von Sonja Marquardt

 

Als unsere gesamte Gruppe einen Ausflug machte, unterhielt ich mich unterwegs mit der vierjährigen Sarah. Sie fragte mich, ob ich mit ihr eine AG machen könnte, sie würde sich das wünschen. (In unserem zweigruppigen Kindergarten werden häufig Arbeitsgemeinschaften zu verschiedenen Themen durchgeführt.) Ich habe ihr erst einmal gesagt, dass ich mir Gedanken machen werde und wir uns am nächsten Tag nach dem Frühstück nochmal zusammensetzen können und ich ihr dann eine Antwort geben kann.

Es ist nämlich so, dass ein Erzieherwechsel bevorsteht. Weiter kommt hinzu, dass unsere beiden Gruppen nicht in einem Gebäude sind, sondern abwechselnd eine Gruppe im Wald und eine im Kindergartengebäude. Das hat viele Vorteile, erschwert aber gruppenübergreifendes Arbeiten. Aktuell betrifft mich der Wechsel, ich werde in die andere Gruppe gehen und somit nicht in Sarahs Gruppe arbeiten.

 

… kurz gefasst …

Die vierjährige Sarah macht gerne bei AGs mit, auch wenn sie für Vorschulkinder gedacht sind. Nach gründlicher Beobachtung ihrer Entwicklung gibt ihre Erzieherin ihr hier nun zum ersten Mal ihre eigene AG: Es ist ihr Thema, es sind ihre Wunschmitglieder und sie fühlt sich verantwortlich für das Gelingen der AG. Eine starke Leistung für ein so junges Kind.

Ihre Erzieherin leitet sie dabei sorgfältig an. Am Ende stehen mehr Wissen, mehr Selbstbewusstsein, mehr soziale Kompetenz, eine große Zufriedenheit und Lust auf mehr.

Ich habe die Kindergartenleitung gefragt, ob ich für die Projektzeiten in die andere Gruppe wechseln kann. Wir kamen überein, dass es möglich ist.

So sehe ich Sarah

Sarah ist 4 Jahre alt und geht seit etwa 9 Monaten in den Kindergarten. Ihre Familie lebt naturbewusst, was sich in umweltfreundlichem Verhalten (Architektur des Hauses, Pflege eines großen naturnahen Außengeländes mit Teich, Wiesen und Garten, Betreuung verschiedener Tiere) und in der Ernährung (Eigenanbau von Obst und Gemüse sowie selbst gebackenes Brot) widerspiegelt.

Sarah hat eine stark ausgeprägte Fantasie, sie erfindet Geschichten und Rollenspiele. Auch hat sie großes Interesse an Zeitungsberichten und an der Natur. Sie zeigt bereits sehr ernsthaftes Interesse an Schulkinderprojekten und nimmt auch teilweise daran teil.

Bei den Beobachtungshilfen „Beobachtungsschnecke“ sowie „Gelsenkirchener Entwicklungsbegleiter“ zeigt sich:

Der Bereich Sprache ist bei Sarah sehr ausgeprägt. Sie reimt gerne, beherrscht einen korrekten Satzbau, ist rhythmisch begabt und kennt Gegensätze. Auch kognitiv ist sie weit. Sie kennt sich gut mit Zeitbegriffen aus, kann eine Bildszene intensiv beschreiben, kennt Oberbegriffe, sortiert nach Größen, interessiert sich für verschiedene Berufe und intensiv für die Nachrichten (Zeitung / Radio).

Im sozialen Bereich ist Sarah altersgemäß entwickelt. Sie schloss bisher keine dauerhafte Freundschaft. Sie spielt oft allein oder mit wechselnden Spielkameraden. Sie kann in kleinen Gruppen intensiv spielen, aber auch in größeren Gruppen von 7 bis 8 Kindern.
In Konfliktsituationen reagiert sie mit lautem Schreien und Weinen. Dies tut sie so laut, intensiv und glaubwürdig, dass man erst den Verdacht hat, ihr wäre etwas Schlimmes geschehen oder sie hätte Schmerzen. Hat Sarah mit einem Betreuer einen Konflikt, so reagiert sie mit Abweisung und ignoriert die Person. Sie teilt selten, so kann es vorkommen, dass sie Spielzeuge vor den anderen Kindern versteckt.

Sie kann gut ihren eigenen Standpunkt vertreten und sich vor einer großen Gruppe darstellen. Sie kann sich durchschnittlich 30 Minuten lang konzentrieren. Sie kann sich an Regeln halten – sollte sie aber einen Konflikt haben, fällt dieses weg. Regeln werden von ihr auch mal gebrochen.

Der Bereich der Feinmotorik sowie Grobmotorik ist bei Sarah altersgemäß entwickelt.

Ich habe für Sarah den Beobachtungsbogen von Joelle Huser ausgefüllt.
Dabei zeigt sich, dass Sarah eine schnelle Auffassungsgabe und Neugierde hat. Sie ist oft an neuem Lernstoff interessiert und bringt sich auch gut mit ein. So bringt sie von Zuhause auf ihre eigene Initiative hin passende Zeitungsartikel oder Fachbücher mit.

Sarah besitzt einen großen Wortschatz und kann ihn gut und selbstsicher einbringen, so gebraucht sie Wörter, die gleichaltrige Kinder noch nicht kennen. Sie hat auch eine gute Ausdrucksfähigkeit. Sie kann sich grammatikalisch korrekt ausdrücken und zeigt auch Freude daran.

Sarah hat einen hohen Drang nach Unabhängigkeit und Selbstständigkeit. Sie möchte zum Beispiel in Kreissituationen am liebsten ihre eigenen Ideen umsetzen und viel selbst bestimmen. Darf sie dieses nicht, reagiert sie mit Ignoranz und beteiligt sich nicht mehr am Kreis.

Sarah beschäftigt sich mit ökologischen Problemen. So fragt sie mich oft nach dem Umweltschutz und was man alles tun muss, damit es der Natur besser geht. Auch erzählt sie mir viel über Menschen, die die Umwelt schädigen sowie von Naturkatastrophen oder Umweltschädigungen. Sie macht sich Sorgen um die Umwelt.

Sarah besitzt ein großes Wissen über naturkundliche Themen. Tiere, Pflanzen, Naturphänomene und Klimaschutz interessieren sie sehr.

Information der Eltern

Ich habe mir überlegt, vorerst die Eltern von Sarah nicht intensiv in das Projekt einzubinden, sie aber zu informieren. Ich habe den Eltern vom Zertifikatskurs zur Hochbegabtenförderung (siehe: IHVO-Zertifikatskurs) erzählt und auch von der Praxisaufgabe, die ich zu erarbeiten habe.
Mir ist es wichtig, dass meine Arbeit für die Eltern transparent ist, damit so etwas Besonderes wie der Gruppenwechsel während des Projektes erklärbar ist.

Fragebogen zur Selbsteinschätzung des Kindes

Am nächsten Tag also erzählte ich Sarah, dass wir die AG machen können. Ich bat sie darum, ein Interview mit ihr führen zu dürfen, und zeigte ihr den Fragebogen. Unseren Kindern ist dies nicht ganz fremd, denn bei uns hat jedes Kind einmal im Halbjahr das Recht auf einen „Sprechtag“ mit der Erzieherin seiner Wahl.

Sarah freute sich und war sehr motiviert. Wir haben uns im Wald einen ruhigen, abgelegenen und angenehmen Ort gesucht und uns nur zu zweit zusammengesetzt. Den anderen Kindern wurde erklärt, dass sie Sarah und mich nun ein wenig alleine lassen müssen, auch das kennen unsere Kinder. Ich habe ihr den Fragebogen erklärt. Sarah hat schnell die Bedeutung der Smileys verstanden.

Siehe: Kinder-Fragebogen Kommunikation. Dort finden Sie auch eine Version zum Ausdrucken.

 

Sarahs Antworten im Fragebogen



Reflexion des Fragebogens

Zu den Fragen 1 und 2:
Ich entnehme Sarahs Antworten, dass sie sich in der Kindergartengruppe durchschnittlich gut fühlt. Sie empfindet, dass die Kinder freundlich zu ihr sind und sie ihnen auch freundlich entgegen tritt. Dieses stimmt mit meinen Beobachtungen überein. Sarah hat zwar keinen festen Freund, ist aber beliebt. Es gibt kein Kind, das Sarah als Spielkamerad ablehnen würde – umgekehrt allerdings sucht sich Sarah immer gezielt die Spielpartner aus, die sie braucht. Wenn sie ein Kind für ungeeignet hält, sagt sie dieses auch.

Zu den Fragen 3 und 4:
Dass Sarah empfindet, dass kein Kind ihr zuhört, kann ich aus ihrer Sichtweise nachvollziehen. Sarah ist sehr dominant und will ihre Spielideen oft durchsetzen.

Hat sie viele gute Ideen?

Findet sie, dass die anderen Kinder oft nicht so gute Ideen haben?

Werden ihre Spielideen nicht berücksichtigt, spielt sie lieber alleine. Sie sagte bei der Beantwortung: „Nur Anne hört mir zu.“ Dass sie Anne erwähnt hat, interpretiere ich so: Anne hatte bisher nur einen Schnuppertag in der Gruppe, sie kommt erst demnächst in den Kindergarten. Sie hat mit Sarah gespielt und hat sich auf die Ideen von Sarah eingelassen.Weiter berichtet Sarah, dass sie manchmal ein lustiges Spiel vorschlägt, „aber die anderen Kinder buddeln lieber Gras aus“.

Sarah sagt, dass sie den anderen Kindern „manchmal“ zuhört, besonders den Mädchen, aber auch Holger und Kalle.

Dass sie den Kindern zuhört, dem kann ich teilweise zustimmen. Meiner Beobachtung nach hört sie den Kindern oft so lange zu, bis sie erkannt hat, ob es ihr von Nutzen ist.

Zu den Fragen 5 und 6:

Auch dass sie empfindet, dass kein Kind gerne mit ihr spricht, kann ich wieder aus ihrer Sichtweise verstehen, da es für sie vermutlich keine wichtigen Gespräche sind. Beobachtungen allerdings widerlegen, dass keiner mit ihr spricht. Es sprechen viele Kinder mit Sarah und fordern sie auch oft zum Spielen auf, aber sie nimmt selten an.

Dass sie mit anderen Kindern spricht, kann man in der Gruppe regelmäßig beobachten. Dass sie Tia erwähnt, kann man so interpretieren, dass ihre kleine Schwester sich leicht von Sarah lenken lässt. Auch die Vertrautheit und Familiensicherheit könnte eine Rolle spielen.

Zu den Fragen 7 und 8:

Dass Sie empfindet, dass die anderen „manchmal“ verstehen was sie will, konnte ich oft in der Gruppe beobachten. Sie berichtet Kindern von einer Spielidee oder Sonstiges, und die Kinder können ihr manchmal schwer folgen – aus fehlendem Interesse oder aber auch, weil Sarah die Führungsrolle übernehmen will und die anderen Kinder dieses nicht immer zulassen. So hören sie Sarah nicht lange zu, und ich interpretiere dieses so, dass Sarah es dann so empfinden könnte, dass die Kinder sie nicht verstehen.

Dass sie findet, dass sie die anderen Kinder gut versteht, kann ich wieder nachvollziehen. Es ist in der Gruppe zu beobachten, dass Sarah an manchen Spielen und Ideen der Anderen kein Interesse zeigt und sie, nach meiner eigenen Interpretation, vielleicht dieses gar nicht verstehen will / muss / kann.

Sie selbst sagt, dass sie die anderen Kinder gut versteht und weiß, was sie wollen. Weiter berichtet sie mir, dass sie auch selbst verstehe, was sie selbst sagt und will.

Zu den Fragen 9 und 10:

Leider empfindet Sarah, dass sie von den Kindern keine Hilfe bekommt, außer von ihrer kleinen Schwester. Ich interpretiere, dass Sarah sich manchmal alleine fühlt. Die Beobachtungen, die der Kindergarten im Vorfeld gemacht hat, zeigen auch hier etwas anderes auf. Sarah bekommt von den anderen Kindern schon Unterstützung, will diese aber oft nicht und lehnt sie ab. Dieses macht sie dann auf eine sehr unfreundliche Art. Sie wird dann oft laut und verbal aggressiv. Sie ärgert sich sehr oft über sich selbst, wenn sie etwas nicht alleine schafft und Hilfe benötigt.

Es ist auch schon passiert, dass sie keine Hilfe bekommen hat, weil sie sich nicht bemerkbar gemacht hat. (Beispiel: Sie hing mit dem Stiefel im Baum fest und konnte nicht alleine raus. Sie hat nicht gerufen, und so konnte ihr erst jemand helfen, als sie gesehen wurde.)

Sarah berichtet, dass sie den anderen Kindern hilft. Das stimmt. Sie ist oft hilfsbereit, auch gegenüber Fremden. Sie sagt, dass sie zum Beispiel beim Tragen einer schweren Kiste hilfreich ist. (Sie ist für ihr Alter groß und kräftig.)

Zu den Fragen 11 bis 13:

Sarah berichtet, dass ihre Ideen nicht angenommen werden. Hier ist es ähnlich wie gegen Anfang des Fragebogens. Sie will oft ihre eigenen Ideen durchsetzen und hat es mittlerweile auch schwer, in der Kindergartengruppe ihre Ideen durchzusetzen. Sie erzählt mir, dass sie oft vorschlägt, Kapitän zu spielen, was aber keiner will.

Es ist zurzeit öfters zu beobachten, dass die Kinder Sarahs Ideen ignorieren, was daran liegen könnte, dass sie dieses auch lange Zeit getan hat.

Überrascht war ich, als Sarah im Interview gesagt hat, dass die anderen Kinder gute Ideen haben, wie zum Beispiel „Pferd spielen“.
Ich interpretiere das so, dass sie vor mir nicht deutlich sagen wollte, dass sie die Ideen der Anderen nicht gut findet. Oder sie traut sich nicht, es vor den anderen Kindern zuzugeben, was ich eher glaube, da ich Sarah mir gegenüber immer als ein sehr aufrichtiges Kind erlebt habe. Vielleicht sieht sie ihr eigenes Verhalten auch gar nicht so, wie es in der Realität ist.

Zu den Fragen 14 und 15:

Sehr traurig hat mich die nächste Antwort gemacht. Sarah glaubt, dass die Kinder in der Gruppe sie nicht mögen, mit Ausnahme von Jule. Auch dieses ist in früheren Beobachtungen nicht aufgefallen. Schön ist, dass sie Jule genannt hat. So gibt es schon mal eine für sie positive Person in der Gruppe.

Es könnte sein, dass Sarah beim Interview einen schlechten Tag erwischt hat und deswegen sehr negativ geantwortet hat.

Dass sie gesagt hat, dass sie die Jungen gar nicht mag, wundert mich nicht. Aktuell ist im Kindergarten ein Kampf Mädchen gegen Jungen und umgekehrt entbrannt. Sie versuchen sich gegenseitig zu „bekriegen“ und ins „Gefängnis“ zu bringen. Auch verpetzen sie sich gegenseitig und ärgern sich. Das verläuft aber alles im normalen Rahmen ab.
Dass sie auch Ronja nicht mag, könnte ich so erklären, dass Ronja sehr beliebt ist und oft Spielideen vorgibt, die von den anderen Kindern angenommen werden. Sie ist sehr anerkannt und auch sehr intelligent, was viele bemerken. (Kinder äußern zum Beispiel, wie klug Ronja doch ist). Auch hat Ronja eine sehr enge Bindung zu mir. Sie besucht die Übermittagsbetreuung, die ich begleite. Sarah wäre auch gerne dabei, es könnte sein, dass Sarah eifersüchtig auf Ronja ist.

Zu den Fragen 16 und 17:

Schön finde ich, dass sie empfindet, dass die anderen Kinder ihr gute Fragen stellen. Als Beispiel führt sie an: „Wie sieht Hello Kitty aus?“ Und sie kann die Fragen auch gut beantworten. So ist schon mal ein weiterer positiver Punkt zur Gruppe gefunden.

Dass sie die anderen Kinder nicht viel fragen kann, spiegelt ihre vorigen Antworten wider. Vielleicht sieht sie sich im Allgemeinen als unverstanden.

Zu den Fragen 18 und 19:

Sie berichtet mir, dass die anderen ihr manchmal antworten. Dieses kann ich nachvollziehen. Das ist so.

Heraus sticht aber, dass sie empfindet, dass sie den Kindern immer antwortet. In Beobachtungen kann man genau das Gegenteil sehen. Sie geht oft Gesprächen aus dem Weg und redet nur mit von ihr ausgewählten Kindern.
Das ist wohl nicht sehr nett von ihr, es zeigt aber gleichzeitig ein sehr zielorientiertes Kommunikationsverhalten. Es geht ihr vielleicht mehr um Inhalte als um das Stattfinden von Kommunikation.

Auswertung

Das Interview hat mich sehr nachdenklich gemacht. Sarah fühlt sich anscheinend aktuell nicht ganz so wohl in der Gruppe. Ich werde das Interview an ihre Gruppenerzieherin weiter geben. Ich möchte, dass Sarah weiter in dieser Richtung beobachtet wird.
Es kann sein, dass sie einen schlechten Tag oder auch eine schlechte Woche hatte und sich deswegen so negativ geäußert hat – aber es besteht auch die Möglichkeit, dass Sarah sich schon lange unverstanden und ungemocht gefühlt hat.

Auch scheint sie ihr eigenes und das Verhalten der anderen Kinder in manchen Punkten anders wahrzunehmen, als ich es beobachten konnte. Auch hier sollte geschaut werden, ob es an der eigenen oder an Sarahs Wahrnehmung liegt oder ob es andere Gründe gibt.

In dem folgenden Projekt werde ich Sarahs Antworten immer im Hinterkopf behalten und auch im Hinblick auf die Ziele berücksichtigen. Der Fragebogen als Anlass und Leitfaden für ein intensiveres und ungestörtes Gespräch hat also stark dazu beigetragen, Sarahs Situation genauer zu erkennen.

Das ist einerseits gut, andererseits fragt man sich aber auch, warum sich solche Gespräche nicht ganz nebenbei ergeben, und dabei fällt der Blick doch unweigerlich auf den guten alten (schlechten)  Betreuungsschlüssel.

Kommentar der Kursleitung:

Wie auch immer, Du hast einen recht eindeutigen Befund und erkennst die Notwendigkeit, zu handeln. Du siehst ebenfalls, dass Deine Interpretationen weiterer Beobachtungen bedürfen, um sie kritisch zu prüfen.
Ein Motiv scheint sich nach Deiner Darstellung heraus zu kristallisieren: Das Spannungsfeld von Tendenzen zur Dominanz und echtem Unverstandensein als Ursache für die nicht optimale soziale Integration Sarahs in der Gruppe.

Aus gesellschaftspolitischer Sicht ist es grundsätzlich zu begrüßen, wenn ein Mädchen nicht kuscht und zurücksteckt, sondern sich zu behaupten und durchzusetzen weiß. Im individuellen Fall – hier Sarahs – bleibt sicher zu stellen, dass sich eine starke Selbstbehauptung konstruktiv und nicht destruktiv auf die soziale Eingebundenheit der Person auswirkt.
Es erscheint wichtig, mit ihr zu erarbeiten, dass sie weiter versuchen soll, ihre Ideen in der Gruppe zu verfolgen – dass sie aber lernen kann und muss, dies erfolgreicher zu tun. (Beispiel Ronja – Was macht Ronja anders?)

Ein gelasseneres Verhalten gegenüber eigenen kommunikativen Misserfolgen (die natürlich nicht ausbleiben werden) kann man gerechterweise erst dann von ihr erwarten, wenn sie empfindet, dass sie „unterm Strich“ eigentlich genügend kommunikative Erfolge hat.
Vielleicht hilft es auch, die Qualität ihrer Ideen mal unter die Lupe zu nehmen. Sind sie wirklich unattraktiv, oder lehnen die Kinder sie aus anderen Gründen ab?

Themenfindung für das Projekt

Sarah und ich haben uns nach dem Morgenkreis getroffen, um über ihre AG zu sprechen und um zu planen. Mir ist wichtig, dass ich ungestört mit Sarah planen kann und sie sich auch ernst genommen fühlt. Ich überlasse ihr die Wahl des Gesprächsortes. Sie wählt unser Weidentipi, das sie mit mir zusammen entworfen hatte.

Ich frage sie, ob sie schon Ideen hat. Sie berichtet, dass sie eine Schmetterlings-AG machen möchte. Sie erklärt, dass sie zu Hause schon überlegt hat, was wir machen können. Sie erzählt weiter, dass sie auch gerne mal eine Einhorn-AG machen will, aber nicht jetzt.

Denn, erklärt sie, jetzt gibt es viele Schmetterlinge, die man beobachten kann. Außerdem will sie wissen, wie alt Schmetterlinge werden können und wie sie Babies bekommen. Ich fand Sarahs Überlegungen gut, auch dass sie sich schon ausgiebig Gedanken über eine AG gemacht und schon Wünsche geäußert hat. Das ist wirklich stark. Ich möchte nun mit ihr ein Schmetterlings-Projekt erarbeiten.

Planung

Sarah und ich überlegen gemeinsam, was man alles in einer Schmetterlings-AG machen kann. Sarah äußert den Wunsch, dass Jule uns beim Überlegen helfen soll. Hier strebt Sarah vielleicht auch eine engere Bindung an, die zu einer Freundschaft werden könnte. Auch deshalb ist es gut, Jule einzubeziehen, damit beide prüfen können, wie die Zusammenarbeit zwischen ihnen klappt. Die Idee greife ich auf, da ich aus dem Fragebogen entnommen habe, dass es für Sarahs Sozialverhalten und Selbstbewusstsein förderlich sein kann.

Zu dritt setzen wir uns auf einen Baumstamm. Ich habe Schreibunterlagen dabei, um unsere Ideen festzuhalten. Der Baumstamm ist nicht weit von der gesamten Gruppe im Wald entfernt, so dass wir gegebenenfalls andere Kinder mit einbeziehen, aber auch ungestört arbeiten können.

Ich eröffne das Gespräch, indem ich erwähne, dass Sarah gern wüsste, wie alt Schmetterlinge werden können. Ich will wissen, ob die Frage immer noch wichtig ist. Ich bekomme sofort ein „natürlich“ zur Antwort und die Aufforderung, die Frage aufzuschreiben, und zwar „sehr groß“.

Sarah hat schon mehrere Ideen, die sie mir diktiert, auch Jule bringt sich ein. Ein paar Jungen kommen interessiert zu uns und fragen, was wir gerade machen. Ich bitte Sarah, es den Jungen zu erklären, was sie auch sogleich macht. Die Jungen setzen sich zu uns.

Ich notierte erst einmal die Ideen, ohne sie zu bewerten.
(Information, wer die Ideen hatte:
Sarah=SA, Jule=JU, Dennis=DE, Boris=BO.)

Ideenliste der Kinder

    • Wir wollen herausfinden wie alt Schmetterlinge werden? =SA
    • Wir wollen entdecken, wie Schmetterlinge Babies bekommen? =SA
    • Wir wollen Schmetterlinge beobachten? =SA und JU
    • Wir wollen Schmetterlinge basteln und malen! Am besten einen großen zusammen. =SA
    • Wir wollen herausfinden, ob Schmetterlinge laut sind und ob sie miteinander sprechen können. =SA
    • Wir wollen verstehen, wie Schmetterlinge fliegen können. =BO
    • Wir wollen Pflanzen für die Schmetterlinge anbauen. =SA
    • Wir wollen verschiedene Schmetterlinge kennenlernen. =SA und JU
    • Wir wollen uns „Die Raupe Nimmersatt“ anhören. =JU
    • Wir wollen herausfinden, ob das Geschriebene im Buch „Die Raupe Nimmersatt“ wirklich stimmt. =SA
    • Wir wollen herausfinden, wie der erste Schmetterling aussah und hieß. =DE
    • Wir wollen das Klimahaus besuchen. =SA

Ich lese den Kindern die Liste noch einmal vor und frage, ob alles stimmt oder ob ich etwas vergessen habe. Die Kinder sind zufrieden und berichten mir, dass sie am Liebsten herausfinden wollen, ob die Geschichte von der Raupe Nimmersatt wirklich stimmt oder ob das so nicht funktioniert.

Ich lobe die Kinder für ihre Ideen und erkläre, dass wir versuchen werden, gemeinsam vieles herauszufinden und zu unternehmen. Ich habe ihnen aber auch ehrlich gesagt, dass wir leider nicht gemeinsam ins Klimahaus fahren können, da der Weg zu weit ist.

Auswahl und Beschreibung der AG-Mitglieder

Meine Überlegung geht dahin, eventuell Jule und Anne (ist ganz neu im Kindergarten und wurde von Sarah im Fragebogen positiv bedacht) in die Projektgruppe zu nehmen, ich möchte aber Sarahs Ideen abwarten.

Schon bei der Planung hatte Sarah Wünsche zur AG-Zusammensetzung geäußert. Mir ist es auch wichtig, dass ich Sarah bei der Mitgliederwahl stark mit einbeziehen werde. Vor dem eigentlichen Projektbeginn treffe ich mich deshalb nochmal mit Sarah allein.

Nun legen wir fest, wen wir mit dabei haben wollen. Selbstverständlich werden auch die ausgesuchten Mitglieder mit einbezogen: Sollte jemand nun gar kein Interesse zeigen, wird er nicht dazu genötigt, am Projekt teilzunehmen. Anders herum, sollte jemand starkes Interesse zeigen und möchte gerne mitmachen, finden wir auch eine gerechte Lösung.

Eine kleine Einschränkung gebe ich aber: Ich will nicht, dass die Mitgliederzahl stärker wird als 5. So sind Planungen für mich leichter, die Gruppe kann sich schneller finden und ein intensives Arbeiten ist einfacher.

Gruppenmitglieder:

Jule
Jule hat sich bei der Planung schon aktiv eingebracht. Sie will mitmachen. Sie ist 4;3 Jahre alt und besucht den Kindergarten nun bereits seit einem Jahr.
Jule ist ein selbstbewusstes Kind. In Kreissituationen teilt sie sich gerne mit. Sie kann ihre eigene Meinung vertreten. Geschieht allerdings etwas, was nicht in Jules Sinn ist (Spiele, die ihr nicht gefallen, plötzlicher Regen, kein Erwachsener hat Zeit…), dann wird Jule sehr missgestimmt. Das äußert sie dann durch Weinen, Verweigerung, Beschimpfung oder selten auch mal durch körperliche Auseinandersetzungen. Sie hat momentan keinen festen Spielpartner, was zum Teil so zu erklären ist, dass sie sich schlecht anpassen oder unterordnen kann.
Sie möchte in Spielsituation die Führungsrolle übernehmen, dieses möchten aber die anderen Kinder der Gruppe nicht und spielen ohne Jule.
Es wird spannend, wie Jule und Sarah in der Kleingruppe miteinander kommunizieren werden, da sie doch beide führen und sich nicht anpassen oder unterordnen wollen.

Jule ist im Allgemeinen durchschnittlich und altersgemäß entwickelt, nur im sozialen Bereich sollte sie noch gestärkt werden, auch ihre Frustrationstoleranz sollte gefestigt werden. Sie ist sehr selbstständig, zeigt viel Fantasie und Kreativität. Im Bereich der Grob- und Feinmotorik ist Jule sehr weit entwickelt. Sie malt und bastelt sehr gerne und sehr konzentriert. Sie bewegt sich gerne, aber mag keine ausdauernde Bewegung. Das lässt sich beim Turnen und bei längeren Spaziergängen beobachten. Im kognitiven Bereich ist Jule durchschnittlich entwickelt. Sie mag die Natur gerne und fragt viel zu Tieren und Pflanzen.

Sie ist ein sehr lebensfrohes Kind, was sie durch ihre Fröhlichkeit auch zeigen kann. Sie hat einen großen Sinn für Humor. Sie erfindet Witze, reimt gerne und legt gerne andere rein. Hierbei zeigt sie aber Feingefühl und weiß, wann die Situation nicht mehr witzig ist.
Anne
Von Anfang an war es Sarahs Wunsch, dass Anne in ihrer AG mitmacht. Anne ist noch ganz neu im Kindergarten. Sarah und Anne kannten sich aber schon vorher. An den Schnuppertagen von Anne konnte man beobachten, dass Sarah und sie zusammen spielten.
Bevor Anne zu uns in den Kindergarten kam, hatte sie bereits einen anderen Kindergarten ein Jahr lang besucht.

Anne ist 4;8 Jahre alt. Sie wächst zweisprachig auf. Sie beherrscht Deutsch und Englisch fließend.

Viel kann ich zu diesem Zeitpunkt nicht über Anne sagen, da ich sie nur von den Schnuppertagen her kenne und sie nicht meine Gruppe besucht. Ich habe mich aber bei den Gruppenerziehern erkundigt: Sie schätzen ein, dass Anne durchschnittlich entwickelt ist und viel Freude am Lernen zeigt. Sie hat sich schnell an die neue Gruppe und den Kindergarten mit seinem Naturprojekt gewöhnt. Sie ist sehr hilfsbereit und freundlich, sowohl zu den Erwachsenen als auch zu den Kindern.

Sie ist fröhlich und macht aktiv in der Gruppe mit. Sie bastelt und knetet gerne, auch kann sie lange und konzentriert einer Geschichte folgen und sie auch gut wiedergeben.
Janette

Janette ist an vielen AGs interessiert und beteiligt sich gerne. Sie war von Anfang an sehr interessiert und fragte mich, ob sie an der Schmetterlings AG teilnehmen könnte. Sarah hatte gleich eingewilligt und auch ich fand die Idee gut.
Janette ist 5;5 Jahre alt und besucht unseren Naturkindergarten bereits seit über zwei Jahren. (Zu unserem Konzept siehe: Unser Buten- und Binnen-Konzept.)

Janette ist überdurchschnittlich weit entwickelt. In verschiedenen Beobachtungshilfen zeigt sich deutlich, dass sie kognitiv weit ist. Von Seiten des Kindergartens hätte wenig gegen eine vorzeitige Einschulung gesprochen. Die Eltern haben sich aber dagegen entschieden, sie wollen Janette noch ein Kindergartenjahr gönnen, damit sie selbstbewusster und selbstsicherer wird.

Im Kindergartenalltag zeigt sich Janette sehr selbstbewusst. Sie macht aktiv in Kreisen mit, arbeitet gut und voll Freude in Arbeitsgemeinschaften, kann ihre eigene Meinung verteidigen und ist in der ganzen Gruppe sehr beliebt. Sie hat eine starke Beziehung zur Natur, zeigt in diesem Bereich großes Interesse und besitzt auch ein eigenes Haustier, eine Katze, für die sie auch schon größtenteils Verantwortung übernimmt.

Janette ist im Bereich der Fein- und Grobmotorik weit entwickelt, sie bastelt gerne, klettert auf Bäume, gestaltet viel frei mit Naturmaterialien und spielt gern Rollenspiele. Sie kann im Spiel oder in einer Arbeitsgemeinschaft die Führungsrolle übernehmen, kann sich aber auch anderen Kindern unterordnen und deren Ideen annehmen.

Marie
Marie beteiligt sich wie Janette gerne an Arbeitsgemeinschaften. Ich habe mir im Vorfeld schon gedacht, dass Marie gerne an der Schmetterlings-AG teilnehmen will. Sie hatte nämlich ein Jahr zuvor selbst eine kleine Schmetterlings-Herzen-AG geleitet. Dort stand zwar das Basteln von Schmetterlingen und Herzen im Vordergrund, dennoch zeigte sie damals bereits großes Interesse am Leben der Schmetterlinge.

Marie fragte Sarah und mich, ob sie „bei uns“ mitmachen dürfte. Sarah fand die Idee gut und willigte sofort ein.

Marie ist 5;10 Jahre alt und besucht nun das dritte Jahr unseren Kindergarten.
Sie ist ein sehr ruhiges, aber nicht schüchternes Kind. Ihr Sozialverhalten ist sehr gut ausgeprägt. Sie kann viele Auseinandersetzungen schlichten und hält sich an Regeln. Sie ist hilfsbereit und freundlich. Marie ist sportlich und im Bereich der Grob- sowie Feinmotorik altersgemäß entwickelt.

Sie ist sprachlich sehr begabt und kann sich gut ausdrücken. Im kognitiven Bereich ist Marie sehr weit entwickelt und hätte, nur von dieser Seite betrachtet, vorzeitig eingeschult werden können. Die Eltern zogen dieses aber nicht in Erwägung, da Marie in diesem Frühjahr sich kaum gegen andere Kinder durchsetzen konnte; jetzt im Sommer sieht das aber schon ganz anders aus.

Es wollen auch noch andere Kinder an unserer Schmetterlings-AG teilnehmen. So erkläre ich den Kindern, dass nur fünf Kinder an dieser AG teilnehmen werden. Ich gebe ihnen nochmal die Sicherheit, dass sie alle die Chance bekommen werden, eine eigene AG zu leiten. Damit ist auch dieses kleine Problem gelöst. Sarah und ich sagen den Kindern zu, sie über unsere AG auf dem Laufenden zu halten und im Morgenkreis darüber zu berichten.

Kurzreflexion

Wichtig war mir, für die AG eine ausgeglichene, arbeitsfrohe und aktive Gruppe zusammen zu stellen.

Die Kinder sollen sich ergänzen und es soll die Möglichkeit gegeben sein, Freundschaften zu festigen und eventuell neue entstehen zu lassen. Ich kann in der Gruppe auch viele Gemeinsamkeiten finden. Eine wichtige Gemeinsamkeit für das Projekt ist die Liebe zur Natur und auch das Interesse dafür. Auch zum Vorteil wird sein, dass manche Kinder schon ein wenig Fachwissen besitzen und Ideen, Wissen und Anregungen einbringen können.

Auch die Charaktere sind ausgewogen. So gibt es die Temperamentvolle bis hin zur Ruhigen, Ausgeglichenen. Dass die gesamte Gruppe aus Mädchen besteht, war nicht geplant. Am Tag der Gruppeneinteilung waren die Jungen krank, die sich schon im Vorfeld für das Projekt interessiert haben.

Allgemeine Ziele des Projektes

1.
Ich will das Wissen zum Thema Schmetterlinge erweitern.

Ziele der Kinder:
Wir wollen herausfinden, wie alt Schmetterlinge werden.
Wir wollen entdecken, wie Schmetterlinge Babies bekommen.
Wir wollen herausfinden, ob Schmetterlinge laut sind und ob sie miteinander sprechen können.
Wir wollen verstehen, wie Schmetterlinge fliegen können.
Wir wollen verschiedene Schmetterlinge kennenlernen.
Wir wollen herausfinden, wie der erste Schmetterling aussah und hieß.

Mir ist es wichtig, dass die Kinder in dem Schmetterlings-Projekt etwas lernen. Sie sollen mit neuem Unbekanntem, aber auch mit altem Bekanntem konfrontiert werden. Sie sollen neue Begriffe kennenlernen und somit ihren Wortschatz erweitern. Sie sollen aber auch Spaß am Erwerb von Wissen und am Lernen haben. Ich möchte, dass die Kinder sich vieles selbst erarbeiten / selbst herausfinden. Sie sollen vieles ausprobieren und Anschauungsmaterial nutzen.

2.
Die Kinder sollen fantasievoll handeln und kreativ werden.

Ziele der Kinder:
Wir wollen Schmetterlinge basteln und malen.
Im Vorgespräch hatten mir die Kinder, insbesondere Sarah, schon gesagt, dass sie etwas malen oder basteln möchte. Das werde ich auch aufgreifen. Durch Beobachtungen weiß ich, dass die gesamte Projektgruppe sehr fantasievoll ist, ob beim Geschichten erzählen oder bei Rollenspielen. Die Förderung der Fantasie und das kreative Ausleben sind mir sehr wichtig. Die kreative Arbeit liegt auch mir selbst, daher will ich dieses Ziel auf jeden Fall verfolgen.

3.
Das Gemeinschaftsgefühl der Gruppe soll gefördert werden!
Ich will, dass die Gruppe vieles gemeinsam bewältigt. Die Kinder sollen gemeinsam Wissen erwerben, sie sollen etwas gemeinsam erstellen und gestalten. Ich will, dass sie gemeinsam Erfolgserlebnisse erfahren und auch gemeinsam ein Ergebnis erzielen. Sie sollen gemeinsam Wissen erleben, gemeinsam Spaß haben und gemeinsam Ideen finden. Ich will, dass sie gemeinsam planen, vieles besprechen und eigene Lösungen finden. Auch will ich, dass sie sich in der Gruppe wohl fühlen.

Projektziele, die ich für Sarah gesetzt habe

1.
Ich will das Gemeinschaftsgefühl von Sarah stärken!
Sie soll sich in einer Gruppe wohl und angenommen fühlen. Sie soll erleben, gemeinsam mit einer Gruppe etwas zu erreichen. Ich will, dass sie in der Gruppe Erfolgserlebnisse erfährt. Sie soll sich in einer Gruppe gut und stark fühlen. Sie soll sich dazugehörig fühlen. Sarah soll mit den anderen Kindern gemeinsam arbeiten, spielen, entdecken und Erfahrungen machen.

Warum?
Durch Beobachtungen und zum Teil auch durch den Fragebogen ist mir aufgefallen, dass Sarah sich in der Kindergartengruppe oft nicht ganz wohl fühlt. Oft empfindet sie, dass sie keiner beachtet, dass keiner ihre Ideen annimmt, ihr zuhört und manchmal fühlt sie sich auch unbeliebt. Sie empfindet auch, dass keiner gerne mit ihr spielt. Auch fühlt sie sich oft allein gelassen und empfindet, dass sie von den anderen Kindern keine Hilfe bekommt. In der Gruppe trifft man sie oft alleine spielend an.

2.
Ich will, dass Sarahs Verantwortungsgefühl gestärkt wird.
Ich will, dass Sarah mit mir zusammen Verantwortung für das Projekt übernimmt.
Sie soll sich mit meiner Unterstützung und auch mit der Unterstützung der anderen Projektmitglieder um das Material, um die Planung und (kindgerecht) um das Wohlergehen der Gruppe kümmern.
Durch Beobachtungen ist mir aufgefallen, dass Sarah ein großes Verantwortungsbewusstsein sowie organisatorisches Talent besitzt. Sie kümmert sich gerne um Aufgaben und plant gerne, beteiligt sich immer an Gruppenprojekten und bringt dann oft Material zum Thema von Zuhause mit.

Sie umsorgt auch gerne andere Kinder, obwohl bei ihr auch manchmal eigennützige Gründe im Vordergrund stehen, was ich aber nicht besorgniserregend finde. (Das kann zum Beispiel so aussehen: Ich beschütze das kleine Mädchen vor den Jungs und kann dafür mit ihrer Puppe spielen.)
Ich finde, Sarah hat ein Talent, Verantwortung für etwas zu übernehmen, das ich weiter fördern möchte.

3.
Ich will Sarahs Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein stärken!
Ich will, dass Sarah ihre eigenen Ideen anderen mitteilt. Sie soll sich trauen, in der Gruppe zu reden. Sarah soll die Rolle der AG-Leitung übernehmen und kleine Sequenzen selbst leiten. So wie Sarah ihre Ideen den anderen Kindern mitteilen soll, soll sie auch anderen Kindern die Chance geben. Sie soll lernen, andere Ideen, Entscheidungen und Meinungen zu akzeptieren.

Warum?
Mir ist aufgefallen, dass Sarah sich für unbeliebt hält. Was nicht wirklich der Fall ist. Auch denkt sie, dass die anderen Kinder eine schlechte Meinung über sie haben, auch das hat man bisher in der Gruppe nicht beobachten können. Teilweise verfügt Sarah über Selbstbewusstsein, sie kann oft ihre Meinung sagen, aber im Gegenzug fehlt ihr das Selbstbewusstsein, andere Ideen oder Meinungen zu akzeptieren.

4.
Ich will, dass Sarah Freundschaft schließt!
Dies ist wohl das schwerste, aber auch eines der wichtigsten Ziele. Ich will, dass Sarah die anderen Kinder an sich heranlässt, dass sie mit ihnen gemeinsam Erfahrungen macht, Spaß hat und Vertrauen gewinnt.

Es wäre schön, wenn aus dem Projekt heraus Spielverabredungen für die Zeit nach dem Frühstück oder für den Nachmittag getroffen werden. Ich würde mich freuen, wenn die bisher noch sehr zarte Freundschaft zwischen Anne und Sarah wächst und zu einer festen Freundschaft werden könnte.

Warum?
In Beobachtungen wird deutlich, dass Sarah keine festen Freunde hat. Oft spielt sie alleine oder nur kurz in kleinen Spielgruppen. Sie hält sich für unbeliebt und unverstanden. Anne ist neu im Kindergarten und kennt Sarah schon. Im Fragebogen berichtet Sarah, dass Anne ihr zuhört. Diese positive Bindung möchte ich stärken und fördern. Beide Kinder wohnen auch dicht nebeneinander und treffen oft aufeinander, daher wäre eine freundschaftliche Bindung schön.

Alternativ zum hoch gesteckten Ziel reicht es mir auch, wenn Sarah Vertrauen in andere Kinder bekommt und sich ihnen annähert!

Kommentar der Kursleitung:

Das verstehen wir so, dass Du für Sarah ein Umfeld gestalten willst, in dem sie gute Kooperationserfahrungen und vielleicht sogar Freundschaft finden kann. Hoch begabte Kinder brauchen oft ein solches gestaltetes Umfeld (eine kleine Gruppe ähnlich befähigter Kinder, die sich mit interessanten und herausfordernden Aufgaben beschäftigt), um die Möglichkeit und den Wert von Zusammenwirken mit anderen Kindern zu erkennen, den sie manchmal für sich schon verworfen haben.
Umso besser, wenn sie fachliche, verständige Unterstützung (Dich) dabei haben.

5.
Ich will, dass Sarah Wissen über den Schmetterling erwirbt.

Ich will, dass Sarah Neues über den Schmetterling erfährt und auch behält. Sie soll sich neues Wissen aneignen. Mit meiner Hilfe, gemeinsam mit der Gruppe und auch alleine. Sie soll ihr schon vorhandenes Wissen nutzen. Sarah wird ihren Wortschatz erweitern und neue Erfahrungen machen.

Warum?
Sarah hat sich selbstständig für dieses Thema entschieden. Sie ist motiviert, ihr Wissen in diesem Bereich zu erweitern. Sie zeigt hieran Interesse und Freude. Im Allgemeinen zeigt sie Freude am Lernen, die ich ihr erhalten will!

Erster Projekttag

Gemeinsam stellen Sarah und ich unser Projekt im Morgenkreis der Gruppe vor. Wir benennen die Gruppenmitglieder und berichten, dass wir uns gleich anschließend mit einem Sitzkissen in der Waldkirche (selbst gebaut aus Stöcken und Steinen) nach dem Kreis treffen werden.

(Selbstwertgefühl, Verantwortungsbewusstsein sowie Selbstbewusstsein von Sarah wird gefördert / Einbindung der gesamten Gruppe wird angestrebt / die Projektgruppe wird motiviert.)

Nach dem Morgenkreis laufen wir im „Schmetterlingsflug“ zur Waldkirche und setzen uns. Alle Kinder außer Anne sind anwesend.
Ich berichte den Kindern, dass Sarah die AG-Chefin ist und ich ihre Patin. Ich frage Sarah, ob sie erzählen möchte, was wir für heute geplant haben. Sarah berichtet, dass ich „Die Raupe Nimmersatt“ vorlesen werde, dass wir einen großen Schmetterling gemeinsam anmalen werden und dass wir auch noch Schmetterlinge beobachten wollen.

(Auflockerung nach längerem Sitzen und Konzentration im Morgenkreis / Selbstwertgefühl, Verantwortungsbewusstsein sowie Selbstbewusstsein von Sarah werden gefördert / Aufforderung zur verbalen Äußerung.)

Sarah gibt mir das Buch über die Raupe Nimmersatt, und ich lese den Kindern die Geschichte vor. Wir betrachten jede Seite genau. Unsere besondere Aufmerksamkeit liegt auf den Seiten der Verkostung und der Verwandlung.

(Förderung der Konzentration / Aufforderung zur Bildbetrachtung mit genauerer Analyse.)

Danach frage ich die Kinder, was sie glauben: Ob das Buch stimmt oder nicht.
Nachdem wir gemeinsam überlegt haben, hole ich ein paar Bücher heraus, mit der Bemerkung, dass in ihnen viel über Schmetterlinge steht. Ich gebe den Kindern die Bücher und bitte sie, darin nach für uns Wichtigem zu suchen.

(Förderung der Konzentration / Aufforderung zur Bildbetrachtung mit genauer Analyse / Aufforderung zur Hypothesenbildung.)

Dann schauen wir uns gemeinsam unsere gefundenen Informationen an.

Nachdem wir gemeinsam herausgefunden haben, dass das Bilderbuch – bis auf die Nahrungsmittel – der Realität nahe kommt, gebe ich den Kindern eine Kopie, die alle Stationen vom Ei bis zur Raupe, dann zum Kokon und zum Schmetterling zeigt. Ich erkläre den Kindern, dass sie diese mit nach Hause nehmen können.

(Gemeinsame Wissensaneignung.)

Sarah zeigt den Kindern einen großen vorgezeichneten Schmetterling und fordert sie auf, das Bild gemeinsam anzumalen. Wir überlegen, an welche Regeln man nochmal denken sollte, wenn man gemeinsam etwas macht, damit es jedem gut geht.

(Aufforderung zur eigenen Lösungsfindung / Gemeinsames Erfolgserlebnis.)

Ich fordere die Kinder auf, mir im Schmetterlingsflug zum Waldrand zu folgen, damit wir versuchen können, Schmetterlinge zu beobachten.

(Auflockerung nach längerem Sitzen / Anschauen der Tiere / Festigung des erworbenen Wissens.)

Ich frage die Kinder nochmal, ob die Geschichte der Raupe Nimmersatt realistisch ist?

Nun bitte ich die Kinder, eine kurze Gesprächsrunde zu machen. Wir überlegen gemeinsam, was wir am nächsten Projekttag machen möchten. Zur Hilfe ziehe ich die Wunschliste der Kinder heran.
Am Ende bitte ich Sarah, nochmal mit mir alleine zu sprechen. Ich frage sie nach ihrem Befinden und bitte sie, gemeinsam mit mir die AG-Sachen einzusammeln.

(Förderung des Gemeinschaftsgefühls / Förderung des Sozialverhaltens / Aufforderung zur verbalen Äußerung und Reflexion / Verantwortungsbewusstsein von Sarah wird gefördert.)

Reflexion des ersten Projekttages

Im Allgemeinen ist der erste Projekttag so abgelaufen, wie ich es mir vorgestellt habe. Die Kinder und auch ich hatten Spaß.
Ich habe die gesteckten Ziele erreicht. Die Kinder haben das Neue und zum Teil schon bekannte Wissen über Schmetterlinge gut angenommen. Sie haben gut und interessiert mitgemacht und viele Fragen gestellt.

Bei der Entstehung der Schmetterlinge konnten Sarah und Janette viel beitragen. Dieses wurde auch aufmerksam von den anderen Kindern aufgenommen. Ich habe mich sehr gefreut, dass sich Sarah in der Gruppe sichtlich wohl gefühlt hat. Sie hat ihre Ideen der Gruppe mitgeteilt und auch ihre eigene Meinung gesagt. Sie konnte auch das Material mit den anderen teilen, andere Ideen annehmen und sogar eine kleine Auseinandersetzung zwischen Jule und Marie schlichten.

Die Gruppe hat Sarah als AG-Leitung angenommen. Sie haben ihr interessiert zugehört und ihre Ideen auch angenommen.

Hier zeigt sich, dass Sarah über das entsprechende Verhaltensrepertoire verfügt.

Sarahs Verantwortungsbewusstsein wurde gestärkt. Sie hat Verantwortung für ihre AG übernommen, sogar alleine im Morgenkreis über ihr Vorhaben berichtet und auch Sequenzen alleine geleitet. Dieses hat so gut geklappt, dass ich ihr in den folgenden Sequenzen weiter Verantwortung abgeben werde.

In der Gruppe herrschte eine schöne Harmonie. Ich kann wohl sagen, dass sich alle wohl gefühlt haben, auch Sarah. Es hat sich jede getraut, sich zu äußern. Sarah konnte gut die Gruppe leiten.

Auch in der kleinen Abschlussrunde hat sich jede getraut mitzumachen. Es kamen nur positive Resonanzen. Die Kinder berichteten, dass Sie Spaß hatten, und wollten eigentlich schon noch weiter machen. Leider musste ich den Kindern erklären, dass ich zu meiner Kindergartengruppe zurück muss. Ich habe sie aber auch motiviert, ohne mich weiter zu machen.

Sie haben dann gemeinsam beschlossen, Schmetterlinge zu spielen. Im Einzelgespräch hat Sarah mir mitgeteilt, dass es ihr großen Spaß macht und dass sie zu Hause nachschauen will, ob sie noch ein Schmetterlingsbuch findet.

Weiter hat sie sich positiv zu der Kleingruppe geäußert. Sie sagte wortwörtlich, „Wir haben alle gar nicht gezickt!“ und „Ich kann das doch richtig gut mit der AG, oder?“ Das hat mich sehr gefreut und ich habe sie noch mal gelobt und weiter motiviert.

Die gemeinsame Planung mit den Kindern hat auch gut geklappt. Wir wollen uns das nächste Mal am Waldrand treffen, weil wir beobachtet haben, dass dort viele Schmetterlinge fliegen. Wir wollen die Raupe Nimmersatt, oder besser gesagt: unsere eigene Version spielen. Dazu haben wir eine Liste zusammengestellt, was ich alles aus dem Kindergarten mitbringen soll: Schmuck, Tuch, Seidentücher zum Verkleiden, Pfeifenputzer, Ausklapptunnel, der so aussieht wie ein Kokon, u.v.m.

Sarah hat vorgeschlagen, einen kleinen Schmetterling zu basteln, um genau zu sehen, wie er aussieht. Diese Idee fand in der Gruppe sofort Anklang.
Ich bin mit dem ersten Projekttag zufrieden. Ich habe mich sehr gefreut, dass es allen so gut gefallen hat und vor allem, dass sich Sarah so wohl gefühlt hat. Wenn ich etwas anders machen würde, dann würde ich noch mehr Verantwortung an Sarah und die anderen Kinder abgeben.

Zweiter Projekttag (1 Woche später)

Wieder berichten Sarah und ich gemeinsam kurz von unserem Projekt im Morgenkreis. Ich bitte Sarah, die Gruppenmitglieder zu benennen und zu erklären, wo wir uns treffen wollen (auf der Wiese am Waldrand).

(Förderung des Selbst- und Verantwortungsbewusstseins von Sarah / Einbindung der gesamten Gruppe.)

Gemeinsam gehen wir zur Wiese, die Kinder nehmen Sitzkissen mit. Dort angekommen setzen wir uns zusammen zum Kreis. Ich frage die Kinder, an was sie sich vom letzten Mal erinnern.
Dann bitte ich Sarah zu berichten, was wir heute machen wollen.

(Förderung des Selbst- und Verantwortungsbewusstseins von Sarah / Die Gruppenleitung wird an Sarah abgegeben.)

Wir holen alle notwendigen Gegenstände aus meinem Auto, legen sie auf einen Haufen und besprechen, wie wir die Entstehung eines Schmetterlings nachspielen können. Gemeinsam wiederholen wir noch mal (kindgerecht) die biologischen Fakten und probieren eine erste Darstellung. Mir ist es wichtig, dass die Rollen ausgewogen verteilt werden. Ich kann mich im Hintergrund halten, weil die Mädchen alles alleine regeln.

(Festigung und Erweiterung des Wissens / Gleichberechtigung der Gruppenmitglieder / Anregung von Fantasie und Kreativität.)

Wir nutzen das bunte Schwungtuch für ein Bewegungsspiel. Wir verteilen uns gleichmäßig um das Tuch herum und schwingen es gleichzeitig hoch. Dann können zwei Kinder als Schmetterlinge hindurch fliegen.

(Auflockerung / Bewegung.)

Die Kinder basteln einen kleinen Schmetterling aus dünner Pappe: Sie schneiden einen Schmetterling aus und befestigen daran Fühler und Beine aus Pfeifenputzer. Besondere Aufmerksamkeit lege ich auf die Fühler und die Beine. Beim Basteln erkläre ich Fachbegriffe und führe biologische Hintergründe aus.

(Festigung und Erweiterung des Wissens / Wortschatzerweiterung / Förderung von Fantasie / Ausleben der Kreativität / Förderung der Feinmotorik.)

Danach bitte ich die Kinder, wieder eine kurze Gesprächsrunde zu machen, um zu überlegen, was wir am nächsten Projekttag machen möchten.
Nach Beendigung bitte ich Sarah wieder zu einem kleinen Gespräch. Ich frage sie wieder nach ihrem Befinden.

(Aufforderung zur verbalen Äußerung / Reflexion.)

Diese Verbindung zwischen kreativem Handeln und Wissensinput gefällt mir sehr
–  sie geht in der Großgruppe zu leicht unter.

Reflexion des zweiten Projekttages

Auch der zweite Tag verlief entsprechend der Planung. Anne war zum ersten Mal dabei. Ich erhoffe mir eine starke Bindung zu Sarah und eine eventuelle Freundschaft.
Die gesteckten Ziele haben wir erreicht. Die Kinder waren wieder sehr interessiert und motiviert. Sie haben wieder viele Fragen gestellt und konnten sie auch manchmal mit Hilfe eines Gruppenmitglieds beantworten.

Dem Körperaufbau eines Schmetterling begegneten sie mit Neugier und entwickelten einen starken Ehrgeiz, den Schmetterling detailgenau zu basteln. Besonders Sarah und Marie arbeiteten sehr intensiv an ihrem Modell. Wieder fühlte sich Sarah in der Gruppe wohl und konnte Ideen verwirklichen. Auch konnte sie gut Ideen von Anderen annehmen.

Selbst bei der Darstellungssequenz konnte sie andere Ideen annehmen und umsetzen. Janette hatte viele gute Ideen zur Darstellung, die dann von den Gruppenmitgliedern, auch von Sarah, gut umgesetzt wurden. Sarah konnte es gut aushalten, auch mal ihre Führungsrolle abzugeben. Wenn es notwendig wurde, konnte sie sie aber auch wieder annehmen.

Sarah übernahm wieder die Verantwortung für ihr Projekt und ich konnte mich gut im Hintergrund halten. Bei der Darstellung konnte Sarah gemeinsam mit Janette eine gerechte Rollenverteilung erzielen. Trotz der erzielten Gerechtigkeit fühlte Jule sich missverstanden und reagierte mit verbaler Aggression gegen Janette. Anne und auch Sarah konnten die Situation schlichten. Trotz allem hielt sich Jule erst einmal zurück, das legte sich aber nach kurzer Zeit.

Die Fantasie der Kinder wurde angeregt, was bei allen Kindern bei der Darstellung und bei der Gestaltung des Schmetterlings deutlich wurde.

Sarahs Selbstbewusstsein und ihr Selbstwertgefühl wurden weiter gestärkt. Sie bekam sehr viel Lob und Anerkennung von den anderen Kindern für ihre AG im Allgemeinen aber auch für ihren gebastelten Schmetterling.

Das Bewegungsspiel mit dem Schwungtuch wurde zwar gemacht, aber von den Kindern umgeändert. Erst krabbelten sie als Raupe und dann flogen sie als Schmetterling hindurch. Jule kullerte als kleines Ei drunter durch. Das wollte dann jede ausprobieren. Diese kleine Bewegungseinheit lockerte uns alle auf.

In der Abschlussrunde kam wieder die Rückmeldung, dass den Kindern die AG gefallen hat und dass sie sich auf das nächste Mal freuen. Schon während der Darstellungssequenz kam den Kindern die Idee, die Entwicklung vom Ei zum Schmetterling noch einmal darzustellen, dann aber Fotos und ein Plakat für die ganze Gruppe zu machen, damit die anderen Kinder das auch lernen können. Die Idee kam von Janette und wurde von allen gut aufgenommen.

Im vertrauten Gespräch mit Sarah konnte ich wieder einen sehr positiven Eindruck von ihrer Stimmung bekommen. Sie berichtete, dass es ihr sehr gut gefällt und sie möchte, wenn die AG zu Ende ist, für alle Kinder eine AG machen.

Ich bin mit dem zweiten Projekttag zufrieden und hatte wie die Kinder viel Spaß. Ich habe mich wieder gefreut, dass es allen so gut gefallen hat. Sehr gefreut hat mich, dass Sarah eine Beziehung zu Janette aufbaut und sie sich für den Nachmittag verabredet haben. Auch die Beziehung zu Anne scheint mir stärker zu werden.

Wenn ich etwas anders machen würde, dann würde ich noch intensiver auf die Augen des Schmetterlings eingehen. Hierzu kamen nämlich viele Fragen, wir haben sie für das nächste Treffen aufgehoben. Bis dahin werde ich mich weiter intensiv über den Schmetterling informieren.

Ich würde vielleicht noch eine größere Auswahl an Stiften und Materialien anbieten, aber im Wald muss man Kompromisse eingehen. Andererseits fördert diese Einschränkung auch wiederum die Kreativität und die Improvisationsfähigkeit.

Dritter Projekttag (wieder eine Woche später)

Sarah berichtet wieder im Morgenkreis von unserem Projekt. Ich bitte Sarah wieder die Gruppenmitglieder zu benennen und zu erklären, wo wir uns treffen wollen.

(Selbstwertgefühl, Verantwortungsbewusstsein sowie Selbstbewusstsein von Sarah werden gefördert / Einbindung der gesamten Gruppe in das Projekt.)

Wir gehen mit unseren Sitzkissen zur nahe gelegenen Wiese. Dort haben wir großes Glück und können mehrere Schmetterlinge beim Tanzen beobachten. Danach beginnen wir einen kleinen Gesprächskreis. Ich bitte die Kinder zu überlegen, was wir das letzte Mal getan haben und was wir für heute geplant haben.

(Aufforderung zur verbalen Äußerung / Wiederholung und Festigung des Wissens / kleine Reflexion für mich: Was wurde verstanden? / Förderung der Merkfähigkeit.)

Sobald die Kinder gemeinsam die kleine Reflexion erarbeitet haben, bitte ich sie die heutige Projekteinheit zu planen. Die Kinder sollen eigenständig die Reihenfolge vom Ei zum Schmetterling mit verschiedenen Materialien und Posen darstellen und selbst fotografieren. Ich unterstütze die Kinder, kann mich aber wieder die meiste Zeit im Hintergrund halten.

(Gemeinsame Planung der Darstellung „Vom Ei zum Schmetterling!“)

Bevor es losgeht, erkläre ich den Kindern die Bedienung der Digitalkamera und helfe ihnen, das gewünschte Material aus meinem Auto zu holen.

(Selbstständiges arbeiten mit dem Medium „Digitalkamera“ sowie verantwortungsvoller Umgang damit / Selbstständiges Arbeiten der Kindergartenkinder / Erläuterung der Digitalkamera sowie Hilfestellung.)

Die Kinder führen ihre Darstellung vom „Ei zum Schmetterling“ selbstständig auf und fotografieren eigenständig.

(Eigenständige und gemeinschaftliche Darstellung der Kindergartenkinder / Ausüben von Kreativität / Förderung der Gruppenzugehörigkeit.)

Gemeinsam betrachten wir die entstandenen Fotos. Wir überlegen, welche Fotos für unser Plakat geeignet wären. Ich frage die Kinder, welchen Text sie unter den Fotos stehen haben wollen. Ich bitte die Kinder, immer an den biologischen Ablauf vom Ei zum Schmetterling zu denken.

(Gemeinsames Erleben eines Ergebnisses = Erfolgserlebnis / gemeinsame Planung / Wissensfestigung / Freiraum für Kreativität / Keine Abwertung von Ideen.)

Anschließend versuche ich die Fragen der Kinder vom letzten Treffen mit Hilfe von Bildern zu beantworten. Vor allem bitte ich sie, sich die Augen des Schmetterlings genau anzusehen.

(Eingehen auf das Wissensbedürfnis der Kinder / Wissenserweiterung / Wortschatz-Erweiterung.)

Nun bitte ich die Kinder, wieder eine kurze Gesprächsrunde zu machen. Ich versuche mich auch hierbei im Hintergrund zu halten, was gelingt.

Dann überlegen wir gemeinsam weiter, was wir am nächsten Projekttag machen. Ich erinnere die Kinder daran, dass sie das Plakat fertigstellen wollen.

(Aufforderung zur verbalen Äußerung und Reflexion / gemeinsame Planung.)

Nach Beendigung der Gesprächsrunde bitte ich Sarah wieder zu einem kleinen Gespräch. Ich frage sie wieder nach ihrem Befinden. Gemeinsam überlegen wir, dasss wir am letzten Tag eine Urkunde verteilen wollen und wie sie aussehen soll.

(Aufforderung zur verbalen Äußerung und Reflexion / gemeinsame Planung / Selbstwertgefühl, Verantwortungsbewusstsein sowie Selbstbewusstsein von Sarah werden gefördert / Möglichkeit für Sarah, sich frei zu äußern.)

Reflexion des dritten Projekttages

Auch der dritte Tag ist wieder ähnlich wie geplant verlaufen – mit dem Unterschied, dass wir diesmal weniger Zeit hatten. Die gesamte Gruppe ist nach dem Morgenkreis Schafe füttern gegangen. (Aktuell hilft unser Naturkindergarten bei der Pflege einer Schafherde.) Erst danach war Zeit für unser Projekt. Mir war es wichtig, dass die Kinder nicht wegen des Projekts auf’s Schafe Füttern verzichten müssen.

Dennoch habe ich die gesteckten Ziele erreicht. Die Kinder waren wieder sehr motiviert und wissbegierig. Sie konnten ohne Probleme den Weg vom Ei zum Schmetterling erklären. Die Kinder konnten gut gemeinsam die Darstellung „Vom Ei zum Schmetterling“ planen und durchführen.

Das eigenständige Abwechseln untereinander mit der Digitalkamera klappte sehr gut. Ich hatte mich schon darauf eingestellt, eventuell eingreifen zu müssen, um eine gerechte Aufteilung zu erzielen. Das war aber nicht nötig. Wir hatten im Vorfeld gemeinsam besprochen, dass jede die Gelegenheit bekommen soll, die Kamera zu benutzen. Das gelang der Gruppe, was mich sehr gefreut hat.

Sarah hat sich sehr gut in die Gruppe eingefügt. Trotz ihrer Position der AG-Leiterin stellte sie sich nicht höher als die anderen und nutzte ihre Position nicht aus. Sie fühlt sich zur Gruppe zugehörig. Sarahs Verantwortungsbewusstsein wurde weiter gestärkt. Sie kann sehr gut für ihre AG Verantwortung übernehmen. Sie plante aktiv mit, traf eigenständig Entscheidungen (zum Beispiel bei der Materialplanung) und zeigte große Freude, die AG im Morgenkreis der gesamten Kindergartengruppe vorzustellen.
Es ist also klar ersichtlich, dass Sarah hier eine ihren Fähigkeiten und Begabungen angemessene Rolle gefunden hat.

Laut Sarahs Gruppenerzieherin berichtet sie auch viel von der AG im Schlusskreis und bei anderen Gelegenheiten. Vermutlich ändert sich so allmählich auch das Bild, das die Gruppe von Sarah hat.

Die Fantasie der Kinder wurde angeregt. Sie haben Überlegungen zur Darstellung „Vom Ei zum Schmetterling“ getroffen sowie sich passende Materialien überlegt. Ihre Kreativität haben sie bei der Darstellung ausgelebt und auch beim Umgang mit der Kamera. Es sind sehr schöne Motive entstanden.

Auch bei der Auswahl der Fotos für unser Projekt konnten sie ihre Kreativität ausüben. Sie haben farbliche Veränderungen mit der Kamera hergestellt, sie aber wieder rückgängig gemacht, weil sie die Originalfarben besser fanden.

Die Kinder konnten gut und verantwortungsvoll mit der Digitalkamera umgehen. Manche der Kinder sind den Umgang schon von Zuhause oder aus unserem Kindergarten gewohnt gewesen. Sie konnten ihr Wissen an die Anderen weiter geben. Alle Kinder haben die Kamera ausprobiert.

Ich glaube, das kleine Abschlussgespräch jeder AG-Einheit macht Sarah sehr viel Freude und stärkt sie. Sie fühlt sich wichtig genommen und nutzt die Chance, mit mir ein Einzelgespräch zu führen. Auch die Verantwortung in der Gruppe stärkt sie.

Sie erfährt von den anderen Kindern viel Anerkennung. Bei der letzten Projekteinheit kamen noch intensive Fragen zum Schmetterling auf. Diese konnten wir nun durch Betrachten von Anschauungsmaterialien und Erzählungen meinerseits beantworten. So konnten die Kinder auch wieder ihr Wissen über Schmetterlinge erweitern.

Die Kinder haben alle aktiv mitgemacht. Sie hatten sich sehr viel vom letzten AG-Tag gemerkt, auch viele Fachbegriffe sind bei den Kindern hängen geblieben.

Schon bei der Planung der Darstellung konnte ich mich aus der Gruppe zurückziehen. Gelegentlich musste ich Fragen der Kinder beantworten (zum Beispiel: „Können wir die Fotos auch am Feldweg machen?“). Bei der eigentlichen Darstellung war ich nur Assistentin, wenn irgendwo Schwierigkeiten aufkamen, wie zum Beispiel bei der Verkleidung oder bei der Kamera.

Die Kinder konnten sich schnell über die Rollen einigen. Manche Sequenzen wurden auch mehrmals gespielt, damit jede mal ihre Wunschrolle spielen durfte. Ich fühlte mich an diesem Projekttag sehr wohl, da ich sehen konnte, wie selbstständig, gerecht und kreativ die Gruppe arbeiten kann.

Bei der Auswahl der Fotos konnten sich die Kinder gut einigen und haben sich lange verbal auseinander gesetzt, welches Bild später auf das Plakat kommen soll. Auch bei den Überlegungen zum Text gaben sich alle große Mühe. Die Kinder baten mich, auch nochmal unser Schmetterlingsbuch zu holen, um nachzuschauen, ob wir etwas vergessen hätten. Sie blieben bei dem biologischen Ablauf und brachten ihn nicht durcheinander.

Die Kinder waren sehr konzentriert, als ich mit ihnen gemeinsam die Fragen vom letzten Mal beantwortet habe. In der Reflexionsrunde hatten die Kinder sehr viel zu erzählen. Ich musste hier etwas leiten, um sie zum Schluss zu führen. Ich habe den Kindern aber das Angebot gemacht, gemeinsam beim Frühstück weiter darüber zu reden.

Die Kinder konnten wieder sehr gut und auch gemeinschaftlich für die nächste Projekteinheit planen. Sie wollen nun nicht nur das Plakat gestalten, sondern auch Raupen aus Holzperlen basteln.

Im kleinen Abschlussgespräch mit Sarah konnte ich wieder erfahren, dass sie viel Spaß hatte. Wir überlegten uns gemeinsam, wie die Urkunde für die Kinder aussehen sollte. Sarah hatte dazu viele gute und präzise Ideen.
Wir haben auch darüber gesprochen, wie wir die Kinder fragen wollen, wie ihnen das Projekt gefallen hat. Sarah erinnerte sich an eine ältere AG, in der alle Kinder Perlen bekommen haben und je nachdem wie viele Perlen sie abgaben, so gut hat es ihnen gefallen. Ich fand die Idee gut, vor allem da wir bei der letzten Projekteinheit sowieso Perlen gebrauchen werden.

Vierter (letzter) Projekttag, 1 Woche später

Es geht wie immer los: gemeinsam berichten Sarah und ich im Morgenkreis vom voran gegangenen Projekttag, Sarah benennt die Gruppenmitglieder und erklärt, wo wir uns treffen wollen.

(Selbstwertgefühl, Verantwortungsbewusstsein sowie Selbstbewusstsein von Sarah werden gefördert / Einbindung der gesamten Gruppe.)

Wir treffen uns gemeinsam in einem Extra-Raum im Kindergartengebäude und nehmen an einem großen Tisch Platz. Ich frage die Kinder, ob sie sich noch daran erinnern können, was wir schon alles über die Raupen wissen.

(Festigung des erlernten Wissens / Wiederholung / Aufforderung zur verbalen Äußerung / kleine Reflexion für mich: Was wissen die Kinder noch? / Chance zur Äußerung für alle.)

Zusammen mit einem Projektmitglied hole ich ein Tablett, darauf liegen schon verschiedene Holzperlen, Filzstifte und Pfeifenputzer. Ich bitte Sarah, zu erklären, wie man aus dem Material eine Raupe basteln kann. Alle Kinder schaffen es.

(Selbstwertgefühl, Verantwortungsbewusstsein sowie Selbstbewusstsein von Sarah werden gefördert. / Anregung der Fantasie sowie Ausleben der Kreativität / Förderung der Grob- und Feinmotorik.)

Ich hole das Buch über die Raupe Nimmersatt hervor und frage die Kinder, ob sie sich noch daran erinnern. Wir besprechen nochmal kurz das Buch und rufen uns unser Rollenspiel „Vom Ei zum Schmetterling“ und die damit verbundenen Fotografien in Erinnerung.

(Festigung des erlernten Wissens / Wiederholung / Aufforderung zur verbalen Äußerung / Förderung der Merkfähigkeit.)

Ein großes Plakat, die Fotos, die Texte vom letzten Projekttreff sowie Schreib- und Bastelmaterial liegen bereits auf dem Nebentisch bereit. Ich möchte nun gemeinsam mit den Kindern das Plakat gestalten. Die Kinder überlegen gemeinsam und besprechen, wie das Plakat am Ende aussehen soll und gehen froh an die Arbeit.

(Gemeinsames Schaffen eines Ergebnisses / Förderung des Gemeinschaftsgefühls.)

Dann versammeln wir uns um das fertige Plakat und gehen verbal noch mal die Projekttage durch. Ich frage die Kinder, wie es ihnen gefallen hat, und Sarah gibt jedem Kind vier Perlen. Ich fordere die Kinder auf, je nach dem wie gut es ihnen gefallen hat, Perlen auf den Tisch zu legen (je mehr Perlen, desto besser hat es gefallen).

Abschließend gestalte ich zusammen mit den Kindern eine Ecke im Kindergarten, in der wir unser Plakat aufhängen und unsere Bücher und Basteleien ausstellen.
Sarah und ich überreichen den Kindern eine Teilnehmerurkunde mit einem Projektfoto.

(Betrachtung des Gemeinschaftsergebnisses / Erfolgserlebnis / Gemeinsamer Rückblick auf das Projekt /
Präsentation des Projektergebnisses, offen für den ganzen Kindergarten und Gemeindegruppen / Erinnerung an das Projekt / Lob für das Mitwirken.)

Ich bitte Sarah wieder zu einem kleinen Gespräch und gebe ihr die Möglichkeit, auch noch ihre Perlen-Wertung abzugeben. Ich frage sie, ob sie mit ihrer AG zufrieden ist, und bedanke mich für die Zusammenarbeit.

(Sarahs Selbstwertgefühl, Verantwortungsbewusstsein sowie Selbstbewusstsein werden gefördert / Möglichkeit für Sarah, sich frei zu äußern / Lob.)

Reflexion des letzten Projekttages

Ich konnte die gesteckten Ziele wieder erreichen. Durch gemeinsame Wiederholung konnten wir das Wissen über Schmetterlinge festigen. Die Kinder hatten viel von den vorigen Projekttagen behalten und konnten viel wiedergeben. Janette und Sarah konnten sich viele Fachbegriffe merken. Jule zeigte viel Freude bei der Wiederholung und war sichtlich stolz, dass sie sich viel merken konnte.

Sarahs Gemeinschaftsgefühl wurde wieder gestärkt. Sie fühlte sich wieder sehr wohl und angenommen in der Gruppe. Die Freundschaft zu Anne ist nun sehr gefestigt. Sie verabreden sich regelmäßig. Auch die Beziehung zu den anderen Projektmitgliedern ist stark geworden. Die Bindung zu Janette ist weiterhin erhalten, auch sie verabreden sich nun ab und an.

Außerhalb des Projektes, so wurde mir von Sarahs Erzieherin berichtet, lässt sich beobachten, dass die Projektgruppe gemeinsam spielt.

Sarahs Verantwortungsbewusstsein wurde wieder gestärkt. Sie konnte wieder sehr gut für ihre AG Verantwortung übernehmen. Sie plante aktiv mit, traf eigenständig und verantwortlich Entscheidungen. Mir wurde berichtet, dass Sarah viele Kinder und auch Erwachsene über ihre AG informiert und ihre Gruppe vorstellt.

Die Fantasie der Kinder wurde wieder angeregt. Die Kinder haben sich überlegt, wie sie ihre Raupe gestalten möchten. Auch trafen die Kinder Überlegungen, wie das Plakat aussehen soll. Auch den Platz für das Plakat und die kleine Ausstellung fanden sie selbst.

Ihre Kreativität konnten die Kinder im Gestalten der Raupe und des Plakats ausleben. Auch die Gestaltung des Präsentationsortes erforderte von den Kindern Kreativität.

Sarahs Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl wurde weiter gestärkt! Sie fühlt sich in der Gesamtgruppe wohler und hat einen guten Stand erreicht. Sie ist beliebt und ist in ihrem Auftreten sicherer geworden. Ich denke, das Projekt hat ihr sehr gut getan. Sie macht einen sehr zufriedenen Eindruck auf mich. Das Gemeinschaftsgefühl der gesamten Projektgruppe wurde in dieser Projekteinheit gefördert und gestärkt.

Die Kinder haben es geschafft, in der Wiederholung ihr Wissen wiederzugeben. Sie konnten sich hierbei gut ergänzen. Was die eine nicht mehr wusste, wusste ein anderes Kind. So haben sie auch nochmal gespürt, dass jeder wichtig ist und man sich in einem Team gut ergänzen kann. Sie konnten gemeinsam die Gestaltung des Plakats planen, jede konnte ihre Ideen einbringen.

Bei der eigentlichen Gestaltung haben sich die Kinder aufgeteilt. Jule durfte alles aufkleben, was es zum Aufkleben gab. Marie übernahm die Aufteilung des Materials und das Zurechtschneiden, Janette, Anne und Sarah haben das Plakat mit Malereien vervollständigt. Die Fotos und die Wissenstexte wurden gemeinsam auch mit mir ausgewählt und aufgeklebt, wobei ich nur eine Rolle im Hintergrund hatte. Ich habe die Kinder durch das Vorlesen der Texte unterstützt.

Beim gemeinsamen Betrachten des Plakats waren die Kinder sichtlich stolz auf ihr Werk. Sie haben sich für die Betrachtung viel Zeit gelassen und viel gelacht. Es wurde auch gemeinsam ein Platz für die kleine Präsentation gefunden, wobei die grundlegende Idee von Sarah kam und von den anderen Kindern gut angenommen wurde. Die Gestaltung der Ausstellung verlief wieder gemeinsam und ausgewogen. Als die Kinder ihre eigene Urkunde hatten, waren sie sichtbar stolz und haben sich sehr gefreut.

Bei der Wissensreflexion zum Thema Raupen haben alle Kinder motiviert und gut mitgemacht. Beim Gestalten der Raupen machten alle aktiv mit. Sie gaben sich große Mühe und waren auf ihre fertige Raupe auch stolz. Nachdem alle fertig waren, wollten die Kinder ein wenig mit den Raupen spielen. Ich konnte beobachten, wie ausgeglichen, freundlich und fröhlich sie zusammen spielten.

Bei der Planung zur Gestaltung des Plakats konnte sich jedes Kind gut einbringen. Jule hatte die Idee, das Plakat und alle Materialien lieber auf die Erde zu legen, da wir da mehr Platz hatten. Die anderen Kinder und auch ich fanden ihre Idee gut und setzten sie um. Die gemeinsame Betrachtung des Plakats fand auch auf dem Boden statt.

Durch das Plakat als Anschauungsmaterial war die Einleitung für die Reflexion des gesamten Projektes gegeben. Die Kinder konnten sich an vieles erinnern. Sarah war stolz, dass sie mit meiner Hilfe diese kleine Reflexion mit den Perlen leiten konnte.

Bei der Bewertung gaben die Kinder fast alle 4 Perlen ab. Jule hingegen nur 3, sie konnte es gut begründen: Sie fand den Streit mit Janette am 2. Projekttag nicht so schön. Wir haben noch einmal kurz darüber gesprochen, so fühlte sie sich auch weiter ernst und wichtig genommen. Ich habe aber darauf geachtet, dass Janette sich nicht missverstanden fühlte, da sie damals ja gerecht handelte und Jule schwer damit umgehen konnte, wie die Rollen aufgeteilt wurden. Ich habe aber auch darauf geachtet, dass dieser Streit nur kurz thematisiert wurde, da es nun schon geklärt war und eine gewisse Zeit vergangen ist.

Gemeinsam überlegten die Kinder, wo wir unsere kleine Präsentation aufbauen wollen. Sarah hatte die Idee, sie vorne im Flur über der Garderobe aufzubauen. Die anderen Kinder nahmen ihre Idee an. Beim Austeilen der Urkunden war Sarah sehr stolz. Auch die Kinder freuten sich sehr und waren wie Sarah stolz auf ihre eigenen Urkunden.

Das Abschlussgespräch mit Sarah war sehr angenehm. Sie hatte nun auch die Chance, ihre Perlen abzugeben. Sie entschied sich für alle vier und erzählte mir, dass es ihr sehr viel Spaß gemacht habe und sie gerne noch einmal so etwas machen möchte. Ich habe mich auch bei Sarah bedankt und ihr gesagt, dass es mir viel Freude bereitet hat, mit ihr dieses Projekt zu machen. Sarah war sehr stolz und erzählte mir noch ein wenig von Zuhause, wo sie einen Schmetterling gefunden hatte.

Ich habe im Vorfeld lange überlegt, ob Sarah bei der Schlussreflexion auch schon vier Perlen bekommen sollte, um gemeinsam mit den anderen Kindern zu agieren. Ich habe mich aber dann dafür entscheiden, dass sie an dieser Stelle lieber moderiert, aber schon auch verbal zur Auswertung beiträgt.

Schlussbericht

Konnte ich die Ziele, die ich mir gesetzt hatte, erreichen?

Betr.:
Ziele für alle Projekt-Kinder:

1. Ich will das Wissen zum Thema Schmetterlinge erweitern.
Dieses Ziel habe ich erreicht. Wir haben durch Wissensbücher, durch Anschauungsmaterialien, durch Beoachtungen und Berichte unser Wissen erweitert und auch gefestigt.

2. Die Kinder sollen fantasievoll handeln und kreativ werden.
Dieses Ziel habe ich auch erreicht. Die Kinder bekamen oft von Sarah oder von mir die Gelegenheit, ihre Fantasie zu nutzen und kreativ zu handeln.

3. Das Gemeinschaftsgefühl der Gruppe soll gefördert werden!
Auch dieses Ziel wurde erreicht. Die Kinder haben vieles gemeinsam gemacht. Sie haben gemeinsam Erfahrungen gesammelt, sie haben gemeinsam etwas erschaffen und gemeinsam Erfolgserlebnisse gehabt. Die Gruppe ist stark zusammengewachsen und hat sich auch als eine Gruppe gefühlt. Sie waren füreinander da und haben oft nach der Projekteinheit weiter in der kleinen Gruppe gespielt.

Jule hat sich trotz ihrer Lust auf Führung gut in die Gruppe eingefügt und Sarahs Leitungsrolle gut akzeptiert.

Betr.:
Ziele für Sarah:

1. Ich will das Gemeinschaftsgefühl von Sarah stärken!
Dieses Ziel habe ich erreicht. Sarah fühlte sich zunehmend in der Gruppe wohler. Sie hat gemeinsam mit der Gruppe Erfolgserlebnisse gehabt. Sie fühlte sich gut aufgehoben, anerkannt und zugehörig. Man konnte beobachten, dass Sarah eine sehr postive Beziehung zur der Gruppe und zu den einzelnen Mitgliedern aufgebaut hat.

2. Ich will, dass Sarahs Verantwortungsgefühl gestärkt wird.
Diese Ziel konnte ich auch erreichen. Sarah hat von Anbeginn des Projektes Verantwortung übernommen. Sie konnte ihr Projekt mit meiner Unterstützung gut und verantwortungsvoll leiten. Sie hat sich auch gut um das Wohl der Gruppe gesorgt und auch Vorbereitungen verantwortungsvoll erledigt. Im Allgemeinen hat Sarah großes Verantwortungsbewusstsein gezeigt.

3. Ich will Sarahs Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein stärken.
Dieses konnte ich auch erreichen. Sie hat oft selbstbewusst gehandelt. Sie hat wichtige Entscheidungen getroffen und sie gut rechtfertigen können. Ich konnte auch beobachten, wie ihr Selbstwertgefühl zugenommen hat. Man konnte sehen, dass sie sich sowohl von den Kindern als auch von mir wichtig genommen gefühlt hat, sie hat es regelrecht genossen. Sie konnte ihre Ideen verwirklichen, was ihrem Selbstwertgefühl gut getan hat; auch haben ihr die Kinder zugehört. Sie hat in der Gruppe Anerkennung und sogar Beliebtheit erfahren können.

4. Ich will, dass Sarah Freundschaften bildet!
Ich freue mich sagen zu können, dass ich auch dieses Ziel erreicht habe. Es ist schön zu beobachten, wie Sarah mit den anderen Kinden freundschaftlich umgeht. Sie hat sich schon mit verschiedenen Projektkindern nachmittags verabredet. Auch berichtet sie mir, dass sie nun Freunde hat.
Die Freundschaft zu Anne ist stärker geworden. Sie spielen nun regelmäßig und sind Freundinnen. Ich kann nicht sagen, dass das Projekt dieses alles bewirkt hat, vielleicht hätte sich Sarah auch ohne das Projekt so weiterentwickelt, oder die Bedingungen im Allgemeinen sind besser geworden – aber gestärkt habe ich Sarah in diesem Bereich schon. Im Prinzip ist es auch egal, es ist einfach schön zu sehen, dass sie nun Freunde hat. Wenn ich an den Zeitpunkt des Interviews denke, kann ich zufrieden sein.

5. Ich will, dass Sarah Wissen über den Schmetterling erwirbt.
Wie auch bei den anderen Kindern, kann ich das Ziel als erreicht ansehen.

Bin ich zufrieden?

Im Großen und Ganzen bin ich mit dem Projekt zufrieden. Ich konnte meine Ziele erreichen, habe selbst an Erfahrungen dazugewonnen und hatte viel Freude. Ich hätte es schöner gefunden, wenn ich das Projekt noch länger begleiten könnte. Ich hätte gerne weiter beobachtet, wie die Gruppe an Wissen wächst und wie sich die Gruppendynamik entwickelt.
Ich konnte nicht alle Wünsche der Kinder erfüllen, was auch aus Zeitgründen nicht lösbar war. Für mich war es auch schön, mal gruppenübergreifend zu arbeiten, so konnte ich neue Erfahrungen sammeln und neue Einblicke gewinnen.

Gerne würde ich das Projekt noch weiterführen. Die Gruppe ist so motiviert und interessiert! Aus Zeitgründen geht es aber jetzt nicht.

Wie geht’s weiter?

Ich möchte an den Ideen und Wünschen der Kinder weiter arbeiten. So möchte ich die Aufgabe, Pflanzen für die Schmetterlinge anzubauen, an die Pflanzen-AG abgeben. Wenn sie es in ihrer Arbeit nicht berücksichtigen können, werde ich es selbst bei einem Arbeiteinsatz mit den Eltern tun.

Zum Thema Klimahaus hatte ich mir auch etwas überlegt. Wir haben uns Zeitungsartikel und Prospekte zusammen angesehen. Ich konnte auch selber davon berichten, da ich es auch besucht habe.

Um nach diesem Projekt den Eltern und Kindern die Möglichkeit zu geben, noch weiter an diesem Thema zu arbeiten, habe ich eine Schmetterlingsfarm, ungefähr 45 Minuten Autofahrt entfernt, ausfindig gemacht. (Siehe: http://www.parkscout.de/ziel/schmetterlingsfarmsteinhude/tierpark-in-wunstorfsteinhude-niedersachsen) Diese können die Eltern bei Interesse mit den Kindern besuchen. Die Adresse samt Telefonnummer habe ich noch einmal auf den Urkunden vermerkt.

Die Möglichkeit, gruppenübergreifend zu arbeiten, hat mir sehr gefallen und ich konnte das auch meinen Kolleginnen überzeugend vermitteln. Nach so vielen positiven Erfahrungen werden wir in Zukunft häufiger gruppenübergreifend arbeiten.

Zur passenden Jahreszeit möchte ich mit den Kindern die Entwicklungsstufen des Schmetterlings in Realität beobachten. Dieses braucht aber Zeit.

Einbindung von Sarahs Eltern

Als das Projekt lief, gab es mehrere kurze Gespräche, bei denen es um Fragen nach dem Ablauf oder um den Austausch von Wissen ging.

Zum Schluss habe ich dann noch ein kleines Abschlussgespräch mit Sarahs Mutter geführt. Ich habe ihr nochmal eine Kurzfassung des Projektes gegeben und wir haben darüber gesprochen.
Sie hat noch einmal betont, wie schön Sarah das Projekt fand.

Besonders hat mich gefreut, dass die Mutter nach dem Gespräch noch einmal extra in meine Gruppe gekommen ist, um sich zu bedanken. Sarah hätte ihr noch sehr viel Positives erzählt und davon wollte sie mich unterrichten. Auch wie gut sie die Idee von den Urkunden fand, berichtete sie mir. Weiter erzählt sie mir, dass Sarah darauf sehr stolz ist.

Weitere Förderung für Sarah – siehe:
Die Berg-AG

Wörter-AG mit Sarah

Zeitungs-AG mit Sarah

 

Datum der Veröffentlichung: Juli 2013
Copyright © Hanna Vock, siehe Impressum.