geht’s, wenn es nicht gewickelt wird, wollte Malte wissen. Rico wollte dann nach draußen gehen bis zur großen Wiese. Das haben wir versucht, aber das „Seil“ hat sich an den Ästen verfangen oder der Wind hat es verweht und manchmal ist es dabei gerissen. Daher haben wir das Experiment abgebrochen und dafür in der Turnhalle ein „Spinnennetz“ gemacht. Das blieb dann noch ein paar Tage hängen und wurde am Ende in viele kleine Teile zerschnitten und dann, ordnungsgemäß in der richtigen Mülltonne entsorgt. Das hat Spaß gemacht, und nicht nur den Kindern!

Inzwischen hatte ich in der Zeitung auch einen Artikel über Plastiktüten gelesen, den ich mit in den Kindergarten genommen und mit Malte und Rico besprochen habe. Da taucht dann auch wieder die verrottende Bananenschale aus dem Film auf, zum Vergleich, wie lange es dauert, bis eine Tüte verrottet ist, nämlich 400 bis 500 Jahre! Und die Fische fressen die Tüte, weil sie denken, das ist eine Alge, und wir essen die Fische und damit die Tüten!

„Baah, wir wollen keine Tüten essen!“ war der Kommentar von Rico und Malte. Die zwei haben dann am Computer und mit dem Zeitungsartikel ein Plakat erstellt, das auf die Probleme für die Umwelt aufmerksam machen sollte. So haben wir das Spielerische mit dem Thema Naturschutz verbunden. Maltes Satz war: „Tüten sollen in den gelben Sack!“ und Rico hat geschrieben: „Aus Tüten kann man neue Sachen machen!“.

Dieses Angebot hat auch viel Aufmerksamkeit von den Eltern bekommen, sie haben gefragt, was das ist und teilweise das hohe Engagement und Interesse der Kinder in der Abholzeit mitbekommen. Es gab viele positive Stimmen zu unseren Ideen.

Damit war das Thema „Müll“ aber erst mal abgeschlossen.

Von Müll zu Seilen

Und ich hatte eine Überleitung zum Thema „Seile“. Beim nächsten Treffen der Fünfergruppe hatte ich schon Seile bereitliegen und die Feuerwehrbücher von meinem Mann dabei. So muss man schließlich auch seine eigenen Experten nutzen, ich hatte zu Hause schon mit meinem Mann Knoten binden geübt.

Wir haben dann erst mal für alle Interessierten Fotokopien gemacht und uns in den nächsten Tagen entweder in der Turnhalle oder in der Gruppe getroffen. Dann konnten sie nach den gezeichneten Anleitungen verschiedene Knoten ausprobieren. Begonnen haben wir mit dem einfachen Kreuzknoten. Da hatte Rico zuerst noch Schwierigkeiten, aber sowohl Malte als auch Naomi haben ihm gut helfen können. Besonders Malte konnte wieder zeigen, wie gut er sein Wissen und Können an andere weitergeben kann:  Er nahm nicht einfach Rico alles aus der Hand, er machte es nicht für ihn, sondern erklärte richtig gut und schrittweise. Super! Ich habe ihm das auch direkt gesagt und Rico konnte es bestätigen. Das tat Malte sichtlich gut.

Später, in der Turnhalle, hat Rico sein neues Können angewendet und mit Admir  Schaukeln gebaut, zwei Tore zu einem Haus verbunden, einen Türöffner gebaut,… Sie haben sich gegenseitig geholfen und besonders Rico hat wieder sehr kreativ agiert. Schön zu beobachten, wie so ein kleiner Baustein, Kreuzknoten binden, zu solch großen Ideen anspornt. Die Mädels, Naomi, Nora und einige Freundinnen, haben sich derweil an anderen Knoten ausprobiert und waren sehr stolz, dass sie hinterher drei verschiedene Knoten machen konnten.

Sarah hat sogar herausgefunden, dass man einen der Knoten, den Doppelten Ankerstich, auch anders machen kann. Tolle Leistung, das hat sie dann den anderen direkt gezeigt. Auf den Zeichnungen auf dem Blatt zu erkennen, was man dann machen muss, war ganz schön schwierig, auch für mich. Das erfordert ein hohes Maß an systemischem und planendem Denken. Sarah konnte das besonders gut und hat dann wieder die anderen Kinder angeleitet und sie haben sich das bei Sarah abgeschaut. Malte hat dann zum Beispiel den „Rettungsknoten“ an Sarah ausprobiert und sie damit durch die Halle gezogen und Naomi hat den Mastwurf ausprobiert und eine Bank durch die Halle gezogen.

Anfangs meinte Malte zu mir: „Oh, ich dachte, du würdest das mit mir alleine machen.“ Mit meiner Antwort, dass alle mitmachen können, die Lust haben, konnte er aber gut leben. Er fand das richtig.

Beim nächsten Treffen haben wir in der Turnhalle Seilchen-Springen gemacht, und da waren nicht nur die Mädchen mit Feuereifer dabei. Hier konnte sich Nora besonders hervortun und den anderen zeigen und erklären, wie es funktioniert. Vor allem Rico war hinterher wieder stolz, es geschafft zu haben. Er hat, glaube ich, in den letzten Wochen am meisten lernen und mitnehmen können. Und das Schönste ist, dass ich ihn immer wieder dabei beobachte, wie er sein neu erworbenes Wissen für andere, ähnliche Dinge nutzt.
Malte war an diesem Tag eher schwierig. Er hatte zwar das Prinzip auch schnell verstanden, wollte aber nicht abwechseln. An diesem Tag war er sich wieder selbst der Nächste. Aber ich sehe es schon als Erfolg, wenn er kein aggressives Verhalten an den Tag legt.

Danach haben wir Schnürsenkel mit in die Turnhalle genommen. Bei all diesen Aktionen waren immer viel mehr Kinder beteiligt als nur meine fünf Kinder von der „Truppe“, meist sogar aus allen drei Gruppen. So auch diesmal. Wir haben uns die Schnürsenkel ums Bein gelegt und versucht, Schleifen zu binden. Naomi konnte es tatsächlich schon, was sie mir stolz gezeigt hat. Ich habe mir dann die interessierten Kinder auf den Schoß gesetzt, und ihnen das Schleife-Binden erklärt und gezeigt. Wieder hatten Rico und Pascal besonderes Interesse. Pascal konnte mir sogar sagen und zeigen, dass sein Papa die Schleife anders bindet. Mit seinen motorischen Schwierigkeiten fiel es ihm aber schwer, die Schleife selber zu binden. Was mich an ihm so begeistert ist, dass er sich davon nicht entmutigen lässt. Er hat an dem Nachmittag unermüdlich geübt und seinen Schnürsenkel tagelang wie einen Schatz gehütet. Da war er nicht der einzige. Mehrere Kinder, denen ich den Schnürsenkel geschenkt hatte, weil sie so großes Interesse hatten, haben noch lange damit im Kindergarten gespielt und die Schleifen weiter ausprobiert.

Diese Angebote waren übrigens alles Naomis Wünsche, die auch bei den anderen Kindern großen Anklang fanden.

Spontan kam mir dann eine Idee, wie man in Richtung Musik weitergehen kann: ich habe aus dem Schnürsenkel einen Notenschlüssel gelegt. Das haben besonders Malte und die Mädchen versucht nachzumachen. Sie hatten dann auch die Idee, etwas anderes zu legen, zum Beispiel ein Herz. Dabei habe ich ihnen dann erklärt, dass unser nächstes Thema die Musik sein wird.
Malte kam dann mit seinem Schnürsenkel noch mit in meine Gruppe und hat weitere Sachen gelegt, zum Beispiel ein Haus. Dann hat er noch Stifte und Radiergummi dazu genommen und ein Gesicht gelegt,… Er war sehr kreativ und lange beschäftigt.

Denkprozesse

So langsam gingen mir auch die Ideen aus, womit ich die Kinder nachmittags beschäftigen könnte. Es ist recht anstrengend, immer neue Aktionen parat zu haben, irgendwann stellen die Kinder auch Ansprüche und erwarten immer was Tolleres. Zum Glück gibt es ja Bücher und andere Kolleg*innen zum Austauschen. So saß ich dann mit Alexa, unserer Leiterin, in der Pause und sie erzählte mir von einem tollen neuen Bastelbuch. Daraus habe ich in kurzer Zeit schon mehrere Sachen gemacht, weil sie gut zu den Themen passten, zum Beispiel haben wir eine Schnur zwischen zwei Stühlen gespannt und aus Pfeifenputzern und Holzkugeln, Sachen die eigentlich immer da sind, balancierende Figuren gemacht.

Es war spannend zu sehen, wer welche Figur baut, wie sie aussehen, ob sie sich auf der Schnur halten können, wo man sie aufsetzen muss, damit sie nicht herunterfallen,… Da waren wieder die verschiedensten Denkansprüche gestellt:

  • Kausales Denken:
    Erkennen von Ursache und Wirkung: Wie muss ich die Figur auf die Schnur setzen, damit sie nicht herunterfällt.

  • Aneignendes Denken:
    Immer mehr Kinder haben den Bau der Figuren verstanden und ihr Wissen an das nächste Kind weitergegeben.

  • Forschendes Denken:
    Sarah und Rico haben neue Figuren gebaut und ausprobiert, ob sie halten.

  • Vernetztes, systemisches Denken:
    Malte hat erkannt, dass das Gewicht und die Position der Holzkugeln etwas mit dem Gleichgewicht zu tun haben.

  • Problemlösendes Denken:
    Wenn eine Figur nicht hielt, wurde so lange probiert, teilweise gemeinsam, bis das Problem gelöst war.

Und diese Denkprozesse waren mal nachahmend, zum Beispiel bei Timo, der ganz viele gleiche Figuren gebaut hat, und mal kreativ, so wie bei Rico. Bei diesem Angebot konnte man wirklich die einzelnen Arten von kognitivem Denken erkennen und beobachten. Spannend!

Siehe auch: Denken fördern!

Die jüngeren Kinder lagen daneben und haben fasziniert zugeschaut, und Eltern und ältere Geschwister haben beim Abholen auch noch mitgespielt und ausprobiert. Wir haben das nämlich im Flur ausgestellt und alle waren ganz begeistert von dieser simplen, aber an Lernprozessen reichen Idee. So konnten wir unsere Arbeit ein Stückweit transparent machen.

Da muss ich auch noch eine Anekdote von Rico erzählen. Er kam zu mir und fragte, ob er die Figuren verkaufen dürfte, er könnte noch Geld für den Urlaub gebrauchen. Ich habe ihm gesagt, er könnte es ja mal versuchen. Er saß dann daneben und hat gewartet. Ein paar Eltern habe ich dann von seinem Wunsch erzählt, und die hatten dann sofort Tipps für ihn, wie er seine Ware besser anpreisen könnte, zum Beispiel ein Schild schreiben oder die Eltern ansprechen. Ich weiß gar nicht, ob er tatsächlich was verkauft hat, ich hatte dann Feierabend. Aber ich weiß, dass er Spielsachen aus seinem Zimmer aussortiert hat und die auf unserer Kleiderbörse verkaufen möchte. Kluge Idee!

Dies und das

Zwischendurch habe ich aber auch ganz andere Ideen der Kinder aufgegriffen, da ich auch die spontanen Wünsche erfüllen wollte. Wenn das Interesse hoch ist, lernen die Kinder am meisten.

So fragte mich Malte an einem Tag, ob ich noch das „Steinchenspiel“ hätte. Das gehörte aber einer ehemaligen Kollegin, die das wieder mit nach Hause genommen hat. Wir haben dann kurzerhand aus Eierkartons eins selber gebaut. An dem Tag gab es  Pfannkuchen und unsere Köchin hat uns genügend Eierkartons zur Verfügung gestellt. Malte hatte genaue technische Vorstellungen, die wir dann gemeinsam umgesetzt haben. Er hat geplant, ich musste bauen. Dabei sprang er nur ein, wenn etwas nicht nach seinen Vorstellungen war. Danach haben wir es gespielt, die Regeln kannte er noch von früher. Rico kam später dazu und wieder konnte Malte beweisen, wie gut er etwas erklären und jemandem helfen kann. Dazu müsste man ihn viel öfter auffordern. Das habe ich im Laufe des Projektes immer wieder gemacht und gemerkt, wie gut ihm die Anerkennung tut.

Dann hat er nicht mehr nur die Rolle des Zankenden, Hauenden und Zerstörenden. Dann wird er auch um Rat gefragt und sein Wissen wird geschätzt.
Das sind die für ihn so wichtigen positiven Erfahrungen.

Eines Tages kam Nora mit einem Piratenbuch zu mir, aus dem sie mir und anderen Kindern vorgelesen hat. Nachdem ich es gelesen hatte und die Jungs spontan eine Schatzkarte gemalt hatten, kamen wir auf die Idee, eine Schatzsuche zu machen.
Eine Keksdose war die Schatzkiste und ich sollte sie füllen, ohne dass die Kinder den Inhalt kannten (Plätzchen, Popcorn und kleine Plastik-Insekten zum Spielen). Ich habe die Kiste dann im Kindergarten versteckt und an einem gemeinsamen Treffpunkt gab es Hinweise, wie zum Beispiel: „Die Schatzkiste ist in einem Raum mit drei Fenstern versteckt.“ Dann zogen alle los und haben gesucht. Wenn sie nicht weiterkamen, gab es den nächsten Hinweis,… Da konnten Nora, Malte und Pascal ihr Denkvermögen unter Beweis stellen. Sie haben die Schätze gefunden.

Zwischendurch, wenn Malte besonders auffällig war, habe ich auch etwas mit ihm alleine gemacht. Er schreibt zum Beispiel gerne am Computer. Manchmal mache ich ihm den Laptop in unserer Gruppe an und er schreibt einfach eigenständig etwas, während ich die Gruppe ausfege oder neben ihm schriftliche Arbeiten erledige. Er hat dann immer wieder Fragen, wie etwas geschrieben wird. Damit kann er sich sehr ausdauernd beschäftigen und zeigt dabei eine hohe intrinsische Motivation.
Letztens hat er mich gerufen und gezeigt, was er alleine geschrieben hatte, nämlich Mama und Papa, Oma und Opa und die Namen seiner Geschwister und seinen eigenen. Das kann er schon länger, das und auch andere Namen haben wir geübt. Er hat sich aber einen weiteren Schwierigkeitsgrad ausgedacht: Er hat alles rückwärts geschrieben: AMAM, APAP, usw.  Das erfordert ein hohes Maß an kognitivem Denken. Er musste genau überlegen, welcher Buchstabe kommt an welche Stelle, denn der Computer schreibt immer von links nach rechts. Das hat er im Kopf gemacht, er hatte es nirgendwo vorgeschrieben. Das habe ich dann auch dem Kollegen in der Räubergruppe gezeigt und wir waren beide beeindruckt.

Teilweise macht er auch sehr entspannt bei Angeboten in unserer Gruppe mit, wie beispielsweise beim Morgenkreis oder er kommt zum Nachtisch essen rüber. Oder er hilft uns beim Müll raus bringen, beim Küchendienst oder dabei, Farbe von den Fenstern abzukratzen. Das scheint für ihn eine willkommene Auszeit zum Stress in der Räubergruppe zu sein, in der die ältesten Kinder sind. Dort muss er sich immer profilieren und beweisen, was er in der Strolchengruppe (den mittelalten Kindern) nicht braucht.

In dem tollen Bastelbuch war auch eine einfache Panflöte aus Strohhalmen, die wir dann auch nachmittags in meiner Gruppe gebaut haben. Ich weiß nie, ob Kinder kommen oder wer kommt. Das Angebot ist für alle offen und es wird sehr unterschiedlich genutzt. Diesmal waren es Rico und Malte, die nach den Fotos aus dem Buch und mit ganz wenig Anleitung die Panflöte gebaut haben. Rico bringt sie oft mit in den Kindergarten und macht damit leise Musik, meist wird er dabei von den anderen Kindern bewundert. Es wundert mich, dass noch keiner zu mir gekommen ist und auch eine bauen wollte. Vielleicht kommt das noch.

Vorbereitung auf unser letztes Thema: Musik

Nach Absprache im Team habe ich mich mit Ellen, unserer Fachfrau für Musik, an einem Nachmittag getroffen und wir haben gemeinsam überlegt, wie und wann wir unser Musikprojekt angehen wollen. Sie will mir da mit Rat und Tat zur Seite stehen, weil ich mich in diesem Bereich kaum auskenne.

Von Alexa hatte ich schon den Hinweis bekommen, mich mal im Internet umzusehen, auf „Notenmax.de“. Zwei Stunden habe ich mich damit beschäftigt und konnte ein paar Sachen lernen und Ideen für unser Projekt gewinnen. Schade, dass in unserer Einrichtung der Empfang des Internets in den Gruppen schwierig ist, sonst würde ich das Programm gerne mit einbauen. Mal sehen, ob ich das hinbekomme. Bei Computern bin ich auch nicht so die Expertin und brauche manchmal Hilfe. Aber ich würde gerne auch dieses  Medium mehr nutzen.

Bisher waren die Angebote meistens so, dass viele Kinder die Möglichkeit hatten, daran teilzunehmen oder davon zu profitieren. Diesmal wollte ich bewusst nur meine fünf Kinder von der „Musiktruppe“ dazu nehmen, damit wir uns mal besonders intensiv mit einem Thema beschäftigen können. Das geht mit einer kleineren Gruppe besser. Da war Ellen schon mal mit mir einer Meinung.

Pascal, der sich das Thema Musik ursprünglich gewünscht hatte, hatte die folgenden Ideen:

    • Musik hören,
    • Musikinstrument spielen (Gitarre und Trommel),
    • Singen,
    • Tanzen und
    • ein Lied aufnehmen.

Darauf haben Ellen und ich unsere Planung gegründet, wobei wir auch die derzeitigen Interessen wie zum Beispiel Lesen lernen mit einbezogen haben und natürlich jederzeit offen sind für spontane andere Ideen der Kinder.

Schließlich weiß man nie, wohin ein Projekt führt, aber man braucht trotzdem ein

Konzept:

    • Zum Einstieg könnte ich nachmittags weitere Musikinstrumente oder Noten mit den Kindern basteln.
    • Wir wollen Pascal fragen, ob er ein Lieblingslied hat, und uns dieses näher anschauen und singen. Damit respektieren wir insbesondere seine Wünsche.
    • Wir wollen heraushören, ob das Lied langsam oder schnell ist und die entsprechenden Noten dazu legen und basteln. Da sich die Kinder im Moment sehr für Lesen und Schreiben interessieren, dachte ich, es wäre eine besondere Herausforderung, Noten und deren Buchstaben in unser Projekt mit einzubinden.
    • Wir wollen die Buchstaben zu den Noten kennen lernen und das Lied auf dem Xylofon nachspielen, da dort die Buchstaben aufgemalt sind. Trommeln und Gitarre könnten begleiten. Hier stehen wieder die Wünsche von Pascal im Vordergrund.
    • Wir wollen selber Noten zusammenstellen und experimentieren, vielleicht kommt ein eigenes Lied dabei heraus. Mich würde interessieren, auf welche Ideen sie gemeinsam kommen, was sie können und wie weit ihre Experimentierfreude geht. Das stelle ich mir am Spannendsten vor.
    • Wir wollen uns dazu bewegen und tanzen. Musik ist immer auch mit Bewegung verbunden, egal ob beim Musik machen oder beim Tanzen nach Musik, ohne geht’s nicht. Mal schauen, was sie da für Ideen haben, und für Pascal wäre es eine zusätzliche motorische Förderung, mit einem Element, das ihm besonders gefällt.
    • Wir wollen das Ergebnis filmen und zusammen anschauen. Vielleicht kann man es später auch den Eltern zeigen. Die Kinder sehen sich selbst immer gerne auf dem Fernsehbildschirm und können vielleicht auch stolz auf ihr Ergebnis sein. Und die Eltern können sehen, was in ihren Kindern steckt.

Das ist unser Plan, mal sehen, was tatsächlich passiert!

Mit Pascal habe ich mich dann zusammengesetzt und ihn gefragt, ob er ein Lieblingslied hat, mit dem wir uns beschäftigen sollen. Er hatte so gar keine Ideen, so dass ich spontan mit ihm in die Strolchengruppe gegangen bin und alle unsere Liedkarten rausgesucht habe, die wir im Morgenkreis benutzen. Das waren viele, passend zu allen möglichen Anlässen und Jahreszeiten. Daraus konnte sich Pascal dann drei aussuchen. Das war seine Auswahl:

  • „Happy Birthday“

  • „Ich hol mir eine Leiter und stell sie an den Apfelbaum“

  • „Piratenlied“

Ellen hatte dann die Idee, diese Lieder und unsere Planung in eine Geschichte zu verpacken. Mit Malte habe ich dann noch Kärtchen gebastelt, auf denen die Buchstaben und die passenden Noten gemalt sind. Die habe ich bewusst nicht mit Pascal gemacht, weil ihm diese feinmotorischen Arbeiten sehr schwer fallen und ich ihn nicht entmutigen wollte.

Eigentlich sollte es Mitte Februar losgehen, aber wie das halt so ist, waren zu dieser Zeit viele Kinder krank und auch das Personal war nicht vollständig, so dass wir das Projekt erst mal verschieben mussten. Wenn die Kinder fehlen und auch wir Erzieherinnen immer im Hinterkopf haben, dass nicht genügend Leute in der Gruppe sind oder dass die Zeit drängt, ist die Arbeit für alle wenig befriedigend. Wenn dann möchte ich es ordentlich machen, so dass alle etwas davon mitnehmen, und nicht mal eben schnell erledigen.

Wir haben jedoch am 17. Mai Sommerfest mit dem Motto: „Wir feiern Geburtstag! 20 Jahre Botzeknööfe“. Da kam uns die Idee, aus unserem Musikprojekt auch ein Bühnenprogramm zu machen. Passenderweise hat sich Pascal ja das „Happy Birthday“-Lied ausgesucht. Mal sehen, was die Kinder davon halten.

Ausflug in eine Ausstellung

Während der Musikprojektwoche war auch ein Ausflug nach Düsseldorf in die Mitmachausstellung Akki geplant, zum Thema Sprache. Der Titel lautete „Hää?“ Mit den Vorschulkindern waren wir dann da. Nach einer kleinen Einweisung konnten die Kinder vieles entdecken:

  • die Rohrpost, um Mitteilungen zu verschicken

  • verschiedene Stationen, um Geheimschriften zu entziffern oder selber zu entwerfen

  • eine Nachvertonungsstation, an der Figuren aus einem Film eine Stimme bekamen

  • Flüsterschüsseln, mit denen man sich über große Entfernung unterhalten konnte

  • ein Echogerät, das die Worte wiederholt hat

  • das Schreiben und Drucken von Buchstaben mit Licht, auf eine fluoreszierende Wand

  • spiegelverkehrt schreiben

  • in der Tonstation auf den Klang von Stimmen horchen

Vieles kann zu Sprache werden, um seinen Mitmenschen etwas mitzuteilen. In der Mitmachausstellung gab es viele Möglichkeiten, den Umgang mit Sprache auszuprobieren, zum Beispiel auch nonverbal oder wie Sprache zur späteren Verwendung verwahrt werden kann oder wie man die Stimme verändern, verzerren kann.

Die Kinder haben vieles ausprobiert, besonders die Leuchtwand, die Rohrpost und das Tonstudio, wo sie den „Monstern“ ihre Stimme gaben.

Malte war sehr von den verschiedenen Möglichkeiten fasziniert, Geheimsprache zu entwickeln oder zu entziffern. Rico hat sich mit dem Tonstudio lange beschäftigt und sich überlegt, was die „Monster“ wohl machen und sagen können. Pascal hat sich auch besonders lange am Tonstudio aufgehalten und sich sprachlich ausprobiert. Dabei hat er nicht gestottert, er hat die Stimme verstellt und war dadurch nicht mehr er selber. Das habe ich schon öfter bei ihm festgestellt. Er lässt sich nicht unterkriegen. Nora war leider krank, und weil Naomi noch kein Vorschulkind ist, war sie auch nicht dabei.

Reflexion zwischendurch

Ich bin ein bisschen traurig, dass ich das Musikprojekt verschieben musste, hoffe aber, dass es noch zu einem schönen Abschluss kommen wird.

Ich fand die vergangenen Monate sehr spannend und aufregend, besonders diese vielen verschiedenen Angebote im Nachmittagsbereich, die haben sich wirklich bewährt. Wie viele Kinder da beschäftigt und fasziniert waren! Nicht nur die Kinder meiner „Truppe“ konnten ganz viel lernen und mitnehmen, wir hatten alle so viel Spaß! Ständig kamen neue Ideen, teils von den Kindern, teils von mir oder von Kolleg*innen und aus Büchern.

Für die Gesamtgruppe habe ich mein Ziel auf jeden Fall erreicht.
Mit Malte war die Zeit teilweise schwierig. Oft konnte ich ihn aber gut beschäftigen, er hatte Erfolgserlebnisse und die anderen Kinder konnten mal andere Seiten an ihm kennen lernen. Er konnte sich bei den jüngeren Kindern in der Strolchengruppe etwas entspannen.

Er ist auf jeden Fall in einigen Bereichen weiter als andere Kinder in seinem Alter, sein Sozialverhalten bessert sich deutlich, wenn er nicht unterfordert ist, aber es verschwindet nicht ganz, was wohl darauf hindeutet, dass er noch andere Probleme haben könnte.

(Siehe: Dauerfrustration wegen Unterforderung und Unverständnis)

Wir bemühen uns im kompletten Team, ihm das Leben in unserer Kita zu erleichtern und ihm viele schöne Momente zu geben. Aber vor allem braucht er weiter Unterstützung in Konfliktsituationen, klare Regeln und Grenzen, Anerkennung und Wertschätzung.

Pascals Selbstvertrauen konnte in den letzten Wochen weiter wachsen und er stottert kaum noch. Sein Thema Musik steht noch aus.

Rico hat sich in den letzten Wochen bestimmt nicht gelangweilt, es gab immer was Spannendes zu tun und ich amüsiere mich jetzt noch, wenn ich daran denke, wie er die Pfeifenputzer-Figuren verkaufen wollte, um mehr Geld für den Urlaub zu haben. Ideen muss man haben! Er konnte seine Kreativität oft unter Beweis stellen.

In den letzten Wochen konnte ich Nora auf jeden Fall besser kennen lernen. Die Bücher mit den Großbuchstaben sind bereits besorgt, jetzt muss Nora wieder gesund werden, dann können wir mit dem Lesen starten.

Da Naomi jünger als die anderen Kinder ist, hatte ich manchmal Sorge, dass sie mit den anderen Kindern nicht mithalten kann und sie die Angebote weniger interessant findet. Aber das Gegenteil war der Fall. Sie hatte an allem großes Interesse und hat ihrem Freundeskreis viel erklären und beibringen können.

Aussichten

Ich möchte das Musikprojekt auf jeden Fall noch machen und vielleicht gibt es eine Aufführung zum Sommerfest.

Am Schluss bleibt dann noch die Aufgabe, den Kindern etwas für ihr Portfolio mitzugeben. Ich habe viele Fotos gemacht, die ich den Kindern auf jeden Fall geben möchte. Wir könnten eine Fotoausstellung im Flur machen, wo die Kinder noch ihre Kommentare dazu schreiben, damit machen wir unsere Arbeit für die Eltern transparent. Wir könnten den Film im Flur laufen lassen, einen Elternbrief verfassen, … Den Abschluss werde ich mit den Kindern gemeinsam überlegen.

Ich möchte auf jeden Fall mit den Angeboten im Nachmittagsbereich weitermachen, die haben sich absolut bewährt. Die Kinder sind mit interessanten Dingen beschäftigt, weniger sich selbst überlassen und haben viel Spaß. Ich möchte weiterhin aufmerksam beobachten, was sie gerade interessiert und darauf reagieren.

So habe ich mir überlegt, als Nächstes eventuell einen Lese- und Schreibkurs anzubieten. Ich habe Bücher mit Großbuchstaben besorgt, so dass interessierte Kinder einfacher lesen können oder vielleicht können wir ein Buch selber schreiben, …

(Siehe auch:
Früh Lesen lernen und
Erzieherinnen unterstützen Kinder beim Lesen / Schreiben lernen und
Kinder schreiben Bilderbücher.)

Bis auf Naomi und wahrscheinlich Pascal kommen alle im Sommer in die Schule. Bis dahin möchte ich sie weiter betreuen und fördern.

Malte hat es weiter schwer

Malte ist jetzt 6;1 Jahre alt und besucht als Vorschulkind nun die Räubergruppe. Maltes Verhalten im sozialen Bereich ist nach wie vor sehr auffällig. Wir sind auch seit langem  in engem Kontakt mit den Eltern, was ich hier aber ausblende.
Malte verstößt weiterhin gezielt gegen die Regeln des Kindergartens, indem er zum Beispiel Schimpfwörter grölt, mit Steinen schmeißt, Kinder mit Stöcken schlägt, vom Baum runter pinkelt, die Kaninchen mit Steinen und Sandspielsachen bewirft, über den Zaun klettert oder Spielzeug über den Zaun wirft.

Es kommt ganz auf seine Tagesverfassung an und darauf, mit welchen Kindern er zusammen ist. Oft kann man seine negativen Tätigkeiten in positive umwandeln, wenn man seinen Ehrgeiz oder sein Interesse wecken kann. So haben wir das Beschmeißen der Kaninchen mit Steinen als Tierquälerei besprochen und gemeinsam erarbeitet, wie man den Tieren etwas Gutes tun kann. Er hat dann den ganzen Tag verschiedene Pflanzen für sie gesammelt und ausprobiert, was sie am liebsten fressen.
Oder nach dem Pinkeln und Pupsen habe ich ihn gefragt, ob er das auch auf Kommando kann. Das ging nicht, aber ich könnte ihn ja andere Sachen auf Kommando machen lassen, zum Beispiel Handstand, Weitspringen, Hochspringen, Purzelbaum,… Da hatte ich seinen Ehrgeiz gepackt und er wollte mir beweisen, was er schon alles kann.

Oder wir haben, nachdem er die Kinder beim Spiel mit Stöcken auf den Kopf gehauen hatte, die Stöcke zu Schreibgeräten umfunktioniert und damit ganze Wörter in den Sand geschrieben. Er war stolz, dass er die Wörter lesen konnte. Wenn er Hilfe brauchte, hat er gefragt, was das für ein Buchstabe ist (das „D“ kannte er nicht) und ich habe ihm Besonderheiten erklärt, wie zum Beispiel „SCH“ oder Doppelbuchstaben. Geschrieben habe ich beispielsweise „Mond“, „Sonne“, „Schiff“, „Wasser“, „Mund“ oder „Nase“. Andere Vorschulkinder gesellten sich dazu und machten auch mit. Sie konnten noch nicht lesen, aber Malte hat die Wörter sogar auf dem Kopf stehend lesen können und die anderen Kinder damit beeindruckt.

Auch bei einem Ausflug zur Feuerwehr ist mir aufgefallen, dass er sich Zeit genommen hat, die Namensschilder über den Spinden der Feuerwehrleute zu lesen. Er hat wirklich großes Interesse an Buchstaben. Sein Vater erzählte mir, dass Malte bei Autofahrten im Vorbeifahren Sachen liest und dann fragt, ob das richtig ist.

Nach Ausflügen wie zur Feuerwehr oder zu Schloss Burg ist er anschließend oft völlig überdreht und man bekommt ihn kaum gebändigt. Da scheint er nicht zu wissen, wohin mit seiner Energie, das sollte dann noch nachbereitet werden, vielleicht in Form von Büchern oder Gesprächen, falls die Kinder dazu überhaupt noch in der Lage sind. Bei den Ausflügen selber benimmt er sich recht ordentlich. Da ist er abgelenkt und interessiert.

Er hat aber auch Tage, an denen er sehr zugänglich und hilfsbereit ist.

Dann bringt er Müll mit raus, repariert Türen, wartet geduldig, bis er mit Laufrad fahren dran ist, hört stundenlang konzentriert dem Fällen von Bäumen in der näheren Umgebung zu oder spielt intensiv mit Autos.
Außerdem hat Malte ja schon seinen festen Platz als „Schuldiger“. Ein Kind ist über eine Wurzel gestolpert und Malte hat ihm aufgeholfen. Da sagt das Kind: „Der Malte hat mich geschubst!“ Nach Aufklärung der Sachlage war das Kind so verblüfft, dass es nichts mehr sagen konnte.
Oder nachdem Malte so geduldig auf das Laufrad gewartet hatte, habe ich auch kontrolliert, dass die anderen Kinder es ihm wirklich gegeben haben. Die sind nämlich nicht wiedergekommen – und wenn sich Malte sich dann sein Recht mit Gewalt genommen hätte, wäre er wieder ausgeschimpft worden.

Aber er bleibt eine Gefahr für sich und seine Umwelt! Ein Erzieher der Räubergruppe hat daher mit Malte ein besonderes System aufgebaut. Der Kollege kommt aus dem heilpädagogischen Bereich und hat dort ein Punktesystem kennen gelernt, mit dem man positive Handlungen verstärken kann. Malte hat jetzt eine magnetische Tafel, an die er sich bei Fehlverhalten selber Punkte machen muss. Alle Erzieher wissen Bescheid: Wenn er vier Punkte gesammelt hat, erfolgt eine Konsequenz, die gemeinsam erarbeitet wird. Wenn er aber etwas Positives macht, zum Beispiel sich entschuldigen, jemandem helfen,… dann kann er diese Punkte wieder abarbeiten. So lernt er, dass positive Taten auch entsprechende Effekte haben. Er hat mir schon stolz erzählt, wenn er keine Punkte mehr hatte. Aber er kann eben nicht immer aus seiner Haut und muss noch viel lernen. Das System zeigt aber erste Erfolge und wir werden es weiter ausprobieren. Auch mit Rico probiert mein Kollege es aus.

Letztens haben sie für Malte eine „Warme Dusche“ gemacht, jedes Kind der Räubergruppe sollte zu ihm etwas Gutes sagen. Er konnte es annehmen, aber er war bis zum Ende nervös, weil er nicht wusste, was auf ihn zukam.

Vielleicht fehlen ab und zu auch die passenden Spielpartner.

Siehe: Spielgefährten und Freunde hoch begabter Kinder

Eine Kollegin hatte an einem Tag in den Ferien ihren neunjährigen Sohn dabei, der mit Malte und anderen Kindern toll als Gruppe gespielt hat. Er war der Anführer und Malte  konnte sich gut unterordnen, das Spiel funktionierte sehr harmonisch, bis Admir dazu kam. Er hat die Anweisungen sprachlich und kognitiv nicht verstanden und der Sohn meiner Kollegin war mit der Streitschlichtung überfordert. Admir hat dann ständig gestört, was Malte wieder zu aggressiven Handlungen verleitete.

Anmerkung der Kursleitung:
Hier kann man 1. erste Keime für die Ablehnung von Kindern erkennen, die in der Umgebungssprache nicht mithalten können und aus dieser Dauerfrustration aggressiv reagieren (ständig stören); 2. erlebt Admir sowohl sein sprachliches Nicht-Verstehen, um was es gerade geht –  obwohl er doch mitmischen und dazu gehören möchte, und dann kommt obendrauf noch die folgende Ablehnung durch die anderen Kinder.

Nun möchte ich Malte in der „Musik-Truppe“ adäquate Spielpartner bieten, die ähnliche Interessen haben und auf einem ähnlichen Niveau handeln. Er kann sehr ehrgeizig sein, aber auch schnell aufgeben, wenn etwas nicht in seinem Sinne funktioniert. Dann grenzt er sich ab oder fängt an, zu stören und den Clown zu spielen.
Daher ist mein Ziel für Malte, dass er an dem Musikprojekt durchgehend teilnimmt und dass er ein Musikstück beim Sommerfest aufführt.

Pascal ist jetzt 5;7 Jahre alt und ist in der Räubergruppe. Als Kann-Kind macht er bei den Aktivitäten der Vorschulkinder mit, bis seine endgültige Einschulung geklärt ist. Pascal überrascht mich immer wieder mit guten Kenntnissen im Rechnen oder mit dem Erkennen von Buchstaben, so dass ich trotz seiner motorischen Probleme eine frühere Einschulung mit den Kollegen diskutiert habe.
Beim Abwägen des Für und Wider haben wir die Idee mit der Empfehlung zur früheren Einschulung gemeinsam mit Nein beantwortet.

Ich erinnere mich auch noch an sein auffälliges Verhalten beim letzten Sommerfest, wo er jeden, der ihn angesprochen hat, entweder beschimpft hat oder sogar aggressiv, handgreiflich angegangen ist. Selbst Papa und Oma konnten kaum zu ihm durchdringen, er war mit der Situation völlig überfordert.
Daher ist mein Ziel für Pascal: Das Thema Musik war sein Wunsch und ich möchte, dass er am gesamten Projekt teilnimmt und die Aufführung auf der Bühne beim Sommerfest mitmacht.

Rico ist inzwischen 6;1 Jahre alt und auch ein Vorschulkind der Räubergruppe. Bei ihm ist mir in letzter Zeit besonders aufgefallen, dass er kein „Teamplayer“ ist, sondern ein „Einzelkämpfer“. Er hält sich ungern an Regeln und geht oft seine eigenen Wege. Dabei hat er teilweise auch sehr kreative, eigene Ideen, um Probleme zu lösen. Damit könnte  er der Gruppe manchmal helfen, wie zum Beispiel bei „Mut tut gut“. Da sollten die Kinder von einer Ecke in die andere gelangen, ohne den Boden zu berühren und ohne zu sprechen. Als Hilfsmittel hatten sie Zeitungen. Rico hatte zwar die Idee, sich auf die Blätter zu stellen, konnte aber nichts zur gemeinschaftlichen Lösung beitragen. Er dachte nur an sich selbst.

Dann habe ich noch sprachliche „Besonderheiten“ entdeckt, wie zum Beispiel: „Liest du mir das Buch an?“ anstatt „vor“. Er benutzt öfters so falsche Formulierungen.
Ich möchte Rico gerne weiter in meine „Truppe“ integrieren und ihm Raum für seine teils ungewöhnlichen Ideen geben. Mein Ziel für Rico ist die Teilnahme am Projekt in der Gruppe und dass seine Ideen auf der Bühne vorgetragen werden.

Auch Nora ist mit ihren 5;9 Jahren ein Mitglied der Vorschulkinder in der Räubergruppe. Sie ist selten da und wenn sie mal da ist, wird sie zu sehr unterschiedlichen Zeiten gebracht und abgeholt, so dass es schwierig ist, sie in das Projekt zu integrieren. Sie zeigt immer noch großes Interesse an Buchstaben und Zahlen und ich habe für sie extra Bücher mit Großbuchstaben angeschafft. Wenn sie da ist, kommt sie nachmittags gerne und liest und schreibt mit Hilfe dieser Bücher. Aus diesem Grund habe ich Buchstaben und Noten Lesen in das Musikprojekt mit aufgenommen, denn auch Malte und Pascal zeigen großes Interesse daran.
Deswegen habe ich auch für Nora das Ziel, dass sie am Musikprojekt teilnimmt und beim Sommerfest vielleicht ein Musikstück auf der Bühne aufführt.

Die Jüngste, Naomi, ist jetzt 4;9 Jahre alt. Sie ist auch in der Räubergruppe und gut integriert. Sie hat feste Freundinnen und ist in dieser Gruppe in ihrer Entwicklung voraus. Sie zeigt auch Interesse an Buchstaben und ist feinmotorisch schon besonders fit, was sie zum Beispiel beim Projekt-Teil „Knoten und Seile“ unter Beweis stellen konnte. Da fungierte sie schnell als Expertin und konnte den anderen Kindern Gelerntes vormachen und erklären. Ich bin daher gespannt, ob sie trotz ihres jungen Alters bei der „Musik-Truppe“ mithalten kann, da die Anforderungen jetzt höher werden.
Daher ist mein Ziel für Naomi auch die Teilnahme am Musikprojekt und dass sie beim Sommerfest mit auftritt.

Jedes Kind durfte sich ja nach seinen Interessen ein Thema aussuchen und Pascals  Thema „Musik“ stand noch aus. Eigentlich wollte ich schon in der letzten Praxisarbeit das Projekt der „Musik-Truppe“ beschrieben haben, aber wir waren bisher über die Vorbereitungen nicht hinaus gekommen.

Der 1. Tag mit der Musik

Unser erstes Treffen fand im April in der Turnhalle statt, die normalerweise für musikalische Projekte genutzt wird. Meine Kollegin Ellen und ich haben verschiedene Xylophone aufgebaut, Trommeln, Triangel, Klanghölzer,… und Teppichfliesen ausgelegt, auf denen wir uns erst mal treffen und besprechen wollten, was wir in dieser Woche vorhatten. Leider waren Rico und Pascal krank, so dass wir nur mit drei Kindern da saßen. Spontan hatten wir uns dann für den nächsten Tag überlegt, weitere musikbegeisterte Kinder dazu zu nehmen, um eine richtige „Truppe“ zum gemeinsamen Musizieren zusammen zu bekommen.

Die drei Kinder hatten dann erst mal Zeit, die Instrumente kennen zu lernen und auszuprobieren. Alle Kinder dieses Projektes nehmen auch an der Musikalischen Früherziehung teil, die in den Räumen unserer Kita stattfindet, so dass sie schon einige Erfahrungen hatten. Sie konnten dann erst mal einfach alles ausprobieren und sich frei entfalten, um zu sehen, wo die Interessen liegen.
Malte zum Beispiel hat die Metallteile des Metallophons (genauso gebaut wie ein Xylophon, aber mit Klangflächen aus Metall) gegen die Hand geschlagen und festgestellt, dass dabei kaum ein Ton entsteht.
Nora hat herausgehört, dass sich die verschiedenen Xylophone auch unterschiedlich anhören, da sie aus unterschiedlichen Materialien sind und auch unterschiedlich groß. Naomi hat „Alle Hasen hoppeln“ vor sich hin gesungen und dazu verschiedene Töne angeschlagen.

Nachdem Ellen und ich erklärt hatten, dass sich Pascal ein Geburtstagslied ausgesucht hatte, haben die Kinder noch „Wie schön, dass du geboren bist“ und „Viel Glück und viel Segen“ gesungen. Ellen hat dann auf der Flöte ein Frühlingslied gespielt und von der CD ein gesprochenes Lied, einen Rap, vorgestellt, um die Vielfalt von Musik zu demonstrieren. Naomi hat direkt mitgewippt, da merkt man wieder, wie sehr Musik auch mit Bewegung zu tun hat. Es braucht Bewegung, um Musik zu produzieren und Rhythmus regt zu Bewegung an.

Die Kinder wollten ja nicht nur selber Musik machen, sondern auch Musik hören! Ellen  hat dann noch verschiedene Geburtstagslieder auf der Flöte vorgespielt und die Kinder raten lassen, um welche es sich handelt. Das haben alle schnell rausgehört, so kann das musikalische Gehör geschult werden.
Die Kinder waren dann ganz begierig, diese Lieder auf den Instrumenten zu spielen. Sie haben es versucht, waren aber mit dem Ergebnis nicht zufrieden. Sie wollten es richtig spielen, so dass man es erkennt, und nicht mitsingen und einfach irgendwo draufschlagen. Malte hat sich deshalb gleich ganz geweigert, etwas vorzuspielen.

Daher hat Ellen die Noten als Buchstaben in das Buch geschrieben und ich habe sie zum Abgucken für die nächsten Tage groß auf eine Pappe geschrieben. So hatten wir schon einen Plan, was wir weiter machen wollten.
Danach haben die Kinder noch verschiedene Trommeln ausprobiert und Naomi meinte, dass sich das leichte Trommeln mit einzelnen Fingern anhört wie krabbelnde Ameisen und Malte war der Meinung, dass es sich anhört wie Regen.

Ellen hatte bei einer Aufführung mal Trommeln aus Eimern gesehen, die sich Kinder vor den Bauch gebunden hatten. Diese Idee gefiel den Kindern so gut, dass ich für den nächsten Tag Eimer und Seile besorgt habe, um solche Trommeln bauen zu können. Damit wollten wir dann auch eine Aufführung auf der Bühne machen, haben wir mit großem Jubel beschlossen.

Der zweite Tag

Am zweiten Tag haben wir uns im Nebenraum der Strolchengruppe getroffen, weil die Turnhalle besetzt war. Ich habe noch drei weitere, besonders musikinteressierte Kinder mit eingeladen, die auch gerne mitmachen wollten: die Zwillinge Kira und Sina aus der Räubergruppe (4 Jahre) und Lotta aus der Strolchengruppe (auch 4 Jahre). Pascal fehlte immer noch.
Bevor wir mit dem Bau der Trommeln begonnen haben, hat uns Ellen zur Einstimmung ein Frühlingslied auf der Flöte vorgespielt, was die Kinder sofort wieder erkannt haben.
Wir haben uns dann die Eimer näher angeschaut und überlegt, wie sie bearbeitet werden müssen, damit man sie als Trommeln nutzen kann. Nora hat sie einfach zwischen die Beine geklemmt und festgestellt, dass sie dann wegrutschen. Malte meinte, wir brauchen einen Gürtel. So waren die Kinder selber beim Lösen der Probleme beteiligt. Wir haben dann mit einer Säge erst mal die Henkel abgemacht und dann mit einem Bohrer Löcher hinein gemacht. Durch die Löcher haben wir ein Seil gezogen und dann bei jedem Kind abgemessen, wie lang es sein muss. Das Seil riffelte sich auf und ging schwer durch die Löcher. Wir haben dann einen Trick angewandt, den ich aus meiner Zeit als Schaufensterdekorateurin kannte: wir haben die Enden mit einem Feuerzeug angeflämmt, so dass sie zusammenklebten. Davon waren die Kinder fasziniert.

Jedes Kind konnte an seinem eigenen Eimer bauen und Malte hat zusätzlich noch beim Bearbeiten der Schnur geholfen. Malte und Rico haben auch noch viele Fotos gemacht, um unser Projekt festzuhalten. Schließlich wollen die Kinder den Eltern hinterher zeigen, was sie alles geleistet haben, und ins Portfolio kommen die Fotos auch.

Am Ende haben wir uns die Trommeln umgeschnallt und sie ausprobiert. Jedes Kind  erst mal für sich alleine, damit sich die Phantasie frei entfalten konnte:
Sina und Kira haben Geburtstagslieder gesungen und dabei im Takt getrommelt,
Nora hat ihren eigenen Rhythmus gefunden und mit Klatschen verbunden,
Malte hat einen Rhythmus mit verschiedenen Lautstärken entwickelt und
Rico hat mal schnell und mal langsam gespielt.

Danach haben alle ihre Ideen vorgestellt, es war wie eine kleine Aufführung. Wir nehmen die Kinder ernst und berücksichtigen ihre Vorschläge. Das stärkt ihr Selbstbewusstsein. Die Kinder waren stolz auf ihre Ideen und wir haben versucht, sie gemeinsam zu spielen.
Die Kinder kamen zu der Meinung: Wenn alle den gleichen Rhythmus spielen, hört es sich besser an. Und schließlich wollen wir ja gemeinsam als Gruppe auftreten.
Daher haben wir dann beispielsweise die Idee von Nora ausprobiert: zweimal trommeln, einmal klatschen. Das klappte sofort. Oder ein Geburtstagslied singen und dabei im Takt trommeln, das ging auch. Dann hatte Rico noch die Idee, dabei vor und zurück zu gehen, was auch geklappt hat. Leider war im Nebenraum für solche Experimente eigentlich zu wenig Platz, deshalb haben wir das Trommeln verschoben, bis wir wieder die Turnhalle nutzen konnten.
Die Mädchen hatten aber noch einen anderen Wunsch: Die Eimer sind einfach nur schwarz bzw. blau und so wollten sie sie gerne noch verschönern. Das haben wir dann am dritten Tag gemacht, auch wieder im Nebenraum der Strolche.

Dritter Tag

Zum Verzieren eigneten sich die Klebefolien, die wir in vielen Farben vorrätig haben. Die Kinder konnten nach ihrem Geschmack Schneiden und Kleben. Manche haben den Eimern ein Gesicht aufgeklebt oder einfach nur verschiedene Formen ausgeschnitten und aufgeklebt. Da waren der Phantasie wieder keine Grenze gesetzt. Besonders die Mädchen hatten daran viel Spaß, aber auch Malte und Rico waren intensiv damit beschäftigt, den Trommeln ihre eigene Note zu geben. Pascal fehlte und bei Lotta  machte sich der Altersunterschied doch bemerkbar, sie wollte dann auch als erste gehen.
Das war an diesem Tag aber die zweite Aktion, die wir gemacht haben, nämlich erst, nachdem die Konzentration nachließ.
Begonnen haben wir an diesem Tag mit dem „Notenlesen“! Ellen war nicht da, hatte mir aber zur Vorbereitung die Buchstaben, die auf dem Xylophon standen, ins Liederbuch übertragen. Diese habe ich dann in der richtigen Reihenfolge auf eine große Pappe geschrieben, so dass sie für alle Kinder zum Abgucken geeignet waren.
Wir haben uns für die Buchstaben entschieden, weil zum einen zu wenig Zeit war, um richtige Noten zu lernen und zum anderen das Interesse an Buchstaben so groß war. Für die Notenzeichen hätte ich außerdem Ellens Hilfe gebraucht. Vielleicht kann ich das bei Interesse an einem späteren Zeitpunkt noch nachholen.

So hatte ich dann im Nebenraum wieder einige Xylophone aufgebaut, und die Kinder konnten das Lied „Happy Birthday“ oder „Viel Glück und viel Segen“ nach Buchstaben nachspielen. Malte und Nora waren daran erwartungsgemäß besonders interessiert. Es stellte sich aber schnell heraus, dass für „Happy Birthday“ das „fis“ beim Xylophon fehlte, so dass wir uns auf das zweite Lied konzentriert haben.

Zuerst habe ich den Kindern erklärt, was ich auf das Plakat geschrieben habe. Malte und Nora kannten schon ein paar von den kleinen Buchstaben – sowohl die Musikinstrumente als auch das Plakat waren mit kleinen Buchstaben beschriftet. Daher fiel es den anderen Kindern schwerer, die Buchstaben zu lesen. Sie kennen ja meistens zuerst die Großbuchstaben. Aber alle konnten dann die Übereinstimmungen wieder erkennen und jedes Kind hat für sich versucht, die Töne in der Reihenfolge der Buchstaben anzuspielen. Bis auf Malte und Nora haben alle nach relativ kurzer Zeit aufgegeben und einfach das gespielt, worauf sie gerade Lust hatten. Das war recht laut und damit man sich besser konzentrieren konnte, haben wir dann abwechselnd gespielt.
Nora ist ganz exakt der Reihenfolge der Buchstaben gefolgt und konnte das Stück nach kurzer Zeit komplett vorspielen. Da sie immer wieder zum Plakat schauen musste, hat sie sehr langsam gespielt und es hörte sich noch nicht so richtig rund an.
Malte hat dagegen nur anfangs nach den Buchstaben gespielt und als er sicherer wurde, welche Töne wann kommen und wo sie am Xylophon liegen, hat er begonnen, nach Gehör zu spielen. Dabei hat er dann sogar den Rhythmus beachtet. Bei jedem Fehler hat er wieder von vorne begonnen, so dass er sich langsam bis zum Ende vorgearbeitet hat. Ich habe mir als Kind auch das Flötespielen selber nach Gehör beigebracht und jetzt hat Malte nach dieser Methode das Lied gelernt. Spannend!

Beide haben dann den anderen Kindern das Lied vorgespielt und waren stolz darauf, was sie in so kurzer Zeit geschafft hatten.

Auf Nachfrage wollten sie das Lied auch gerne beim Sommerfest vortragen. Dafür habe ich ihnen im Nachmittagsbereich immer wieder die Instrumente zum Üben angeboten, was sie auch unterschiedlich genutzt haben. Malte hat mehrfach konzentriert und ehrgeizig geübt, während Nora nur selten da war.

Außerdem hatte ich große Blätter und Stifte bereit gelegt, falls ein Kind Interesse am eigenen Komponieren haben sollte. Das fand dann bei Rico und Naomi großen Anklang. Besonders Naomi hat sich hingesetzt und verschiedene Buchstaben aufgemalt und sie dann versucht, abzuspielen. Auch sie konnte ihr selbst komponiertes Stück vorspielen und war sichtlich stolz hinterher. Ihr ging es aber mehr ums Schreiben. Sie hat beim Vorspielen letztlich nicht die Töne gespielt, die sie aufgeschrieben hatte, sondern einfach losgelegt, ohne feste Regeln.
Rico hat nach drei Buchstaben aufgegeben, weil ihm das Schreiben zu mühsam war. Aber er hat es versucht und war mit seinem Werk zufrieden.
Alle gemeinsam haben dann beschlossen, Ellen am nächsten Tag zu zeigen, was sie alles geschafft hatten.

Vierter Tag

Diesmal konnten wir zum Glück wieder die Turnhalle nutzen. Malte, Nora und Naomi  haben Ellen dann erst mal ihr Können präsentiert. Nora hat langsam Buchstabe für Buchstabe nachgespielt, Malte hat nach Gehör so weit gespielt, bis der erste Fehler kam. Dann habe ich, auf seine Bitte hin, die Buchstaben gezeigt, mit denen es weiter ging, so dass er das Stück bis zum Ende spielen konnte. Bei seinen nachmittäglichen Übungen wollte er das dann nicht mehr, da hatte er den Ehrgeiz, es alleine zu schaffen. Naomi hat ihre eigene Komposition gezeigt und wieder einfach das gespielt, was ihr gerade in den Sinn kam. Ellen war begeistert und hat die Kinder für ihr Können gelobt,  auch das Aussehen der jetzt bunten Trommeln wurde noch mal bewundert.

Anschließend haben wir uns ganz dem Instrument Trommel gewidmet. Jeder hat seine Trommel umgebunden und dann erst mal ausprobiert: laut, leise, schnell, langsam, verschiedene Rhythmen, verschiedene Hände oder Finger, Kombinationen mit Klatschen oder Zunge schnalzen,… Man hat mal bei den anderen geschaut oder gelauscht, hatte wieder neue Ideen, hat mit den anderen diskutiert,… Die Ideen sprudelten nur so! Als es langsam ruhiger wurde, konnte jeder seine Lieblingsidee vorstellen:
Nora hat zweimal auf die Trommel geschlagen und einmal in die Hände geklatscht. Dieser Rhythmus gefiel uns allen so gut, dass wir sofort mit eingestiegen sind und ihn für unser Bühnenprogramm eingeplant haben. Gemeinsam zu spielen, hörte sich toll an und sogar das Stopp-Zeichen, Hände hoch, funktionierte tadellos.
Rico hat auch zweimal auf die Trommel geschlagen und dann mit der Zunge geschnalzt. Das gefiel uns auch. Daraufhin kam uns die Idee, dass jedes Kind auf der Bühne ein Solo spielen könnte, was sofort mit Jubelrufen bejaht wurde. Jeder sollte sich seine Idee merken.
Malte hat zweimal auf die Trommel geschlagen und dann einmal auf den Rand. Das ergab auch unterschiedliche Töne.
Naomi, Sina und Kira trauten sich nicht, alleine aufzutreten, und haben es daher zu dritt gemacht. Sie haben einfach losgelegt und gespielt, was ihnen in den Sinn kam. Bei den späteren Proben trauten sie sich dann alleine und haben auch immer das Gleiche gemacht. Sie wurden mit jeder Probe mutiger. Auch sie haben den Rhythmus von Lena, zweimal das Gleiche und beim dritten Mal etwas variieren, aufgegriffen.
Lotta war sehr zurückhaltend und wollte nichts vorspielen. Wir haben sie dann gefragt, ob sie noch weiter mitmachen möchte, was sie verneinte. Auch das ist Partizipation, wer sich nicht wohl fühlt, wird nicht gezwungen mitzumachen.
Pascal war immer noch krank.

Ellen hatte dann noch die Idee, das Gleiche mal mit Klanghölzern als Schläger auszuprobieren. Es hörte sich noch besser an und die Kinder wollten dann lieber mit Klanghölzern spielen.
Für die Bühnenshow haben wir dann begonnen, die Musik mit Bewegung zu kombinieren: vor- und zurückgehen, im Kreis gehen, im Kreis drehen, in die Mitte und auseinander gehen,… Bei den weiteren Proben fiel uns dann aber ein, dass die Bühne zu klein und zu voll ist, um große Bewegungen zuzulassen. Daher haben wir uns auf vor- und zurückgehen und im Kreis drehen geeinigt.
Damit stand unser Bühnenprogramm schon fast, es fehlte nur noch ein krönendes Finale. Nora hatte dann die Idee, ganz leise anzufangen und immer lauter zu werden und sich am Ende hinzuknien und die Arme in die Luft zu strecken. Das haben wir ausprobiert und schon war der Schluss gefunden.

An diesem Tag hatten die Kinder viel Zeit, sich auszuprobieren und Ideen zu entwickeln. Sie waren sehr kreativ und konnten sich auf gemeinsame Spielarten einigen. Jedes Kind hatte Raum für seine eigenen Ideen, die von den anderen gewürdigt wurden. Von unserer Seite waren nur wenige Impulse nötig. Keins hat die anderen schlecht gemacht oder gemeckert. Alle waren motiviert, konzentriert und am Ende zufrieden und glücklich. Ich hatte das Gefühl, sie sind in dieser Stunde ein Stück gewachsen. Sie waren selber erstaunt, was man zusammen auf die Beine stellen kann. Das galt auch besonders für Malte. Er zeigte an diesem Tag keinerlei auffälliges Sozialverhalten. Es hat allen einfach nur viel Spaß gemacht, auch Ellen und mir!

Fünfter Tag

Am nächsten Tag haben wir noch mal zusammen geübt und dann war Pascal auch endlich dabei. Wir hatten für ihn auch eine Trommel vorbereitet, so dass er direkt mitmachen konnte. Er hatte auch etwas Zeit zum Ausprobieren, hat dann aber darauf beschränkt, Noras Rhythmus nachzuspielen. Da er die ganze Zeit gefehlt hatte, war er mit eigenen Ideen wohl überfordert. Außerdem ist mir aufgefallen, dass er sich mit der Trommel sehr unbeholfen bewegt hat, als würde sie ihn nach vorne ziehen. Er sah aus, als würde er jeden Moment vornüber kippen. Auch mit der Koordination der Hände hatte er Probleme. Es fiel ihm sehr schwer, erst auf die Trommel zu schlagen und beim dritten Mal dann die Klanghölzer aneinander zu schlagen. Ebenso konnte er das Ende nicht umsetzen, es kamen immer noch zwei, drei Schläge nach, bis er es geschafft hat, die Hände hoch zu nehmen. Er konnte nicht schnell genug reagieren. Aber wie bei allem, schmälert das seine Begeisterung nicht. Er lässt sich dadurch nicht beirren oder entmutigen, er macht einfach mit. Das bewundere ich an ihm!

Zum Abschluss unserer Musik-Woche haben wir noch ein Spiel gemacht: Ich habe eine dicke und eine normale Matte in die Turnhalle gelegt, ein Xylophon dazu gestellt und den Kindern erklärt, dass man bei dem hohen Ton auf die dicke und bei dem tiefen Ton auf die dünne Matte springen soll. Die Kinder haben abwechselnd die Noten gespielt und hatten viel Spaß beim Hören und Rennen. Wir haben dann noch eine dritte Matte mit einem eigenen Ton dazu genommen. Sina und Kira konnten die Töne besonders sicher unterscheiden, aber auch Malte und Rico waren sehr aufmerksam. Die Kinder haben sich sogar selber korrigiert. Pascal konnte das Tempo der anderen Kinder nicht mithalten und fiel auch oft hin. Er hatte aber trotzdem Spaß.

Zwischenzeitlich habe ich für unsere Jubiläums-Kindergartenzeitung einen Artikel über unser Projekt geschrieben. Ich habe eher wenig Text, dafür mehr Bilder genommen, weil ich die eventuell höher begabten Kinder nicht öffentlich vorführen wollte. Trotzdem wollte ich unsere Arbeit transparent machen und den Spaß und das Interesse der Kinder rüberbringen.

Dann kam das Sommerfest heran

Im Mai haben wir unseren Trommel-Auftritt noch weiter geprobt, wobei Malte mal fehlte, weil er beim Lauftreff mitgemacht hat oder eine anderweitige Nutzung der Turnhalle dem Üben im Wege stand. Das war schon manchmal frustrierend, man bekam selten alle Kinder zusammen, hatte den passenden Raum nicht zur Verfügung oder genug Personal. Aber egal, es hat Spaß gemacht!

Zwei Tage vor dem Sommerfest Mitte Mai war dann die Generalprobe, bei der das gesamte Programm geübt wurde. Die Trommler waren nur ein kleiner Teil davon.
Bevor es losging, konnte Malte in einem separaten Raum noch mal mit dem Xylophon üben, damit er bei der Generalprobe dann genug Sicherheit hätte. Das hat er auch fleißig gemacht, sowohl nach den Buchstaben als auch nach Gehör.
In der Zwischenzeit hatten sich in der Turnhalle alle Kinder versammelt und dazu noch zwei Großväter von unseren Kindergartenkindern, die uns mit Akkordeon und Keyboard begleiten wollten. Alle meine Kinder waren auch am restlichen Bühnenprogramm beteiligt, das aus verschiedenen Liedern, wie „Happy Birthday“, „Der Kuckuck und der Esel“ oder „Die Sonnenkäfer“ bestand, dazu unser Trommelauftritt und am Ende noch der Tanz „Weg da!“.

Dazwischen war dann eigentlich noch Maltes Xylophon-Spiel mit „Viel Glück und viel Segen“ geplant. Aber als es soweit war, sagte er nur noch: „Nein, will ich nicht.“ Dabei stand er bis dahin mit seinem Instrument und dem Schläger in der Hand bereit. Wir haben diesen Programmteil dann kurzerhand aus dem Programm gestrichen und Malte erklärt, dass es seine eigene Entscheidung bleibt. Er wollte dann auch seine Trommel nicht mehr anziehen, die würde ihn stören. Da konnten wir ihn aber noch umstimmen. Als er dann sein eigenes Spiel vortragen sollte, wollte er das auch nicht. Beim gemeinsamen Rest hat er dann mitgemacht.
Alle anderen Kinder wussten ihr Stück noch und haben es prima gemacht. Am Ende gab es einen Zwischenapplaus für die Trommler. Die waren stolz!
Leider fehlte Nora auch an diesem Tag wieder.

Der Auftritt

Dann kam der große Tag mit dem Auftritt auf der Bühne!
Nachdem wir die Kinder alle versammelt und das Programm noch mal kurz besprochen hatten, warteten alle auf ihren Einmarsch. Der verzögerte sich jedoch, weil die anwesenden Politiker unser Jubiläum noch für Ansprachen nutzen wollten!
Ich konnte mich derzeit schon mal freuen, dass fast alle Kinder da waren (bis auf Nora, sie kam gar nicht zum Sommerfest) und mitmachen wollten. Keiner hatte sich bis dahin verweigert, womit ich ja nach der Generalprobe immer noch gerechnet hatte.

Dann ging es los und der erste Teil des Bühnenprogramms ging gewohnt wuselig vorüber. Meist sind die Kinder erst mal ganz beeindruckt, eingeschüchtert und zurückhaltend. Zwischenzeitlich mussten Rico und Kira mal von der Bühne verschwinden und zur Toilette, dann mussten sich die „Sonnenkäfer“ erst sortieren oder das schlecht funktionierende Mikro musste mehrfach getestet werden, also die ganz normalen Problemchen.
Als dann alle Kinder zum hinteren Teil der Bühne gegangen waren, konnten sich die Trommler aufstellen. Dann erst haben wir die Klangstäbe verteilt, damit die Kinder nicht schon vorher alles zusammentrommelten. Ellen stand vor der Bühne und hat Reihenfolge, Takt und Kommandos vorgegeben, damit die Kinder wussten, wann was an der Reihe war. Außerdem wollte Ellen dem Publikum ja nicht die Sicht verstellen, es ging schließlich um die Kinder. Ich stand hinter den Kindern und habe natürlich auch mit getrommelt.
Alle haben mitgemacht, alle haben ihr eigenes Stück gespielt, alle haben auf die Kommandos geachtet, alle haben konzentriert und engagiert getrommelt, so dass alle viel Spaß hatten. Auch Malte hat ohne Proteste oder Zögern mitgemacht und über Pascal habe ich mich besonders gefreut. Nachdem er sich im letzten Jahr so auffällig verhalten hatte, war er jetzt einfach klasse. Und die Mädchen sowieso, auch Rico war toll. Es war wirklich gelungen!
Was ich nur schade fand, war die Akustik. In der Turnhalle hörte sich das Trommeln viel intensiver an. Draußen ging von der Wirkung einiges verloren, aber bei der Menschenmenge ist das nicht anders zu machen.
Wir hatten schließlich tolles Wetter, ein großes Publikum. Einige Prominente wie der Bürgermeister und viele ehemalige Kinder, Eltern und Erzieher haben zugeschaut. Das war insgesamt ein schönes Fest!

Derzeit arbeite ich an einem kleinen Hefter für jedes Kind, in dem alle Aktionen, Projekte und Geschehnisse dokumentiert werden sollen.
Da drei von den fünf Kindern im Sommer in die Schule kommen, möchte ich mein Projekt an dieser Stelle beenden.

Reflexion

So, das erste Ziel habe ich schon mal erreicht: wir hatten einen gemeinsamen Auftritt auf der Bühne beim Sommerfest! Die Kinder hatten Zeit und Gelegenheit sich auszuprobieren und Neues kennen zu lernen. Besonders das Spielen nach Buchstaben und das selber Komponieren waren eine Herausforderung, wobei ich mir noch die Zeit für richtiges Notenlesen gewünscht hätte. Vielleicht bietet sich da ja irgendwann noch eine Möglichkeit, ich behalte es im Hinterkopf.

Insgesamt war das Projekt durch die Wünsche der Kinder sehr breit gefächert. Sie konnten die verschiedensten Erfahrungen sammeln, vom Bogenschießen, über Schreiben und Rätseln, Müll und Seile, bis hin zu Musik, waren die Themen sehr abwechslungsreich. Auch ich habe einiges gelernt und wenn die Kinder nur halb so viel Spaß hatten wie ich, dann war das ein Erfolg! Manches hätte ich gerne durchaus noch vertieft, wofür aber entweder die Zeit oder das Personal fehlte. Manchmal ist es auch schwer, ein Ende zu finden, weil die Kinder noch weiter forschen wollen. Ich habe auch noch keine Lösung dafür gefunden, wie ich mit Malte zur Müllverbrennungsanlage gehen könnte. Da muss er wohl einfach warten, bis er alt genug ist und es vielleicht mit der Grundschule noch mal versuchen. Das habe ich ihm auch gesagt.
Ich war oft erstaunt, wie viel die Kinder schon können oder welche Ideen sie beisteuern. Das aufzugreifen und zuzulassen, war eine wichtige Erfahrung und Bereicherung für mich. Ich bin mit meinem Projekt zufrieden und freue mich schon auf kommende Herausforderungen!

Malte hat beim Bühnenprogramm mitgemacht. Er war sehr konzentriert und traute sich, das eigene Stück zu spielen. Für den zweiten Teil, seinen Solo-Auftritt mit dem Xylophon, reichte sein Selbstvertrauen noch nicht. Er war durchgehend beim Musikprojekt dabei und konnte sich meistens an die Regeln halten. Das Spiel nach Buchstaben und Gehör war eine Herausforderung für ihn, die er bewusst genossen hat.
Insgesamt zeigte er während des kompletten Projektes wenig auffälliges Verhalten, weil er nach seinen Interessen beschäftigt und mit ähnlich denkenden Kindern zusammen war. So konnte er viele positive Erfahrungen sammeln, wie zum Beispiel Experte für Müll zu sein. In der Truppe war er daher weniger gefürchtet, sondern wurde als Experte und Ideengeber geschätzt und gesucht. Er konnte den Kindern sein Wissen auch gut vermitteln, er hat nicht einfach nur vorgemacht, sondern auch Schritt für Schritt erklärt und den Kindern Zeit zum Ausprobieren gelassen. Auch hat ihm die positive Aufmerksamkeit der Erwachsenen gefallen und ihn gestärkt.
Solange man ihn beschäftigt hält und ihn mit seinen Interessen lockt, klappt alles gut. Schwierig wird es beim Freispiel, wenn er sich selbst überlassen ist. Ich bin auf seine weitere Entwicklung gespannt und hoffe, dass die Lehrer seine besonderen Begabungen erkennen werden und ihn nicht aufgrund seines auffälligen Verhaltens vorverurteilen.

Auch Pascal hat bei der Aufführung mitgemacht, was mich besonders gefreut hat. Leider war er bei den vorangegangenen Treffen nur ein Mal dabei, so dass er mal wieder viel verpasst hat, schließlich war Musik sein Wunsch.
Obwohl ihm vieles motorisch schwer fällt, gibt Pascal nie auf. Er probiert alles und kann dadurch viel lernen. Er hatte an jedem Thema Interesse und hätte noch viel mehr lernen können, wenn er regelmäßiger in den Kindergarten gekommen wäre. Sein Vater weiß um die Defizite seines Sohnes, möchte ihn aber wegen schlechter Erfahrungen vor Therapien schützen. Pascal bleibt noch ein Jahr in unserem Kindergarten und ich werde ihn weiter beobachten und eventuell an Angeboten beteiligen.

Rico hat den Auftritt beim Sommerfest mit Bravour gemeistert und konnte viele Ideen während des Musik-Projektes beisteuern, was eine wirkliche Bereicherung war.
Auch wenn es ihm manchmal schwer fiel, sich in die Truppe einzuordnen, wurde sein Ideenreichtum doch stets von allen geschätzt. Auch Rico hat in dieser Zeit viel gelernt und konnte sein Wissen an andere weitergeben. Er ist vielseitig interessiert und findet oft verblüffende Ansätze, sich mit etwas zu beschäftigen. Er kommt im Sommer in die Schule und wird hoffentlich auch da eine Bereicherung sein.

Naomi hat ebenfalls am Bühnenprogramm teilgenommen und hat sich, dank Sina und Kira dort auch wohl gefühlt. Sie hat mich überrascht, als sie begann selber zu komponieren. Dabei gefiel ihr aber wohl das Abschreiben der Buchstaben, denn das Nachspielen in der richtigen Reihenfolge gelang ihr noch nicht. Da macht sich dann vielleicht doch der Altersunterschied bemerkbar.
Aber insgesamt konnte sie in der Fünfergruppe gut mithalten und viel lernen. Besonders in ihrem Wunschgebiet, Seile, konnte sie zeigen, was sie kann. Sie war eine stolze Expertin und konnte den anderen Kindern noch was beibringen.
Sie bleibt noch ein Jahr in der Räubergruppe und ich werde ihre Entwicklung gespannt weiter beobachten und sie eventuell in weitere Angebote einbeziehen.

Beim Durchsehen und Auswählen der Fotos fiel mir auf, wie wenig Nora an dem gesamten Projekt teilgenommen hat.
So war sie beim Musikprojekt nur zwei Tage dabei, fehlte bei der Generalprobe und kam nicht zum Sommerfest. Das war schade, weil sie das Spiel auf dem Xylophon bestimmt gerne gezeigt hätte und auch beim Trommeln war sie eifrig dabei.

Nora war immer an Herausforderungen interessiert und hat sie im Alltag ständig gesucht. Andererseits wirkte sie oft verlassen und verwirrt, weil sie nur wenig mitbekam und mitten in einer Situation oder in einem Angebot gebracht oder abgeholt wurde. Sie hätte daher bestimmt wesentlich mehr lernen und mitnehmen können, wenn sie regelmäßiger da gewesen wäre. Daher wird ihr Hefter fürs Portfolio auch dünner ausfallen. Auch Nora kommt dieses Jahr in die Schule.

Ich bin gespannt und freue mich auf die kommende Zeit!

 

Datum der Veröffentlichung: August 2021
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